Der Feiertagsausflug
Der Feiertag an sich ist ja, wie der Name es schon andeutet, eher dazu gedacht etwas anders zu machen, als man es normalerweise machen würde, es sei denn normalerweise würde man feiern. Dann wiederum wäre der Feiertag für den Dauerfeierer quasi ein Normaltag, ein Arbeitstag. Da ich aber davon ausgehen muss, dass das Gros der hier Anwesenden/Lesenden den Lebensunterhalt wie ich erst verdienen muss und ihn erst dann ausgeben kann und diesen nicht schon durch Geburt oder was auch immer zur Verfügung gestellt bekommt, wird es den meisten so gehen wie mir. An Feiertagen wird eher gefeiert. Wobei der Begriff des Feierns natürlich Auslegungssache ist.
Da ich aber diesen kleinen Text hier im Anschluss an die Weihnachtstage verfasst habe, die wie der eine oder andere vielleicht noch weiss seinen Ursprung nicht in der Ankurbelung des Umsatzes fernöstlicher Elektronikkonzerne hatte, auch nicht zu Ehren eines eher korpulenten, merkwürdigen Gesellen geschaffen wurde, der in auffälliger Kostümierung mit einem sinnentleerten Ho-Ho-Ho nach amerikanischer Auffassung ( und somit auch nach unserer) von Kamin zu Kamin fliegt ( ! ), um dort Geschenke abzuladen, sondern eher christlichen Ursprungs sind, handelt sich bei diesem Feiern eher um ein, nennen wir es „Gesetzteres“. Nun, für ein oder zwei Tage mag das ja ganz nett sein, bei einer Anhäufung von freien/Sonn- und Feiertagen wie diesmal von geradezu 5 freien Tagen, wird die Frage nach dem „Was tun?“ geradezu existentiell!
Klar, jedem von uns würde eine Menge einfallen, wäre nicht gerade die Tage um den 24.12. auch Tage der Familie, was 95% der Dinge, die einem einfallen würden, erst mal wieder ausschließt.
Da das Wetter dieses Jahr nun wirklich traumhaft war, von den tiefen Temperaturen mal abgesehen, waren Wanderungen im Schnee, Skilanglauf im Schnee, Schlittschuhlaufen auf dem Schliersee (klar, zugefroren, sonst heißt die Sportart ja Eistauchen oder Schwimmen) angesagt. Ja war schön, total gesund, aber dennoch kam dann gestern so etwas wie Missmut auf. Missmut ist schlecht, schlägt auf Magen und auf was auch immer, Abhilfe tat Not! Zur großen Freude (Ironie!) meiner Gattin, zum größten Erstaunen der Nachbarschaft, die mal wieder den Beweis geliefert bekam, dass „Preissn“ doch sehr komische Menschen sind, schob ich am 2. Weihnachtsfeiertag meine wunderschöne und auch aus der Medienlandschaft bekannte „Französin“ bei Minus 4,5 Grad, feuchten, salzigen Straßen aus der Garage, gewandete mich in eher dickere Klamotten, drückte auf das Anlasserknöpfchen und freute mich wie die tags zuvor zu hauf verspeisten Aachener Honigprinten über den satten Sound der Akraanlage, die einen sonoren Unterton in die eher von lieblich Weihnachtsliedern geprägten Neubiberger Haushalte brachte.
Mit einem satten „Klack“ war der erste Gang drin und los ging es. Die Aufmerksamkeit der vereinzelten, dick eingemummten Spaziergänger war mir sicher. Ein Rentier mit einer roten Nase hätte nicht für mehr Aufmerksamkeit gesorgt, selbst wenn es Rudolf geheissen hätte.
Gut, die Schräglage liess mangels Haftung auf glitschigen gesalzenen Straßen zu Wünschen übrig, aber die erstaunten, aufgerissenen Augen der KFZ Insassen, die sich der satten Leistung mitsamt ihrer Bürgerkäfige meiner bekannt schönen KS beugen mussten, waren mir Lohn genug.
In eher gemessenem Tempo ging es gen Sudelfeld und dort, wo sich sonst Motorradfahrer und Ordnungshüter spannende Duelle liefern, war ich der einzige, der die Höhenmeter per Krad bewältigte. Schön wars!
Nach etwas mehr als einer Stunde endete mein Ausflug in die bayrische Bergwelt wieder in der heimischen Garage, die Körperkerntemperatur knapp 1 Grad über Vollstarre, aber nach einer weiteren Stunde entsalzen der geschmackvollen KS und einer extrem heissen Dusche, wusste ich, dass ich eine für mich passende Art gefunden hatte, die Feiertage würdig zu begehen.
Johannes