Ich habe mich ja bereits letzte Woche schon vorgestellt. Wie erwähnt hatte ich zuvor eine Yamaha R1 RN12, von der ich mich aus diveresen Gründen zwar freiwillig, allerdings nicht leicht getrennt habe.
Heute habe ich mein neues Spielzeug abgeholt und das Wetter genutzt, um die ersten 300km abzuspulen. Ich dachte mir, ich schreibe einen kleinen Bericht, der vielleicht für Leute interessant ist, die den selben Wechsel vollzogen haben, oder für stille Mitleser, die vor der gleichen Entscheidung stehen, oder einfach für begeisterte K1300-Fahrer, die einfach gerne wissen möchte, wie sich ihr Lieblingsgerät im Vergleich zu einem reinrassigen Sportler bewegen lässt.
Natürlich ist es immer so, dass etwas Neues ja sowieso das Beste und Tollste und überhaupt ist. Ich versuche es trotzdem ein wenig objektiver zu schreiben, da ich vorher wie gesagt ein begeisterter R1-Fahrer war. Es geht dabei nicht darum etwas schön oder schlecht zu reden. Es geht auch nicht darum zu erzählen, dass man auf der Hausstrecke von Starthausen nach Zieldorf 1,375Sek schneller ist, sondern rein um meinen Eindruck, den ich bisher gesammelt habe. Ich wollte das nur dazusagen, weil es bei einem Vergleich zwangsweise irgendwann zum Thema "schneller" kommt. Es geht mir aber nicht darum, mit welchem Motorrad man schneller dauerrasen kann, sondern um einen Alltagsvergleich, der evtl. auch mal den ein oder anderen zügigeren Abschnitt beinhaltet.
Also dann, Helm auf, Zündung an, draufgesessen. Erster Eindruck: Passt! Meine knapp über 1,90m sind gut verstaut, die Beine haben gut unterhalb des Tanks Platz, der Abstand zum Lenker passt. Die Sitzposition ist nicht unbekannt, aber nach 3 Jahren Sportler ersteinmal wieder ungewohnt. Dann rollen wir mal los. Schon beim Starten und der ersten Kurbelwellenumdrehung hat man gemerkt, dass hier 1300ccm am Werk sind. Später merkt man das irgendwann nicht mehr, aber beim ersten Mal Starten wundert man sich über den recht starken Ruck, der durch die Maschine geht. Auch beim Einkuppeln der Eindruck: da zieht ein Ochse, schon bei Standgasdrehzahl. 1300ccm haben eben doch nochmal einen ganz anderen Charakter als 1000ccm.
Die Vorfreude steigt, nix wie runter vom Hof. Bei der R1 war ich es gewohnt, auch bei Bummeltempo mit einem gewissen Impuls abzubiegen. 3Jahre wird man eben auf den ersten Metern nicht sofort los, also wird das auch bei der Neuen so gemacht.... Hoppala, die klappt ja ab, wie ein Fahrrad. Damit habe ich bei 260kg nicht gerechnet. Tatsächlich ist es so, dass die K im Stadttempo deutlich handlicher und einfacher zu fahren ist. War auf Grund der Sitzposition und der Fahrwerksgeometrie eigentlich klar. Wieder mal ein Indiz dafür, wie irreführend die Pünktchenkästen der Fachpresse sind und wie subjektiv das Empfinden von "handlich" ist. Oftmals gilt die K1300R als unhandlicher als die Konkurrenz. Aber ganz ehrlich, noch "handlicher" dürfte ein Motorrad für meinen Geschmack gar nicht sein, ich will schließlich ein Motorrad fahren und kein Mofa oder Fahrrad.
Wie auch immer, das Heraustuckern aus der Münchner Innenstadt gestaltete sich erstaunlich stressfrei. Nicht, dass ich das damals mit der R1 als anstrengend emfpand. Das kommt aber wohl davon, dass ich nichts anderes mehr kannte. Die gut 15km auf der B13, bis es endlich auf die Landstraße geht, habe ich genutzt, um mir mal das Infodisplay genauer anzuschauen. Ich bin zwar auch gut ohne diese Infos bisher ausgekommen, aber irgendwie ist das schon toll, wenn man so Dinge wie Ganganzeige, Restreichweite, Tankfüllung, etc. hat. Wie schon erwähnt, das macht das Ganze irgendwie... stressfrei. Kein Rechnen und Abschätzen mehr, kein Abbiegen im falschen Gang, auch wenn das bei dem Triebwerk sowieso nahezu unmöglich ist. Da ist immer Druck da, keine Hänger oder sonstiges. Eindrucksvoll, auf alle Fälle.
Allerdings hatte ich das auch irgendwo erwartet, auf Grund dessen, was ich bisher gelesen hatte. Danach ging es endlich auf die Landstraße. Hier war ich wirklich gespannt auf das Fahrwerk (mit ESA). Meine Erwartungen waren eigentlich nicht sehr hoch. Klar hatte ich viel über das tolle Fahrwerk gelesen, allerdings wusste ich das im Vergleich zur R1 nicht einzuschätzen. Was im NakedBike-Bereich als gut gilt, muss im Vergleich zu einem rennstreckenfertigen Sportler noch lange nicht gut sein. Das Fahrwerk der R1 war damals unter den Sportlern schon absolute spitze. Ein Punkt, den ich sehr genossen habe, die Präzision und Stabilität. Bei der K habe ich mich da auf deutlich weniger eingestellt. Und wie gesagt, 60kg mehr können für die Querdynamik einfach nicht zuträglich sein... So meine Meinung bis dato.
Doch ganz ehrlich, damit hat mich das Motorrad wirklich über alle Maßen überrascht. Das Fahrwerk ist phänomenal in meinen Augen. Absolut stabil, egal mit welcher ESA-Einstellung, sehr präzise.
Und noch etwas, was mich total begeistert und überrascht hat. Ich muss kurz ausholen:
Vor ein paar Jahren hatte ich für eine Saison eine 1150er GS. Von diesem Motorrad spreche ich heute noch erfurchtsvoll. Was die Ingenieure mit diesem Motorrad fahrwerksmäßig hingezaubert haben, war für mich verblüffend. Ein Motorrad, mit dem man eine Kurve innen anfahren kann und trotzdem richtig herauskommt, ein Motorrad, mit dem man zu jeder Zeit den Kurvenradius ändern kann, mit dem man sozusagen mit den Radien spielt. Man war auf der GS völlig frei. Es gab keine schlecht angefahrenen Kurven, man kam immer wieder richtig raus. Sowas habe ich bisher nie wieder gefahren, auch bei der R1 nicht. Diese hat zwar die angepeilte Linie stoisch beibehalten, auch kleinere Korrekturen waren möglich, aber nie so spielerisch wie mit der GS damals.
Ich habe in der Zwischenzeit viele Motorräder ausprobiert: Sportler, Naked's, Supermoto's, etc., aber bei keiner gingen diese Korrekturen in den Kurven so einfach.
Naja, um den Bogen zu kriegen: bis heute. Die K1300R kann das nahezu genauso. Und das ist wirklich extrem überraschend und birgt riesiges Spaßpotenzial. Man kann mit dem Ding Linien fahren, die mit anderen Motorrädern einfach nicht möglich sind, oder zumindest nur mit extremen körperlichen Aufwand. Die K setzt mit Sicherheit nicht die Physik außer Kraft, aber die Art und Weise, wie dir das Motorrad vermittelt, diese Radien wählen zu können, ist für mich einfach nur begeisternd. Und das haben die BMW-Ingenieure einfach drauf. Hut ab!
Jeder, der nochmal behauptet, BMW solle doch besser Upside-Down-Gabeln verbauen, zwecks Rückmeldung und ähnlichem Gedöns (wir sind ja schließlich alle Rennfahrer), dem sei mal eine Runde mit der BMW-Gabelkonstruktion ans Herz gelegt. Fühlt sich anders an, fährt sich aber hervorragend, wie oben beschrieben.
In der Mittagspause habe ich dann noch meine bessere Hälfte zu einer kurzen Runde abgeholt. Sie war mit ein Grund, für den Wechsel.
Und, große Überraschung, sie fühlte sich auf Anhieb deutlich wohler, als auf der R1, wer hätte das gedacht?

