OK, bevor es wieder einer der lustigen Dialektfrozzeleienfred daraus wird, schieb ich schnell noch den 2. Teil ein. Wär klasse, wenn die anderen racer vielleicht noch das ein oder andere Foto ( bitte nicht Imageshack) beisteuern würden, da der TM Hausfotograph diesmal krank war und ich deshalb visuell nichts beitragen kann.
OK, kommen wir also nun zum 2. Teil.
Mit einem 34 PS Hammer Gerät Achten auf einem Parkplatz eines globalen Elektromultis zu fahren ist natürlich ein Wagnis und bringt mit den auftretenden G-Kräften den menschlichen Organismus an den Rand des Verglühens, dennoch bleibt eine Leere, das Gefühl, dass das doch nicht alles gewesen sein kann.
Um dieser inneren Leere Einhalt zu gebieten, wählten wir uns einen Ort, den man sich nicht aussuchen sollte, wenn man Stille und Kontemplation sucht – den Hockenheimring.
Ort, zahlreicher Legenden, Dramen, dort wo Stars geboren wurden und wieder vergingen. Diesen geschichtsträchtigen Ort wählten Teile des Schräglagentrainigsteams aus Bericht 1, namentlich Heinz, gewandet in neuem Leder, fahrtechnisch begleitet von seiner wunderschönen KR ( vielleicht die schönste des Forums), Jochen in nicht mehr ganz neuem Leder, dafür mit blank geputzter KS, Schwager von Heinz mit R1 ( nicht der Zigarette) und diesmal mit dabei meine Freund Rainer/Bruno mit einer wunderschön aufgebauter Triumph Daytona.
Dass ich nebst Duc auch anwesend war, ist irgendwie klar.
Rainer und ich brachten unsere Spochtkräder auf Achse gen HHR, und zwar schon am Vortage, mit dem Ziel nach einer ruhigen Nacht im lokalen Hotel, ausgeschlafen den Event zu geniessen. Für einen geringen Obulus kamen unsere beiden Kräder bei freundlichen Menschen aus Deutschlands Westen für eine Nacht in einer Hockenheimbox unter.
Nun, wer meint, dass durch unsere mehrmalige Teilnahme bei TM Veranstaltungen, so zum Beispiel auch Mallorca, es eine Art Wiedersehensfreude bei den anwesenden Instruktoren gäbe,so ein Zeichen, dass man willkommen wäre, na gut zumindest ein freundliches Hallo, na gut ein Kopfnicken oder so etwas gegeben hätte. Nö – irgendwie schienen die Jungs keine richtige Lust auf uns zu haben. OK, es gibt solche und solche Tage…
Die Damen von TM waren um einiges freundlicher (was, richtige Racer brauchen kein Freundlichkeit? OK, wusste ich nicht!) , so dass wir uns schon am Vorabend anmelden konnten, die Startnummer 6 und 7 auf unsere Helme pappten und uns zum Ramada Hotel in Hockenheim aufmachten. Zum Hotel, ist ok aber mehr auch nicht. Dass eine Kirmes unter meinem Fenster tobte, beunruhigte mich nur anfangs, Ohropax und die Einhaltung der Ruhezeiten liessen mich ausgezeichnet ruhen.
Pünktlich am anderen Morgen waren wir im Fahrerlager. Hockenheim kenne ich natürlich von Besuchen der Formel 1, von DTM Rennen aber eben noch nicht von der anderen Seite. Beeindruckend – selbst ohne 200.000 Zuschauer!
Heinz mit Schwager und Jochen kamen pünktlich auf eigener Achse aus dem Frankenland an, wenn auch ein wenig unausgeschlafen.
Was gibt’s über die Rahmenbedingungen zu berichten? Wetter? Kurz – ein Traum, 20 Grad und sonnig, leichter Wind.
Drei Gruppen, grün, blau, rot. Die Einteilung von TM von Rainer/Bruno und mir in Rot haben wir noch einmal umgeswitcht, da wir zum einen mit den Franken in einer Gruppe brennen wollten und zum anderen beide den HHR noch nicht kannten und beide mit unseren neuen Krädern noch nicht auf dem Kringel waren.
