von Valensino » 18.05.2008, 13:32
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...das Thema der Motorradunfälle ist krass und ernst und geht alle an, die sich im Straßenverkehr bewegen, einschließlich der 6-jährigen und 95-jährigen Fußgänger. Die Kommentare in dem eingangs genannten STERN-Artikel zeigen, wie polarisierend und komplex die Spezies "Motorradfahrer" von allen wahrgenommen wird - natürlich im Sommer, wann denn sonst, das hat nichts mit Sommerloch zu tun - besonders im Mai, wenn die Saison richtig losgeht.
Wir als Motorradfahrer kommen an folgenden Fakten nicht vorbei (mal in loser Reihenfolge ohne Anspruch auf Vollständigkeit genannt):
1.) Motorradfahren ist wegen fehlender Knautschzone, schmalerer Silhouette und 2-Räder-Fahrphysik erheblich gefährlicher als Autofahren.
2.) 7 von 10 Motorradfahrern nerven die Allgemeinheit durch laute Auspuffgeräusche.
3.) Viele (wieviele % genau?) Motorradfahrer übertreten die gesetzlichen Höchstgeschwindigkeiten regelmäßig/ oft um 100 %.
4.) Motorräder sind fast nur noch Luxusobjekte fürs Vergnügen - als Nutzfahrzeug werden sie nur noch selten genutzt. Die Jahreskilometerleistung nimmt ab, das Alter der Motorradfahrer nimmt zu - und auch deren Körpergewicht. (Habt Ihr unter letzterem Aspekt mal die Fotos hier im Forum betrachtet? Erschreckend!). Was das für die Fitness bedeutet ist klar.
5.) Unfälle wegen fehlenden ABS sind die große Ausnahme - der Ruf nach mehr Sicherheit beim Motorrad hat fast nichts mit dem Motorrad selbst zu tun, sondern fast ausschließlich mit dessen Fahrer.
Dem gegenüber steht, dass der Anteil an Autofahrern unglaublich gestiegen ist, die von ihrem Auto überfordert sind (Wo hört mein Auto rechts auf? Wo läßt sich der Heckscheibenwischer abschalten? In welcher Schalterstellung ist das Abblendlicht und in welcher ist das Standlicht eingeschaltet? Wo läßt sich die Nebelschlussleuchte abschalten?) und die von der Verkehrssituation überfordert sind (typische Situationen: Entschluss zum Losfahren beim Linksabbiegen, Einschätzen der Geschwindigkeit anderer Verkehrsteilnehmer vor dem Spurwechsel, Mittelspurschleicher, Hardcore-Linksabbieger, Einfädeln auf die Autobahn). Das alles hilft den Motorradfahrern aber nichts, weil sie im Fall eines Unfalls immer den kürzeren ziehen.
Motorradfahrer haben in vielen Hinsichten ein Bad-Boy-Image. Viele (sehr viele) Menschen empfinden sie als Bedrohung, wenn sie im Rückspiegel oder sonst im Verkehr auftauchen. Das Missverhältnis der Unfallzahlen von Aauto- und Motorradfahrern im Verhältnis zur Anzahl der bewegten Fahrzeuge ist tatsächlich eklatant und wird auf Dauer gesetzgeberische Folgen haben. Aber ist diesem Problem tatsächlich gesetzgeberisch beizukommen? Ich glaube das nur, wenn wir den totalen Überwachungsstaat hätten mit GPS-gestützter Geschwindigkeitskontrolle aller Verkehrsobjekte (Da gabs doch mal so einen Film mit Sylvester Stallone, wo man sogar nicht mal mehr fluchen konnte, ohne ein Knöllchen zu bekommen...). Ich glaube das Problem wird sich ausschließlich, dafür aber von allein, über natürliche Auslese lösen. (Die hirnlosen Motorradfahrer ziehen sich selbst aus dem Verkehr) Und über die Kosten, die das Motorradfahren im eigenen Geldbeutel verursacht. Insbesondere an dem heutigen denkwürdigen Tag, wo das erstemal öffentlich in den Medien darüber nachgedacht wurde, welche Regeln man für die (in der Realität ja schon lange bestehende) 2-Klassen-Medizin und die damit zusammenhängende Budgetierung von medizinischen Leistungen aufstellen sollte (künstliches Hüftgelenk bei einem Alter über 75 Jahre - abgelehnt, Blutwäsche für Nierenkranke über 65 Jahre - abgelehnt, Versorgung eines Motorradverunfallten - nur bis 5000 € und bis 60 Jahre Lebensalter...).
In diesem Zusammenhang ist auch die Diskussion um den neuen BT 016 interessant - wir haben Sorgen, gell?
Schöne Sonntagsgrüße
Valensino
R e g i s t r i e r t e r ........ U s e r