Mich persönlich hat wiederum total überrascht, dass ich sie als Beifahrerin gar nicht wahrgenommen habe. Das Motorrad fährt sich mit Sozia kaum anders als ohne. Das Motorrad ist einfach dafür gemacht. Die R1 war trotz meiner unter 50kg Sozia nicht mehr sauber zu fahren.
Naja, viel geschrieben und doch nichts gesagt, deswegen will ich es knapp nochmal zusammenfassen, was wirklich sehr positiv an der KR ist:
Der Motor ist ein Ochse, immer und überall Kraft (im Rahmen der Einfahrdrehzahl). Antritt aus niedrigen und mittleren Drehzahlen, sowie Durchzug ist deutlich kräftiger als bei meiner damaligen R1. Bei zügigem Landstraßentempo orakel ich einfach mal, dass der R1-Fahrer richtig arbeiten muss, um dranzubleiben.
Auch auf Grund des fantastischen Fahrwerks der BMW. Auf der Landstraße sehe ich die BMW im Vorteil, ebenso stabil, dabei deutlich handlicher und einfacher zu fahren. Ich denke, dass die R1 ihr tolles Fahrwerk erst in richtig schnellen Ecken ausspielen kann, die auf der Landstraße wohl nicht oder nur selten zu finden sind.
Der Windschutz des Windschilds ist wirklich sehr gut, trotz meinen 1,90m waren Geschwindigkeiten um 140km/h kein Problem.
Verarbeitung und Haptik sind bei der K absolut überzeugend, was aber BMW-typisch zu erwarten war. Für mich hat irgendwo jedes Detail am Motorrad Hand und Fuß, das Gesamtkonzept passt. Das Motorrad ist schnell, sportlich und macht einem das Fahren trotzdem so einfach und entspannt wie möglich. Für mich eine neue Welt, dass beides möglich ist.
Was gibts zu meckern?
Im Vorstellungs-Thread hab ich erwähnt, dass das Motorrad momentan nur geleast ist. Ich habe als Kennzeichen ein Kuchenblech mit zwei Buchstaben und drei Zahlen bekommen. Das Ding ist eine optische Katastrophe und eine Ohrfeige für jeden Motorrad-Ästheten. Ganz grausam und fast schon ein Grund das Motorrad auszulösen

Desweiteren sind die Lastwechsel für mein Empfinden richtig heftig, verglichen zur R1 hat der Motor eine Kultur wie ein Holzhacker im Vollrausch. Ebenso wie die mechanischen Geräusche... Ich kannte mal jemanden, der hatte eine R1 mit Pleuellagerschaden. Die hat sich nicht schlechter angehört

Wenn jemanden das Thema interessiert und es Fragen oder eigene Erfahrungen gibt, würde ich mich darüber freuen. Ich werde evtl. auch selbst noch Dinge ergänzen, die mir im Laufe der Saison auffallen.
Freundliche Bikergrüsse und knitterfreie Saison
KRicks13