Männerkarriere !?

Alles was nirgends reinpasst!

Männerkarriere !?

Beitragvon Schwälmer » 04.01.2006, 21:02

Ich war männlich, verwegen, ich war frei und hatte lange Haare.

Meine Frau lernte mich kennen, nicht umgekehrt. Sie stellte mir förmlich
nach. Egal wo ich hinkam, sie war schon da. Es ist nun zwölf Jahre her.
Damals war ich eingefleischter Motorradfahrer, trug nur schwarze
Sweat-Shirts, ausgefranste Jeans und Bikerstiefel, und ich trug lange
Haare.

Selbstverständlich hatte ich auch ein Outfit für besondere Anlässe. Dann
trug ich ein schwarzes Sweat-Shirt, ausgefranste Jeans und weisse
Turnschuhe.

Hausarbeit war ein Übel, dem ich wann immer es möglich war aus dem Weg
ging.

Aber ich mochte mich und mein Leben. So also lernte sie mich kennen. "Du
bist mein Traummann. Du bist so männlich, so verwegen und so frei."

Mit der Freiheit war es alsbald vorbei, da wir beschlossen zu heiraten.
Warum auch nicht, ich war männlich verwegen, fast frei und ich hatte lange
Haare.

Allerdings nur bis zur Hochzeit. Kurz vorher hörte ich sie sagen:" Du
könntest wenigstens zum Frisör gehen, schliesslich kommen meine Eltern zur
Trauung." Stunden, - nein Tage später und endlose Tränen weiter gab ich
nach und liess mir eine modische Kurzhaarfrisur verpassen, denn
schliesslich liebte ich sie, und was soll`s, ich war männlich, verwegen,
fast frei und es zog auf meinem Kopf. Und ich war soooo lieb.

"Schatz ich liebe Dich so wie Du bist" hauchte sie.
Das Leben war in Ordnung obwohl es auf dem Kopf etwas kühl war. Es folgten
Wochen friedlichen Zusammenseins bis meine Frau eines Tages mit einer
grossen Tüte unterm Arm vor mir stand. Sie holte ein Hemd, einen Pollunder
( Bei dem Wort läuft es mir schon eiskalt den Rücken runter ) und eine neue
Hose hervor und sagte:" Probier das bitte mal an." Tage, Wochen, nein
Monate und endlose Papiertaschentücher weiter gab ich nach, und trug
Hemden, Pollunder (Ärrrgh) und Stoffhosen. Es folgten schwarze Schuhe
Sakkos, Krawatten und Designermäntel. Aber ich war männlich, verwegen,
todchic und es zog auf meinem Kopf. Dann folgte der grösste Kampf. Der
Kampf ums Motorrad. Allerdings dauerte er nicht sehr lange, denn im
schwarzen Anzug der ständig kneift und zwickt lässt es sich nicht sehr gut
kämpfen.
Ausserdem drückten die Lackschuhe was mich auch mürbe machte. Aber was
soll`s, ich war männlich, spiessig, fast frei, ich fuhr einen Kombi, und es
zog auf meinem Kopf.

Mit den Jahren folgten viele Kämpfe, die ich allesamt in einem Meer von
Tränen verlor. Ich spülte, bügelte, kaufte ein, lernte Deutsche Schlager
auswendig, trank lieblichen Rotwein und ging Sonntags spazieren. Was soll`s
dachte ich, ich war ein Weichei, gefangen, fühlte mich scheisse und es zog
auf dem Kopf.

Eines schönen Tages stand meine Frau mit gepackten Koffern vor mir und
sagte:" Ich verlasse Dich." Völlig erstaunt fragte ich sie nach dem Grund.
"Ich liebe Dich nicht mehr, denn Du hast Dich so verändert. Du bist nicht
mehr der Mann den ich mal kennen gelernt habe.
Früher warst Du männlich, verwegen und hattest lange Haare."

Vor kurzem traf ich sie wieder.
Ihr "Neuer" ist ein langhaariger Biker mit zerrissenen Jeans und
Tättowierungen der mich mitleidig ansah.