9:20 Uhr ….Gentlemen, start your Engines! Adrenalin, yesss! Nervosität? Wie immer! Leichtes Anrollen hinter dem Instruktor. Die Parabolica entlang rollen, die Haarnadel Kurve am Ende , usw…easy einfach….endlich das Motodrom, Sachs Kurve, tolles Gefühl, sogar ohne Zuschauer, die mir zu Ehren Raketen abfeuern. Runde zwei, es wird schneller, immer noch easy, die Duc bollert gelangweilt. Der Instruktor geht zur Seite, Rainer vor mir gibt Gas, ich auch und die Strecke verändert sich. Das graue Band wird blau, keine Spochtkräder mehr vor mir! Ok, wheely ist ja nett, aber nicht jetzt. Parabolica wieder, bremsen. Wer nie bei einer Duc die Bremse warf, weiss nicht , was ankern bedeutet. Junge, das sind Bremsen. Durch die Kehre und….blauuer Himmel. Die 90 Grad links vor der Mercedes Tribüne gefällt mir, das linke Knie schleift auf dem Boden, innen an zwei Hondas vorbei-hähä. Gas auf ….Mist, schon wieder blauer Himmel, Hondas wieder vorbei - Gas zurück. Rund läuft das bei mir gar nicht, im Motodrom auf die nächsten aufgelaufen. Ausfahrt Motodrom bin ich viel zu schnell, verbremse mich. Rainer verschwindet mit seiner kleinen Daytona langsam aber sicher. Start/ziel Gerade, ich hab die Daytona wieder und bremse meines Erachtens viel zu spät und stehe sinnlos ca 100 Meter zu früh. Man, was ist die Duc für ein Gerät. Nach 20 Minuten ist der Turn vorbei und ich bin völlig frustriert. So scheisse bin ich lange nicht mehr gefahren. Hoffnungslos überfordert mit der Leistung, der Kraft, den Bremsen.
Ich überlege, ob ich die Duc nicht verkaufen sollte und mir für das Geld ne kleine 600er oder nen Boxer zu kaufen und für den Rest ne GS für die Straße. Die 1198 S ist was für die großen Jungs. Ich bin offensichtlich doch zu klein. Am liebsten würd ich gehen.
Den anderen gefällts. Na, wenigstens etwas.
Turn 2.
Mentales Training war angesagt. Fehleranalyse: ok, wo soll ich anfangen – eine Duc muß man voooorsichtig fahren und am besten immer einen Gang höher als man eigentlich möchte.
Blickführung gilt immer, runder fahren, weniger Gas……Mensch, das wäre doch gelacht.
Die andern scheinen sehr optimistisch zu sein. Es geht los, vor mir ist Rainer/Bruno mit seiner flinken Daytona…..
Zensiert!
( Das Rainer gestürzt ist, habt ihr ja mitbekommen. War einfach Pech. Rainer ist nix passiert, dank guter Sicherheitsausrüstung und geschicktem Abrollen aber die fast neue und sehr schöne Daytona ist hinüber. Das muß reichen)
Runde zwei.
Rainer ist nicht verletzt. Das ist die Hauptsache, aber eigentlich hab ich jetzt keine Lust mehr. Ich fahre trotzdem weiter. Ich fahre langsamer….und bin viel schneller. Die Duc lässt alles stehen. Traktionskontrolle auf Level 3 und aus der Kurve raus, Gas. Nichts hat eine Chance. Auf die Spitzkehre zu und alle bremsen, alle? Nee, ich noch nicht. Ich bremse erst, als es schon zu spät ist – meine ich zumindest – und stehe viel zu früh.
Ich lasse die Duc fahren, versuche nur beim Beschleunigen nicht runterzufallen und beim Bremsen nicht vornüber abgeworfen zu werden. Die Schräglagen sind teilweise atemberaubend, vor allen bei den Geschwindigkeiten. Ein wenig Sorge machen mir einige extrem langsam fahrende Teilnehmer, die breit aufgefächert die Parabolica hinunter fahren und nach Belieben die Spur wechseln. Das brauche ich nicht…..
Dennoch bin ich mit mir wieder im reinen – rein fahrerisch gesehen. Gut, es rauscht in den Ohren, muss das Adrenalin sein, das vermehrt ausgeschüttet wird ob der Kraft der Duc, aus den Händen und Unterarmen entweicht das Blut langsam wieder, das beim Anbremsen der Spitzkehre sich dort gesammelt hatte. Nicht, das alles klasse war, was ich gezeigt hab, dazu hab ich zu viel Fehler gemacht – meistens zu schnell – aber es war wieder ein Linie zu erkennen und die, die ich überholt habe bleiben hinter mir und überholen mich nicht wieder an Ecken, wo ich wieder und wieder mit einer sich aufbäumenden Italienerin um Bodenhaftung kämpfe. Eine Duc ist keine K und ein Umsteigen bedeutet den Fahrstil wieder zu verändern und zwar ordentlich. Aber so kann es weitergehen.
