Wird Zeit mal wieder weiterzuklauen.......
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..Nach der Rückkehr ins Lager verhielten wir uns unauffällig. Inzwischen waren auch alle Nachzügler eingetroffen, und der Buschgrill war bereits in Betrieb. Nach dem Essen folgte das"Briefing" für den nächsten Tag. Das Etappenziel war diesmal Alice Springs, der Mittelpunkt des sogenannten-Red Center-dieser roten Halbwüste im Zentrum des Kontinents. So ungefähr 1 Million Quadratkilometer groß. Heiß und trocken wie die Hölle. Ein wenig Schotterpiste würde am nächsten Tag auch dabeisein. Also..volle Montur, denn schon leichter Bodenkontakt kann selbst kräftigen Jeansstoff hier schnell überfordern. Ist zwar eine interessante Einrichtung dieser "Flying Doktor Service"...aber man muß ja nicht alles ausprobieren.
Wolfgang machte sich eifrig Notizen auf seinem Plan. Schotterpisten schienen wohl nach seinem Geschmack zu sein. Knut erwähnte noch so nebenbei, dass es auch eine Weicheier-Strecke geben würde. Asphalt für diejenigen, die mit dieser normalen Outback-Piste noch überfordert wären.
"Bevor ihr mein Material zerstört...nehmt lieber die Straße!" meinte er abschließend.
Die verkrampften Gesichter einiger Gruppenmitglieder entspannten sich deutlich.
Es folgte die übliche Dosenbier-Orgie, wobei Anke und ich zwar ständigen Blickkontakt hielten, uns aber sonst mit Absicht nicht näher kamen. Der Zahnarzt schleimte sich ordentlich an sie heran, was ich aber geflissentlich übersah.
..Wiederlich!...Dieser wabbelige Harleytreiber hatte nagelneue Motocross-Stiefel dabei. Mit Schnallen und Stahlkanten und allem möglichen Schnickschnack. Dieser Angeber...diese dentale Pappnase...dieser..
Um wieder ruhiger zu werden stellte ich mir Anke in diesen Stiefeln vor.
Nur in diesen Stiefeln...und der Zahnarzt dürfte zusehen. Mein Dosenbierkonsum steigerte sich an diesem Abend auf eine neue persönliche Bestleistung. Ich schlief trotzdem ziemlich unruhig in dieser Nacht.
Am nächsten Morgen fuhren wir dann gut gelaunt los. Die Schotterpiste erwies sich als echte Wellblechstrecke bedeckt mit feinem Schotter. Wolfgang zog mächtig ab....als ob er nie etwas anderes befahren hätte.
Zunächst hatte ich mächtigen Respekt vor diesem Untergrund. Aber wenn man einmal die richtige Geschwindigkeit gefunden hat, dann hört diese Hoppelei und Wackelei plötzlich auf und die Kiste läuft wieder ruhig.
Der Rest der Gruppe verschwand aus den Rückspiegeln. Ich hupte, und Wolfgang stoppte daraufhin auch sofort. Wir warteten auf die Truppe, die dann auch in einem sehr materialschonenden Tempo angehoppelt kam.
Dieter mit den Superstiefeln war trotz der Vormittagshitze etwas blaß um die Nase. Heldenhaft verkündete er uns dann, dass er aus reiner Solidarität mit den Anderen lieber zurück auf die befestigte Straße fahren würde.
Wolfgang blickte zuerst auf seine Karte, und mich danach fragend an. Ich zuckte die Schultern und deutete mit dem Kopf in Richtung der Piste. Weiter ging die wilde Fahrt.
Wolfgang flitzte in einem Affenzahn über den welligen Schotter. Mir brach nicht nur wegen der Hitze der kalte Schweiß aus. Nur ein Fehler...und die fliegenden Ärzte hätten ordentlich Arbeit. Der Schotterfreak driftete durch die nächste Kurve...und bog dann plötzlich ab.
Vorsichtig...sehr vorsichtig... bremste ich bis zum Stillstand ab.
Ein Schild...tatsächlich ein Schild...Four-Wheel-Drive only...war darauf zu lesen. Wenn die Aussies schon mal Schilder aufstellen....dann.
Egal. Wenn der gute Wolfgang da lang fährt, dann werd ich das wohl auch hinkriegen. Der hat sich schließlich die Karte genauestens angesehen. Obwohl ich alles gab, kam der Bursche einfach nicht mehr in mein Sichtfeld. Die Strecke wurde nach einer guten Viertelstunde immer abenteuerlicher. Dicke Felsbrocken...tiefe Löcher..Sand und Steine ohne Ende. Die XT hüpfte und wackelte bedenklich.
Es ging plötzlich steil bergab. Auf den Rasten stehend versuchte ich irgendwie ohne Salto den Hügel zu überwinden. Es wurde immer schlimmer..Four-Wheel-Drive...so ein Müll...Welcher Allradler könnte hier noch fahren? Selbst ein Maultier käme hier nicht durch. Es war ein Höllenritt. Noch nie hatte ich mich in solch ein Gelände gewagt. Mittlerweile mutterseelenallein und völlig schweißgebadet. So eine Schwachsinnsidee...bei 45 Grad im Schatten und in Leder verpackt hier entlang zu.....
Und...Patsch...lag ich auf der Nase. Das Vorderrad der XT steckte in einer Spalte und ich lag daneben. Ein bischen das Knie gestoßen aber sonst intakt. Da lag ich nun...mitten in der übelsten Walachei. Wo war nur dieser Wolfgang abgeblieben? Ich nahm den Helm ab um besser hören zu können.
Nichts...Totenstille.
Prost Mahlzeit...kein Handy....kein Wasser....keine Ahnung.
Niemals von der vorgegebenen Route abweichen...ohne vorher Bescheid zu geben...und wenn, dann niemals allein.
Wolfgang lag sicher irgendwo da vorn samt seiner XT im Abgrund. Ich würde hier verkochen und verdursten...und keine Sau wird uns hier finden. So siehts aus.
Verschollen in den McDonnelRanges. Toller Titel für einen Roman. Den muss dann allerdings ein anderer Spinner schreiben. Echtes Künstlerpech.
Mein Knie wurde langsam dicker und pochte plötzlich ganz ordentlich. Ich hätte die Knieprotektoren doch besser drin lassen sollen....
Verflucht. Verdammte Sch.......