Ich glaube ich werde Ihm eine Mütze schicken. :lol:
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Beitragvon xj600 » 04.01.2006, 21:30

Wie wahr, wie wahr ..
.. besonders die Sache mit den weissen Turnschuhen kommt mir bekannt vor :)

Th.
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Beitragvon DerMeister » 04.01.2006, 22:06

Also die Frage "Die Moppeds oder ich?" ist bislang immer zugunsten der lieben gegangen. Der lieben Garagenbewohner :D
Und so bleibt dat auch! :P
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Beitragvon Unbekannt » 05.01.2006, 10:06

Na ja, so manchmal bleibt einem das Schmunzeln schon im Halse stecken,

Johannes, mit kurzen Haaren und Anzug :shock:
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Beitragvon Bienemajafahrer » 05.01.2006, 21:49

ja,ist schon erschreckend, wie man sich anpasst. die langen Haare sind ab, nicht mehr dunkel...sondern grau.

früher hatte man rassige Frauen und klapprige Moppeds...und heute? :) nee, stimmt natürlich nicht. Darf mich ja nicht beklagen, meine frau hat ja meinen Wandel vom verwegenen Individualisten zum angepassten Anzugträger auch mitgemacht...

trotzdem, das waren noch Zeiten früher. besser? weiß nicht-aber irgendwie anders.

Also:
Gaudeamus igitur, iuvenes dum sumus!
Freuen wir uns also, solange wir jung sind!


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Beitragvon Satan » 05.01.2006, 22:22

Bienemajafahrer hat geschrieben:früher hatte man rassige Frauen und klapprige Moppeds...und heute?
:mrgreen:
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Beitragvon kuhtreiber » 06.01.2006, 09:01

Zum Thema "früher war alles besser!" hab ich auch noch was:

Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit Dir zu tun...
Weiterblättern! Kinder von heute werden in Watte gepackt..........
alle anderen - weiterlesen.

Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70 Jahren
lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange
überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen.
Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten
Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten.
Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.
Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag
weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen.
Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!
Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt.
Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst.
Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht" .
Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern?
Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau.
Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht.
Wir aßen Kekse, Brot mit thingy Butter, tranken sehr viel und
wurden trotzdem nicht zu thingy.
Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb
an den Folgen.
Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround-Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms.
Wir hatten Freunde.
Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer
gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns... Wie war
das nur möglich? Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und
Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen
nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und
mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus.
Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war.
Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen.
Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere.
Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen.
Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur
Änderung der Leistungsbewertung.
Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen.
Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!
Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht.
Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung.
Mit alldem wussten wir umzugehen.

Gruß
kuhtreiber

P.S. Will mich nicht mit fremden Federn schmücken, der Text stammt nicht von mir.
BMW K1300S
Ducati Multistrada 1200

Wer mehr will ist ein Ferkel! (Peter Ludolf)
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Beitragvon romanbiker » 06.01.2006, 11:57

Hallo "Kuhtreiber"

auch wenn der Text nicht von Dir ist, trifft er doch den Nagel
auf den Kopf.
Vielleicht liest der eine oder andere nach ´78 geborene Mensch
diese Zeilen und grübelt ein wenig darüber.
Wäre gut :!:

Auf das Gute im Menschen hoffend
warte ich auf besseres Wetter, damit die "Guten" wieder biken
können :)


Gruß u.tüss
no risk no fun mit K1200S+Zumo550+KN Sportfilter+LeoSBK
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Beitragvon Sprenger » 07.01.2006, 19:58

Schönes teil von Dir, Kuhtreiber. Ja,ja früher war alles anders und auf keinen Fall schlechter.
Obwohl, das mit dem sitzenbleiben in der Schule lasse ich mal außen vor. :wink:
Gut Grip @ all, Sprenger

BildDie
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Beitragvon Helmut » 10.01.2006, 13:41

Der Text von "Kuhteiber" trifft den Nagel auf den Kopf!
Reiner Zufall, dass wir ohne Handy und Kabelfernsehen so lange überlebt
haben :shock: !
Aber ich denke, dass man der nachfolgenden Generation nicht pauschal den Vorwurf machen kann "Weicheier" zu sein.
Vor allem eines muß bedacht werden:
An der Art und Weise wie diese Generation lebt, sind wir maßgeblich
beteiligt!

Beste Grüße
Helmut
Wenn ich den See seh' , brauch' ich kein Meer mehr.
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