Am Ende von Turn 2 freue ich mich, dass es wieder klappt, aber wir sind eigentlich alle total geschockt. Klar wissen wir, dass es immer einen hinhauen kann, aber wenn es dann doch passiert. Und Rainer ist eigentlich der stilistisch beste Fahrer, der auch immer genügend Sicherheitsreserven lässt.
Wir trinken TM Kaffee und machen weiter. Die Reifen sind ein Thema. Meine Supercorsa SP sind der Hammer. Die kleben als ob sie den Belag mitnehmen wollen. Heinz ist mit seinen BT 016 auch extrem zufrieden, die MPP Fraktion nicht. Sie beklagen das Rutschen des Hinterreifens. Ist nicht neu. Wenns regnet oder nass ist, ist die MPP Fraktion vorne, ansonsten wird’s kniffliger.
In Turn 3 geht’s mir noch besser. Ich versuche den eingebauten Laptimer zu bedienen. Gelingt mir noch nicht so richtig. So um die 2 15 Minuten in einer freien Runde, nicht super aber ich verbessere mich von Runde zu Runde.
Mittags gibt’s Pizza. Ein netter Italiener macht frische Pizza für ca 100 Racer (geschätzt).
Ich mag keine Schlangen, verzichte deshalb auf die Pizza und verspeise meine mitgebrachten Müsliriegel und schaue mich ein wenig um. Der Anteil der speziell für den Track aufgebauten Motorräder ist hoch. Gixxer, von klein bis groß, diverse R6 und R1, Ducs, Kawas neu und alt, Aprilia RSV, Jens Hebisch -
http://www.1000ps.de/magazin_news_details.asp?id=8711 – auf ner KTM Duke versägt nahezu alles, zunehmender Anteil an HP2 und umgebauten Boxern, kurz – ein illustres Feld an Spochtkrädern. Aber wie immer ist vom Profi bis zum Neuling in Textilklamotten mit Topcaseträger am Tourenmotorrad alles dabei. Nimmt irgendwie den Druck und das Verbissene und das macht es für mich angenehm.
Tja, meines Erachtens haben die Jungs von TM das Notwendige gemacht, mehr aber auch nicht. Waren mehr mit sich selbst beschäftigt. Aber ok, es hat gereicht, dass wir Spass hatten.
Am Nachmittag liegen noch vier Turns an. Ich versuche mich zu verbessern und arbeite mit meiner Duc – der besser sie mit mir. Ich lasse sie mehr fahren, es geht besser. Zwei Fireblades in der Gruppe sind noch schneller. Komplette Rennausrüstung mit Slicks. Dennoch, es liegt am Fahrer, nicht an Slicks oder Leistung. Ist auch ein Unterschied. Früher konnte ich es immer auf das Krad schieben, wenn ich zu langsam war. Jetzt ist es eindeutig, ich bin es!
Der Laptimer zeigt deutlich unter 2 10 Minuten, bin mir aber nicht sicher, ob ich wirklich immer an der gleichen Stelle drücke. Egal, ich hab Spass und fühle mich wohl auf der Roten.
Nach 6 Turns ist Feierabend. Wie schon Tradition bei mir, schenke ich mir und dem Veranstalter den letzten Turn, obwohl ich mich noch sehr fit fühle.
Heinz hab ich auch auf der Strecke gesehen. Er ist schnell unterwegs. Für einen Rennstreckenneuling sehr schnell. Die Beiden ( KR und Heinz) machen eine guten Job. Jochen fährt auch sehr sauber. Aber erhadert mit sich. Sind aber nur Kleinigkeiten, woran er arbeiten sollte, bekommt er schon hin.
Ansonsten ?
Ja, es war klasse. Hockenheim ist schon geil. Einen Tag nicht auf Geschwindigkeitsbeschränkungen und Gegenverkehr zu achten, sondern so schnell zu fahren, wie man möchte und/oder kann – klasse.
Die Duc ist unfassbar besser als alles, was ich bisher gefahren bin. Eigentlich dürfte man sie nirgendwo anders fahren, als auf der Rennstrecke. Eine 1198 S im Straßenverkehr ist wie ein Tiger im Streichelzoo. Ganz nett, aber irgendwie deplatziert.
Rainer braucht wieder ne neue Daytona, er fährt einfach zu gut um keine zu haben. Vielleicht mal demnächst mit noch ein paar mehr aus dem Forum auf dem Hockenheimring oder einem anderen schönen Rundkurs. Und - ach ja. Wer einen ganzen Tag schnell im Kreis fährt sollte einen Abend vorher anreisen. Ist nicht nur lustiger, sondern es ist einfach besser, wenn man ausgeschlafen „an die Arbeit“ geht.
Zuletzt geändert von Unbekannt am 24.04.2009, 16:24, insgesamt 5-mal geändert.