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Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 13:52
von Sir Arthur
Eine fiktive Geschichte

Es war einmal ein junger dynamischer Betriebswirtschaftler der nach Abitur und Studium unbedingt bei einem deutschen Vorzeigeunternehmen seine ersten beruflichen Schritte machen wollte.
Nennen wir ihn einfach mal Sparfix.
Nach einem holprigen Bewerbungsverfahren dass wegen Covid-19 per Videokonferenz lief kam für Sparfix endlich die begehrte Zusage des Konzerns mit den 4 runden Türmen in einer südlichen Landeshauptstadt dieser Republik.
In heutigen Zeiten können sich aufstrebende Jungakademiker ihren Tätigkeitsbereich leider nicht völlig frei aussuchen – statt der ersehnten prestigeträchtigen Anstellung in der internen Unternehmensberatung (einer seiner Studienschwerpunkte) ging es daher erst einmal in den operativen Einkauf zum Erfahrung sammeln.
Schon am zweiten Arbeitstag war ihm klar, dass er sich dringend profilieren muss um aus der Masse der von wenig techn. Sachvermögen getrübten Truppe an Jungkaufleuten hervorzustechen. Ein schneller Erfolg musste her, um vom großen Chefeinkäufer positiv wahrgenommen zu werden.
Sein spezielles Aufgabengebiet war der Einkauf von Folien, Beschriftungen, Aufklebern und was man sonst noch so an Cent-Artikeln für den Bau von durchaus hochpreisigen Luxusgütern benötigt.
Abends im Biergarten grübelte Sparfix darüber nach wie man bei diesen Massenartikeln eine nennenswerte Einsparung erzielen könnte.
Die ersten telefonischen Verhandlungen mit den bislang eingesetzten Lieferanten verlief ohne jeglichen Erfolg – egal wie Sparfix auch immer argumentierte. Diese Variante der Kostenreduzierung hatten schon seine Vorgänger in den letzten 15 Jahren ausgiebig genutzt. Mittlerweile lieferten die Hersteller schon auf Kostenbasis allein um ihre Maschinen und Mitarbeiter auszulasten. Von Spanne und Ergebnis war schon gar nicht mehr die Rede.
Sparfix, voller Elan, mit der Autorität der für manche wichtigsten Abteilung im Rücken und dem Wunsch Ergebnisse zu präsentieren kündigte daraufhin die langjährigen Verträge mit bewährten Lieferanten und begab sich auf die Suche nach preiswerteren Anbietern auf der ganzen Welt. Und Hurra! Schon nach kurzer Zeit wurden ihm die Artikel zu den geforderten Konditionen um 1 Cent pro Stück günstiger angeboten. Kurzzeitige Bedenken hinsichtlich Bonität und Expertise wurden von den zu erwarteten Lorbeeren schnell ausgeräumt.
Und der Rest ist Geschichte: Sparfix bekam Prämie, Belobigung und obendrein Aussicht auf eine baldige Beförderung. Die Einwände der erfahrenen Mitarbeiter im Werk wurden beiseite gewischt. Reste der alten Produktion aufgebraucht. Monate später kamen die zwischenzeitlich gelieferten Aufkleber in einer der Fertigungslinien zum Einsatz.

Wiederum einige Wochen später geschah am anderen Ende der Republik etwas was täglich hundertfach vorkommt:
Um sich bei 34 Grad Außentemperatur etwas zu erfrischen nahm Hans Haase es mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Umgehungsstraße seines Wohnortes nicht so genau. Seine neue R1250RT mit dem exzellenten Windschutz benötigt schon recht hohe Geschwindigkeiten für ausreichend Frischluft. Leider bemerkte er im Hitzewahn nicht die Zivilstreife mit Polizeihauptwachtmeister Otto K. Kariert hinter sich, der - umgeben von der kühlen Luft seines klimatisierten und mit Videoanlage ausgestatteten 5er BMW`s aus - das unglaubliche Beschleunigungsvermögen der aktuellen RT erst bewunderte um dann mit einem fröhlichen Grinsen Blaulicht, Martinshorn und Anhaltesignal einzuschalten und mit Vollgas zur RT aufschloss.

„Führerschein, Fahrzeugpapiere bitte“ - Nachwuchs-Wachtmeister Hugo T. Spitzname „Terrier“ heute als Kollege von Otto K. im Einsatz hatte gerade seine Fortbildung „Motorradkontrolle“ absolviert. Wissend, dass bei einer ladenneuen BMW kaum etwas zu holen ist spulte er sein Pflichtprogramm runter. Nach Bremse, Schalldämpfer, Beleuchtung stand die Übereinstimmung von Fahrzeugpapieren und Maschine an….
„ Sagen se mal – wo haben Sie diese Maschine her – die hat ja gar kein Typenschild – ist die geklaut oder was ?“
2 Stunden später - Hans Haase wurde schummerig vor Augen als er in Handschellen zusehen mußte wie seine geliebte Neuanschaffung vom eiligst herbeigerufenen Abschleppdienst aufgeladen und zum Landeskriminalamt abgeschleppt wurde.
Wiederum 4 Wochen später stellte sich heraus daß offenbar minderwertiges Klebematerial zu einem vollständigen Verlust des Typenschilds geführt hatte.

