Brief an die Zigarette
Verdammtes Miststück!
Ich bin jetzt 44 Jahre alt und seit gut 30 Jahren bin ich Dein Sklave.
Ich habe schon so oft versucht, Dich zu verlassen aber in Dir
stecken Stoffe, die mir diese Flucht schwer machen.
Ich habe mich entschieden noch die 18 verbliebenen Soldaten
Deiner Sucht-Armee zu rauchen, um Dir dann für den Rest meines
Lebens den Rücken zu kehren.
Ich bin ein starker Mensch mit einem eigenen Willen.
Raucher sind schwache Menschen, die sich selbst nicht im Griff haben.
Zu denen gehöre ich nicht!
Ich werde Dir im Laufe dieses Briefes noch zig Gründe nennen,
aus denen ich nichts mehr mit Dir zu tun haben will.
Pauschal lässt sich aber eines festhalten:
DU BIST SCHEIßE!!!!!!!
Das allein reicht aber nicht aus.
Man macht in seinem Leben viele Dinge die scheiße sind
aber mit einer Kreatur, die so berechnend, hinterfotzig,
gefährlich und dumm ist wie Du es bist,
kann und will ich nicht befreundet sein.
Traurig genug dass Du Millionen von Sklaven unterhältst.
Traurig genug dass all diese Sklaven keinen eigenen Willen zu haben scheinen.
Traurig genug dass es keine Regierung der Welt schafft, Dich zu verbieten.
Traurig genug dass sich so viele Menschen an Deinen Menschenverachtenden
Geschäften bereichern.
Traurig genug dass ich dieses Spiel 30 Jahre mitgemacht habe.
Aber jetzt ist Schluss!
Ich weiß das Du mich nicht in Ruhe lassen wirst.
Du wirst immer wieder versuchen mich zu versklaven.
Alle Deine Sklaven werden versuchen mir zu verkaufen wie toll Du doch
bist und dass sie freiwillig bei Dir bleiben und jederzeit gehen können.
Wenn sie es könnten, würden sie es tun.
Ich stecke mir jetzt noch eine an, auf das nur noch 17 kleine Terroristen übrig bleiben.
Soll ich Dir mal schildern was gerade in mir vor geht?
Ich habe einen Geschmack im Mund,der mich an verkohlte Bremsbeläge
erinnert und beim ersten Zug habe ich Rauch ins Auge bekommen.
Es tränt. Meine Lunge beginnt zu schmerzen.
Ich kann meine stinkenden Finger riechen obwohl sie auf der Tastatur liegen.
Ich stinke aus dem Hals wie ein gelöschtes Buschfeuer.
Ich huste alle paar Minuten und dabei habe ich grauen Schleim im Mund,
der die Konsistenz von widerlichen Popeln hat.
Meine Klamotten sind voller kleiner Aschepartikel.
Meine Hände sind schweißnass und eiskalt. Ebenso meine Füße.
Ich habe das Gefühl dass sich meine Blutgefäße immer mehr zuschnüren.
Meine Zähne erinnern an 10 Jahre alte Tapete in einem Raucherzimmer.
Sie sind schon nicht mehr gelb, sie verfärben sich langsam ins Braune.
Immer wieder dieserGeschmack.
Würde mir jemand eine Mahlzeit vorsetzen, die so schmeckt wie Du,
ich würde sie ihm ins Gesicht kotzen und fragen ob man mich vergiften will.
Widerlich, abartig, pervers, ekelhaft, Brechreiz erregend und
zutiefst abstoßend beschreibt diesen Geschmack nur ansatzweise.
Kein Mensch, der etwas auf sich hält und ein Genussmensch ist wie ich,
kann an Dir ernsthaft Freude haben.
Man belügt sich selbst, weil man weiß wie stark Du bist.
Man gibt sich auf.
Ich gebe nicht auf! Ich fange gerade erst an zu kämpfen!
Du wirst mich noch kennen lernen!
Jetzt sind nur noch 16 übrig und um Dir zu zeigen dass ich es ernst meine,
nehme ich jetzt eine und zerreiße sie.
So!
Nur noch 15.
Na, hast Du schon Angst? Kannst Du ruhig haben!
Der Aschenbecher auf meinem Schreibtisch stinkt so wie ich aus dem Hals.
Was für eine perverse Vorstellung.
Ich glaube ich beginne jetzt mal mit der Faktensammlung.
Ich werde Dir schreiben was ich an Dir mag, was ich an Dir hasse,
die beliebtesten Ausreden und Argumente, um mich doch wieder
mit Dir abzugeben und die besten Gründe,
um Dich für immer aus meinem Leben zu verbannen.
Beginne ich doch mal mit dem, was ich an Dir mag.
Was mir am Rauchen richtig gut gefällt:
Alles !
