Das Polizisteneinsatzpärchen in Zivil fuhr an diesem Donnerstagabend gedankenverloren zum 14.Mal im unscheinbaren 5er BMW im unscheinbaren blau, mit kleiner unscheinbarer Antenne Richtung Irschenberg. 7 Mal hatten sie wegen Geschwindigkeitsüberschreitung zugeschlagen, 3 LKWs kontrolliert ( 2 mal mit Erfolg wegen Überschreitung der Fahrzeit), 3 Mal den ADAC um Hilfe angefunkt wegen liegengebliebener PKW. Alles in allem ein ruhiger Tag für Alois H. und Franziska O., genannt Franzi, als sie, wie gesagt, gedankenverloren ihren Stützpunkt nahe Rosenheim zum Zwcke des Feierabends ansteuerten.
Alois H. macht sich Gedanken, ob die Bier und Chipsvorräte für die am morgigen Tag beginnende Fußball WM ausreichen und Franzi überlegt, ob sie am Samstag nach München fahren solle, um mal wieder shoppen zugehen als, ja als……..wroummmmmmm………:-O ……..als zwei schwere Motoräder den unscheibaren zivilen Polizei Dienst 5er mit knapp 200 km/h überholen. Alois H. schimpft aber Franzi hört nur ein Klingeln im Ohr. Unfassbar laut das eine, in silbern, schwarz und rot gehaltenen Motorrad.
„Depperte Preissn“ hört sie nur, als Alois die Verfolgung aufnimmt und den offensichtlich aus den westlichen Landesteilen stammenden Motorradrowdy schließlich rauswinkt.
„Ja sa`n Sie denn komplett damisch? So a Mordskrach! Ja was glauben denn Sie, wo wir hier san? So a Hirsch!!! Was soll des für an Auspuff san? Hä?“ …… Der freundlich lächelnde Motorradfahrer nimmt seinen Helm ab, sein gebräuntes Gesicht mit den aparten Ohren kommt zum Vorschein, er zündet sich eine Zigarette an, dann nimmt er seine Ohrenstopfen heraus und meint….“ Tach! Hab getzt grad nix verstanden, woll! Wat Sie so gesacht hamm. Hab die Dinges hier inne Ohren gehabt wegen dem Krach vom Wind und vonne Auspuff. Verstesse?!“……
Tach 1…äh .Tag 1:
Ich hole Reini und Oliver im berühmten Bad Feilnbach an diesem strahlend schönen Freitag ab, wo sie heute Nacht nach ihrer Anfahrt aus NRW übernachtet haben. Hab mir am Vorabend noch neue MPP2CTs aufgezogen und nutze die 30 Kilometer von meinem Heimatort dorthin, um zumindest das weiße Schildchen vom reifen abzufahren.
Oliver kommt rauchend um die Ecke und grinst das typische Olli Grinsen, wenn es ans Motorradfahren geht. Reini ist noch nicht da. Er muss noch irgendein Teil für seinen Auspuff bei einem lokalen BMW Dealer kaufen. Keine Ahnung warum….

Kurze Zeit später taucht er auf und wir brausen los. Wir brauchen knapp einen Kilometer um die ersten vorsichtigen Kehren anzugehen, die ersten schönen abgelegenen kurvigen Sträßchen des Leitzachtals nutzen wir, um die eckigen gefahren Reifen der Autobahnanfahrt bzw die neuen MPPs rundzufahren.
Vorbei am morgendlichen Miesbach und Bad Tölz mit seinen Milch Lkws, Holzlastern und sonstigen Hindernissen bewegen wir uns plus/minus 20 -30km/h StVO nahezu meistens im Großen und Ganzen vorschriftsmäßig.
Der Kesselberg ist eine Passstraße zwischen dem Kochelsee und dem höher gelegenen Walchensee. Die ganze Gegend ist ein Traum, auch und gerade der Kesselberg selbst. Allerdings hat wegen einiger Exzesse die Ordnungsmacht auf diese liebliche ehemalige Bergrennstrecke mehr als ein Auge geworfen, was fahrerisch durchaus hemmend wirkt. Dennoch haben wir beim beschwingten Kurvenschwingen mit Gepäck unseren Spaß. Den vereinzelt und verloren im Unterholz liegenden Schutzmann grüßen wir - ein entgegenkommender Verkehrsteilnehmer hatte uns zur Freundlichkeit per Lichthupe gewarnt – und so kommen wir entspannt und guter Dinge am Walchensee an und Olli und Reini könne die erste Zigarette danach des Tages genießen.
Weiter geht’s am Ufer des Walchensees entlang. Ein aufgeschreckter GT Fahrer am Straßenrand, der offensichtlich dort Rast macht, fesselt unsere Aufmerksamkeit nur bedingt Wir verlassen den Walchensee Richtung Mittenwald als Olli auf sich aufmerksam macht. „Ein Zivil Bulle mit ner dunklen GT hinter uns….!“ Ich halte an. Diesmal haben wir doch nix gemacht oder sollte es vielleicht der Kollege aus dem Forum sein, der wohl gestern noch mitwollte….? Er bleibt neben mir stehen. „Polizei oder Lachgummi?“ „Lachgummi!“ Ok, wir sind jetzt vier, die gen Lago fahren. Neben 3 schönen KS noch eine GT mit einem neuen, zumindest für uns unbekannten Forumsmitglied. Mal schauen….
In Scharnitz fallen wir in Österreich ein, nicht nur Reini atmet auf, denn jetzt kostet ein evenueler Verstoß gene eine verkehrsregel "nur" noch Geld und keine Punkte, wenn man sich erwischen lässt. Wobei allerdings? Wir halten uns ja quasi an alle Regeln! Wir fahren nicht Richtung Innsbruck und Autobahn, um in knapper Zeit am Lago zu sein, sondern biegen ab Richtung berghoch und Nebenstraße und Kühtai, der um diese Zeit fest in Zweiradhand ist – motorisiert und nichtmotorisiert.. Auf über 2000 Meter mit Blick auf die schneebedeckten Berge nehmen wir unseren ersten Cappu und freuen uns unseres Motorradlebens.