Ende der Geschichte


Back to real life :

Mit Wirkung zum 12.8.2020 hat BMW die Auslieferung jeglicher Zweiräder mit Boxermotor eingestellt. Meine für gestern 14:00 angedachte Übergabe einer der 140 mausgrauen RT war damit überraschend geplatzt.

Begründung heute früh aus der Firmenzentrale:

Der Grund für den Auslieferungsstopp ist das Typenschild, das eventuell nicht richtig verklebt ist und sich daher ablösen könnte. Hierdurch würden gesetzliche Anforderungen nicht eingehalten.

Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass ich gestern Abend von der örtlichen Niederlassung einen K16-Vorführer in Empfang nehmen durfte – erst mal für die nächsten 2 Wochen. Mein Chef hat bereits 2 Wochen Urlaub genehmigt – ab ans Nordkap. Hier wird es mir zu heiß!

ahh oder winkG ist hier die Frage!

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 14:56
von Freddie
Schön geschrieben und es steckt etwas Wahres darin :)

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 15:33
von Panomatic
Ich hab ja seit Freitag, den 17. Juli mein neues Zweitmotorrad R1250RS.
Nach ein paar Tagen hatte ich das oben erwähnte Typschild fast verloren. Es klebte nur noch in der Mitte.
Da werde ich doch sicherheitshalber mal einen Kabelbinder zur „Sicherung“ anbringen.
Hoffentlich fällt nicht noch das ganze Motorrad auseinander... plemplem

Man kann sich als „Hersteller“ auch kaputtsparen...

LG Andreas

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 15:34
von Tourenfahrer
Leute ich liege gerade vor lachen auf dem Boden

Das ist bei uns 1:1 in der Firma passiert

spezielle Etiketten die jahrelang funktioniert haben, Hersteller gewechselt weil im ersten Moment Kostengünstiger
Dann plötzlich fallen die Dinger wie die Fliegen von der Wand ab.

Ich vor dem Kunden und der internen QS
Nein da wurde nichts geändert

Dann wurde ich eines besseren belehrt
Der Hersteller wurde "heimlich"gewechselt.

Herrlich :mrgreen: :mrgreen: :shock: :shock:

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 15:37
von Tourenfahrer
Sir Arthur hat geschrieben:
Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass ich gestern Abend von der örtlichen Niederlassung einen K16-Vorführer in Empfang nehmen durfte – erst mal für die nächsten 2 Wochen. Mein Chef hat bereits 2 Wochen Urlaub genehmigt – ab ans Nordkap. Hier wird es mir zu heiß!

ahh oder winkG ist hier die Frage!


siehe mein Profilbild

Ich war schon zwei mal am Nordkap, aber nie mit dem Motorrad
steht aber 2021 auf dem Plan

dir viel Spass ThumbUP ThumbUP

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 15:50
von Moirana.Norge
... nachgeschaut und bei der 1250er GS aus 2019 ist die Fahrgestellnummer noch ordentlich, so wie es sich gehört,
am Lenkkopf in den Rahmen geschlagen :engel:

Aber was Micha im Grunde sagen, und dass kann ich nur unterschreiben,
BMW hat momentan ein massives Qualitätsproblem :!: :!: :!: das ebenso massiv den guten Ruf beschädigt :!: :!: :!:
Es vergeht doch praktisch kein Monat in dem man nicht, von irgendeiner Modellreihe, wieder eine neue Horror Story hört.

Ich will / wollte mir eigentlich die 18er als zweit Möpi kaufen, aber da warte ich besser noch ein bisschen,
bis die ganzen Qualitätsprobleme beseitigt sind, oder ich kaufe mir gleich eine GoldWing.
Bei Honda soll die Qualität ja noch halbwegs passen.

Bis dann

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 13.08.2020, 16:14
von AndreGT
Hi Micha,

du hast mir den Tag versüßt mit deiner ,,Schreibe". :lol: ThumbUP

Leider steckt in dem ganzen Humor traurige Realität.
Heute das Typenschild, gestern das Getriebe und davor auch nur ein ewig langes Trauerspiel mit Pleiten
Pech und Pannen. plemplem
Ich denke noch mit Grausen an meine alte 2012er GT . finger
Zum Glück verblassen die Erinnerungen an schlechte Dinge mit der Zeit.

