Handlicher durch Höherlegung bei Vmax in Wechselkurven?

Alles, was noch mit den BMW - K - Modellen zu tun hat.

Beitragvon ManniBoy » 12.02.2008, 01:33

Armendacil hat geschrieben:Für mich ist es theoretisch ganz offensichtlich, daß wenn man bei einem rotierenden Rad die Masse verringert,
die Kreiselkräfte dadurch abnehmen und man ein leichteres Einlenkverhalten erhält.

Hat bitte noch jemand einen Kommentar dazu?


Armendacil!
Es stimmt, verringerte Radmassen wirken sich aus.
Allerdings nicht SO deutlich, wie man zunächst hofft.
Und schon gar nicht so deutlich, wie Hersteller von geschmiedeten Felgen das gerne darstellen.
Der Grund liegt - wer hätte es geahnt - natürlich wieder in der Physik.

Es gibt nämlich bei unseren K´s, genau wie bei allen Motorrädern mit quer eingebautem Motor, noch ein paar weitere quer zur Fortbewegungsrichtung rotierende Massen, die einen erheblichen Einfluss auf die Stabilisierung des Motorrads in Fahrtrichtung besitzen.
Das sind die Kurbelwelle, die Ausgleichswelle(n) und das Getriebe sowie alle weiteren in dieser Richtung rotierenden Teile.
Diese Massen sind im Vergleich zu den Rädern nicht unerheblich.
Außerdem rotieren sie ein Vielfaches schneller als die Räder und tragen so stärker zur Stabilisierung bei.
Diese Massen lassen sich darüberhinaus nur schlecht reduzieren ohne Nachteile in Kauf zu nehmen (Stichwort Vibrationen).

Ihr könnt dazu alle mal ein kleines Experiment machen, sehr eindrucksvoll, besonders bei unserem Motorrad:
Rollt im Leerlauf eine abschüssige, kurvige Straße mit einer Geschwindigkeit von 40-50 km/h runter. Ihr werdet das gewohnte Fahrverhalten bemerken.
Rollt als nächstes die gleiche Strecke runter, wieder im Leerlauf, nur diesmal mit abgestelltem Motor. (Achtung: Zündung anlassen, damit der bei manchen Modellen verbaute Bremskraftverstärker aktiv bleibt!!)
Motor und Getriebe drehen sich jetzt nicht.

Ihr werdet ein EXTREM anderes Handling bemerken.
Die Motormassen rotieren nicht mehr, nur noch die Räder.
Die Fuhre wird extrem instabil!
Die stabilisierende Wirkung des Motors ist schon bei Leerlaufdrehzahl enorm. Die Räder alleine stabilisieren das Motorrad bei weitem nicht!

Nach diesem Experiment kann man sich überlegen, ob man sehr viel Geld für etwas leichtere, relativ langsam rotierende Räder ausgibt.

Es gibt darüberhinaus noch eine Vielzahl weiterer physikalische Effekte, die das Motorradfahren mit sich bringt.
Kaum zu glauben, wie viel Physik nötig ist, um ein Motorrad in Fahrt zu beschreiben.

Aber sehr interessant!

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Beitragvon saiki » 12.02.2008, 01:44

Armendacil hat geschrieben:(...)wenn man bei einem rotierenden Rad die Masse
verringert, die Kreiselkräfte dadurch abnehmen und man ein leichteres
Einlenkverhalten erhält.



ja.
in aehnlicher weise veraenderst du die notwendigen hebelkraefte zum
einlenken, indem du einen breiteren lenker montierst, oder den schwer-
punkt (mit fahrer) nach oben verlegst.

all diese massnahmen entsprechen dem gegenteil von 'stabilisieren'.
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Beitragvon saiki » 12.02.2008, 01:50

Hey, Manniboy war schneller und genauer --- Ist schon spaet...

ManniBoy hat geschrieben:Die Motormassen rotieren nicht mehr, nur noch die Räder.
Die Fuhre wird extrem instabil!
Die stabilisierende Wirkung des Motors ist schon bei Leerlaufdrehzahl enorm.



ja, stimmt.
auch schoen beim boxer zu bemerken, der ja die kurbelwelle parallel zur
fahrrichtung hat.
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Beitragvon Carboner » 12.02.2008, 18:30

Wow, Manniboy, cool, danke für die Erklärung!
@saiki, und @all, Euch auch n´Dank.