Bergab ins Ötztal ist die an sich interessantere Variante aber was schert uns das, bei dem was noch alles vor uns liegt.
Ötztal bergauf scannt der gewiefte Motorradfahrerblick jedes verdächtige Element vor dem Krad, bevor die Gashand der K an den schönen und interessanten Stellen einen kleinen aber eindeutigen Befehl gibt, die Leistung des Krads zumindest ansatzweise in Vortrieb umzusetzen. Ab und zu muss ich mir ins Gedächtnis rufen, dass ich keine Knieschleifer am Anzug habe. Muss ich demnächst mal ändern.
Es geht aufs Timmelsjoch. Wenn der Herr der Ringe Teil IV gedreht werden sollte, die Landschaft würde sich anbieten. Großartig, wildromantisch, schneebedeckt. Lauter Klischees, die einem einfallen. Muss man selber gesehen haben. Rechts und links der Piste sind noch Skifahrer unterwegs. Warum auch nicht. Schnee gibt’s ja genug.

Die anderen Motorradfahrer sind noch vorschriftsmäßiger als wir unterwegs, also ziehen wir vorbei. Auf über 2500 Metern Höhe machen wir auf der Passhöhe ein kleine Pause bei knapp über Null Grad und starkem Wind, machen Fotos vor meterhohen Schneewänden, frieren wie Sau und freuen uns 20 Minuten später im Brückenwirt unter dem schützenden Sonnenschirm bei Temperaturen um 30 Grad über Megaportionen Spaghetti.

Weiter durch das heiße Meran den Gampenpass zwischen Lana und Fondo rauf.
Eine einheimische GS überholt uns. Offensichtlich gepimpt. Wir vergessen unsere Vorsätze und bleiben dran. Die GS wird schneller. Wir auch. Im Formationsflug geht es bergauf. Offensichtlich begeisterte Rotsocken winken uns mit ihren Wanderstöcken zu. Begeisterung pur.
Der Blickfrequenz des GS Fahrers in den Rückspiegel erhöht sich. Mein Adrenalinpegel auch. Vergessen das Gepäck, die Vorsätze….An einer Baustellenampel….“….nicht schlecht für Deutsche…habts schon Kaffee gehobbt?“ „Nö“. „“Fahrts mir nach!“
Der freundliche GS Fahrer lädt uns zu Kaffee und Kuchen ein. Er ist Bauunternehmer in Meran und nach dem Mittagsessen fährt er gerne zu einem Kumpel nach Fondo den Gampenpass hoch, um dort seinen Espresso zu sich zu nehmen und unterwegs noch den ein oder anderen herzubrennen. Diesmal halt nicht, aber gefallen hats allen.
Weiter gehts Richtung Molveno See.
In einem kleinen namelosen Ort werden wir dann doch von vier jungen Italienern auf Mördergeräten ( MV Brutale, Monster, BMW Megamoto) übelst hergebrannt und gerichtet. Das am Ortsende Kurven kommen würden, die wiederum der vollgeladenen offensichtlich mehr entgegenkommen, war aus italienischer Sicht nicht abzusehen. Als dann auch noch Lachgummi Harald mit der GT aussen vorschriftsmäßig in einer Kurve an der MV vorbeizog wussten wir entgültig , dass er bei uns richtig ist.
Der Rest….Molveno See – Zigarettenpause,

Riva – heiß, Uferstraße- viel Verkehr und dezente Überholvorgänge.
Das Hotel findet man am besten, wenn man die üblichen Suchvorgänge ausschaltet und einfach immer da weiterfährt, wo man glaubt, dass es da nicht mehr sein könnte. Da isses!
Die üblichen Verdächtigen sitzen dort schon unter Pinien und trinken kleine Erfrischungen.

Ich bin ja ein völlig emotionsloser Typ, aber jetzt froi ich mich.
Demnächst geht es hier weiter.