Obs morgen besser wird ?
Ich glaube es fasst nicht, zumindest nicht so lange die Gier den Verstand frisst.
Aber so lange die Kisten wie geschnitten Brot über den Tresen gehen wird man keine
Veranlassung haben daran etwas zu ändern.
Es wird also weiterhin Glückssache sein ob eine neue BMW problemlos ihren Dienst
verreichtet oder mehr in der Werkstatt ist als auf der Straße.
Zum Glück gibt mir meine aktuelle GT keinen Anlass zu Kritik.
Darum wird sie auch bei mir bleiben so lange ich in der Lage bin sie zu handeln.
Auf eine neue aus Spandau hätte ich vorerst keine Lust, da schiele ich in einem unbeobachteten
Moment schon eher ganz heimlich nach bella Italia. winkG

Dir auf jeden Fall aber viel Spaß und natürlich auch Glück mit der neuen RT.
Werden uns ja dann im Oktober in Südtirol sehen.
Freu mich drauf. :D

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 14.08.2020, 09:49
von Siegerländer
Ich kann AndreGT nur zustimmen.
Zu aktiver Zeit hab ich auch mal für PROPELLOR gearbeitet. (Fahre immer noch sowas)
Aber die "Einkaufsgötter" Sparfixe sind die Katastrophe.
Früher wurden mal Teile nach Mexico geflogen um ein paar Löchlein zu bohren.
Einsparung> 1,5Pf. /Teil. Effekt> Teile funktionierten nicht richtig> Millionenschaden, alles ZURÜCK.

Ist halt PREMIUM ( aber nur der Gewinn für die Q)

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 14.08.2020, 10:21
von MichiC
Schöner Text. clap
Einen Einwand hätte ich aber. Vielleicht ist der Aufkleber gar nicht getauscht worden. Vielleicht hat sich BMW Sparfix dazu entschieden eine hochwertige Lackschicht aufzutragen, quasi mit Lotuseffekt an der nichts haftet damit das Moped immer hübsch sauber aussieht! :lol:

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 14.08.2020, 20:31
von topolino_rosso
Sir Arthur hat geschrieben:
Mit Wirkung zum 12.8.2020 hat BMW die Auslieferung jeglicher Zweiräder mit Boxermotor eingestellt. Meine für gestern 14:00 angedachte Übergabe einer der 140 mausgrauen RT war damit überraschend geplatzt.


Ist das wirklich dein Ernst :?:

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 15.08.2020, 07:19
von Horst_S
Moirana.Norge hat geschrieben:BMW hat momentan ein massives Qualitätsproblem :!: :!: :!: das ebenso massiv den guten Ruf beschädigt :!: :!: :!:


R 1250 GSA, Erstzulassung 11/2019, bis auf einen defekten ABS Sensor der bei der 30.000er Inspektion getauscht wurde nur gefahren...ohne Defekte.
Deine Pauschalaussage ist SO also nicht richtig.

LG
Horst
Der noch nie ein so Fehlerfreies Motorrad hatte
P.S. Ach ja..einmal habe ich die Hinterradbremse entlüftet

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 15.08.2020, 08:19
von Sir Arthur
topolino_rosso hat geschrieben:
Sir Arthur hat geschrieben:
Mit Wirkung zum 12.8.2020 hat BMW die Auslieferung jeglicher Zweiräder mit Boxermotor eingestellt. Meine für gestern 14:00 angedachte Übergabe einer der 140 mausgrauen RT war damit überraschend geplatzt.


Ist das wirklich dein Ernst :?:


Leider - sonst würde ich statt Geschichten schreiben auf der Kiste die ersten 1000km abspulen.

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 15.08.2020, 09:41
von Bolha
Alles schön und gut, ich frage mich nur, warum tut man diese "Politik" dann unterstützen?

Sind die anderen Hersteller so Schlecht?

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 15.08.2020, 12:02
von Sir Arthur
Das was man einem Opel, Ford, Kia etc durchgehen lässt möchte man bei Mercedes, Audi und BMW eigentlich nicht haben.

Was mich langsam unruhig werden lässt - hier haben wir einen Bagatellfall mit nem Aufkleber..... bin noch nie kontrolliert worden, ob ich den Aufkleber vermissen würde ? Vielleicht beim nächsten TÜV.

Die Frage aller Fragen : Nachdem Sparfix die Aufklebergeschichte verbockt hat - welches Einkaufsfeld hat er danach heimgesucht ?

Sein Schwager Kannfürnix soll ja angeblich auch für den Getriebeeinkauf der K1600 zuständig gewesen sein.

Dessen Bruder Sehnix für die Motorik der Windschutzscheibenverstellung. Deren Vater Grobmotorix für die Schaltereinheiten der ersten 3 K1600-Jahrgänge (Grobmotorix ist mittlerweile in Pension und kann keinen Schaden mehr anrichten) Dreamteam halt.

Und welche Macken tauchen noch auf wenn die GWL ausgelaufen ist - und die Cargarantie auch......... ahh. Macken die noch nie ein Mensch vorher gesehen hat cofus

Re: Eine fiktive Story

BeitragVerfasst: 15.08.2020, 14:07
von topolino_rosso
Sir Arthur hat geschrieben:Und welche Macken tauchen noch auf wenn die GWL ausgelaufen ist - und die Cargarantie auch......... ahh. Macken die noch nie ein Mensch vorher gesehen hat cofus


Darum bin ich so erstaunt, dich dieses Risiko eingehen zu sehen scratch die RT hat zwar nur 2 statt 6 Spulenstecker, aber wenn von denen einer ausfällt, ist nichts mehr mit heimfahren arbroller