Gruß Sascha
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Beitragvon Al_K_Seltzer » 12.02.2008, 18:53

Armendacil hat geschrieben:Mit dem Kommentar von AlkaSelzer hab ich leider nix anfangen können.

Tröste Dich, da bist Du nicht der einzige. Ist aber nicht "mein Kommentar", sondern nur mein Hinweis auf komplexere theoretische Zusammenhänge als sie hier zu Deinem Eröffnungsthema diskutiert werden. Fahrdynamik (um das geht es hier) lässt sich nun mal leider nicht durch einfache, isolierte Betrachtung von Kreiselkräften und Fahrwerksgeometrische Einstellungen hinreichend erklären. Zum vollständigen Verständnis der mit Deiner o.a. Frage (Zitat: "Handlicher durch Höherlegung bei Vmax in Wechselkurven?") aufgeworfenen Zusammenhänge sollte man mindestens schon mal etwas von physikalischen Lehrsätzen aus der Mechanik, Kinematik und Dynamik gehört haben (Newton, Energiesätze, Schwingungslehre usw.), sonst wird man so einem komplexen Thema eben nicht gerecht. Isso.

Eins darfste jedenfalls aus der Praxis glauben, wennste schon nicht in die Theorie tief genug einsteigen willst: die Frage nach einer geeigneten Fahrwerkseinstellung für "Wechselkurven" bei Höchstgeschwindigkeit ("Vmax") ist (mit Verlaub) unsinnig, weil überhaupt nicht praktikabel. Ich behaupte, dass niemand von uns hier irgendeine Autobahnkurve bei Tacho 290 durchfährt, geschweige denn "Wechselkurven" tstststs Und wennste schon nicht Rossi & Co dazu fragen willst, kannste ja mal beim Mang, Dähne oder Waldmann nachfragen. Die sind immer noch bei Rennveranstaltungen und Perfektionstrainings anzutreffen.

Kann es sein, dass Du etwas ganz anderes gemeint hast als in deiner Frage explizit steht?

Gruß, Friedrich

P.S.: wer wirklich und ernsthaft Interesse an diesem Thema hat, dem sei z.B. das Buch von Jürgen Stoffregen empfohlen: "Motorradtechnik" (Vieweg Verlag)
Zuletzt geändert von Al_K_Seltzer am 12.02.2008, 19:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Carboner » 12.02.2008, 19:01

Hi Friedrich, ja, danke für Dein Kommentar, ich meinte bei "hohen Geschwindigkeiten", also schneller als 130.
Nur die Überschrift wär dann etwas lang geworden:
Handlicher durch Höherlegung bei hohen Geschwindigkeiten in Wechselkurven

Ich glaub, präziser und kürzer läßt sich meine Fragestellung nicht formulieren.

Ok, ´s geht doch:

He, Leut, nuf oda lasse?

Steilvorlage für KS-Fahrer: Typisch KR-Fahrer, hält Tempo >130 schon für "hoch" :lol:
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Beitragvon Al_K_Seltzer » 12.02.2008, 19:09

Armendacil hat geschrieben:Hi Friedrich, ja, ich meinte bei "hohen Geschwindigkeiten", also schneller als 130.
Nur die Überschrift wär dann etwas lang geworden:
Handlicher durch Höherlegung bei hohen Geschwindigkeiten in Wechselkurven

Ich glaub, präziser und kürzer läßt sich meine Fragestellung nicht formulieren.

Ok, ´s geht doch:

He, Leut, nuf oda lasse?

aha, das is natürlich schon fast ne Vmax Region für ne Royal Enfield :wink:

Im Ernst, lies mal im o.g. Buch nach, ab Seite 326ff. Dort sind die Zusammenhänge sehr anschaulich beschrieben und geben Dir kompetente Antworten auf Deine, im Grunde ja sehr interessante Fragen. Was dort auf fast 20 Seiten bzgl. "Fahrdynamik und Fahrversuch" dargestellt ist, lässt sich nicht in knappen Postings eines Forums beschreiben. Stoffregen ist langjähriger Entw.-Ing bei BMW und hat einen Lehrauftrag an der FHS München für das Fachgebiet Motorradtechnik.

Gruß, Friedrich
Al_K_Seltzer
 

Beitragvon Georg » 12.02.2008, 19:28

Armendacil hat geschrieben:...
He, Leut, nuf oda lasse?
...


Lasse!
Georg
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