von Unbekannt » 19.09.2007, 10:40
Teil 2.:
Die Abfahrt
Freitagmorgen, Treffpunkt 7:30 Uhr in der größten Motorradniederlassung Deutschlands – diese an sich völlig unerhebliche Information ist dazu gedacht, diejenigen unter uns anzusprechen, für die pure Größe noch immer ein Qualitätskriterium (Johannes, 1,75 m) ist.
Bei Cappuccino und Brezn werden die Gruppen eingeteilt. Ein unbekannter neuer „Guide“ plus 7 Mitahrer, von den denen ich 4 gut kenne, zwei davon rechtschaffen schnell, einer akzeptabel, einer ok. Der Rest – man wird sehen. Mit dabei Rainer (Bruno), schon mal einer, mit dem man fahren kann. Motorräder, nun BMW (nicht wirklich überraschend bei einer BMW Tour). Zwei Ks, meine geschmackvolle schöne KS und Rainers KR nicht so schön, nicht so schnell, aber zum fahren reichts. Der Rest das übliche BMW Gedöns.
Das zu den schönen Besonderheiten Münchens neben dem englischen Garten, den Biergärten, dem Hofbräuhaus auch die Nähe der Alpen gehört, ist dem geografisch bewanderten Leser möglicherweise schon bekannt. Wir nutzten dies gnadenlos aus, indem wir uns genau dahin aufmachen. Wetter war, was durchaus erwähnenswert ist nach diesem „Sommer“, - platt ausgedrückt – schön.
Über Holzkirchen, Bad Tölz, den Sylvensteinspeicher, Mautstrecke bis Krünn schwingt sich die kleine Gruppe ein, schnell genug, den 6 anderen Gruppen zu entkommen und gegen 11 Uhr am Fuße des Karwendels in Mittenwald die erste Pause zu machen. Mir ist nicht bekannt, warum sich Motorradfahrer für Ihre Pausen immer kleine Straßencafes suchen, die sich durch einfachste Platikmöblierung, grauenhafteste Musikuntermalung und eher dünne Kaffees auszeichnen, aussuchen. Das ganze wird dann noch als Geheimtipp angepriesen und auf diese Weise an Generationen von „Bikern“ weitergegeben. Egal, weiter gehts über Leutaschtal nach Österreich, Innsbruck, alte Brennerstraße bis Sterzing und dann zum Penserjoch.
Bis zum Penser sind wir nicht in der beliebten und von Professionals gern genutzten Form des belgischen Kreisels gefahren, sondern in der eher faden Form des disziplierten Hintereinaderherfahrens.
Am Penser aber, trotz Koffer rechts und links, trotz Rucksack (ein bisschen Gepäck brauch ich halt), kein halten. Gaas !!! Flugs bleiben Boxer R und Boxer S zurück, gas, abbremsen, abwinkeln, wieder gas, nee wat is dat schön, wieder gas, dem Himmel entgegen, gaaas…stopppp. Ampel..?? Baustelle, ca 150 gefühlte Gütersloher Motorradfahrer vor mir, tatsächlich vielleicht 15-20. Bei grün versuche ich soweit wie möglich vorbei zu kommen, geht auch ganz ordentlich. Dann eine wirklich schöne 1200er S-Boxer in weiss blau vor mir. Gefahrlos vorbei geht nicht, dafür ist sie zu schnell, also hinterher. Wir laufen auf die nächste Ostwestfalengruppe auf – also doch 150 – die S-Boxer bleibt zurück und ich komme vorbei, auch an den übrigen GTlern. Wieder GAS. Aus dem nichts taucht nun eine R1 auf, Kurve für Kurve geht es gemeinsam hoch, bis –wieder Rot! Schon wieder ne Ampel – ja sag mal, ist das ein Pass oder was? R1 und KS nicken sich anerkennend zu, die S-Boxer kommt und beginnt mich anschreien! ???? Hä??? Versteh kein Wort, was will der??? Egal grün und ich fahr nun gemächlicher die letzten Meter bis zur Passhöhe, warte auf auf den S-Boxer und frage freundlich was er denn wolle. Er schreit mich an, bindet dabei die gesamte Umgebung ein und ich erfahre, dass ich so überholt hätte, dass ich eine Kawafahrerin aus GT in den Graben abgedrängt hätte. Gemerkt hab ich nix, darauf geachtet, dass ich keinem zu nahe kam auch, im Zweifel gebremst, aber offensichtlich hab ich jemanden übersehen. Scheisse! Selbstzweifel, - mir als vorsichtigem und vorbildlichem Fahrer passiert das? Horrorszenarien spielen sich auf meinem geistigem Auge ab.
Nein – es stellt sich heraus, dass ein banaler Black-Out bei der Fahrein vorlag, der Ausrutscher passierte, als ich bereits vorbei war und ich weiter Anwärter für die Medaille „Ritter der Fairness im Verkehr“ bleibe.
Zumindest ist es dem Gütersloher S-Boxer Fahrer gelungen, mir die Freude an den letzten Kurven des Penser gründlich zu nehmen. Egal, Schwamm drüber!
Mittagessen im Sarntal steht an. Mendelpass, die Fahrt durchs Trentiono, Riva, am Ostufer bis Garda. 2 ½ Tage Motorrad hab ich noch vor mir. Darüber bald mehr.