Herbrenngeschichten

Alles was nirgends reinpasst!

Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Unbekannt » 26.11.2009, 17:54

und hier der Klassiker der Herbrenngeschichten vom Mofler Chef und erklärten BMW Antisympathisanten


"Hergebrannt von einer "Q"

Lorch/Rhein 17.08.00 - 17:00 Uhr Ortszeit:

Aufgrund defekter SPS und geilem Moppedwetter hält es den Verfasser dieser Zeilen nicht auf dem heimeligen Sofa. Streetsurfen mit 600er Monster ist immer noch besser als gar nicht fahren! Kurz entschlossen wird sich in die Kampfmontur gezwängt, das Visier vom letzten Mückendreck gereinigt!


Geplant sind ein paar "gemütliche" Runden über die Hausstrecke - dem legendären "Tal". An der Tanke wird kurz der Luftdruck überprüft, und ein bisschen Drückelchen abgelassen, man weiss ja nie was so alles passiert. Nachdem der Tank gefüllt ist, kann es losgehen. Die ersten Kehren gehen gut, die Monster prahlt zwar nicht mit übermäßig Leistung, aber man will ja eigentlich ein bisschen "Blumenpflücken"

Mainz 17.08.00 16:30 Uhr Ortszeit

Ein dem Verfasser bis dato unbekannter Q-Treiber macht sich ohne böse Absichten bereit, von Mainz aus, seine abendliche Runde "Mopped" zu drehen. Er plant eine flüssig zu fahrende Strecke, die ihn über Wiesbaden, Bad Schwalbach in das Wispertal führen wird. Noch ahnt niemand die im "Tal" lauernde Tragödie.

Lorch/Rhein, 17.08.00 - 17:30 Ortszeit:

Der Verfasser dieser Zeilen hat sich locker eingewedelt, und wie zur Selbstbestätigung zieht man ein paar Metallstriche auf den Asphalt, hie und da streift das Knie sanft über das Teergemisch. Langsam und stetig wird die Performance erhöht.

Mainz/Bad Schwalbach 17.08.00 17:30 Ortszeit:

Der unbekannte Q-Treiber verläßt gutgelaunt die Bundesstraße Richtung Bad Schwalbach, setzt den Blinker links, und befährt beschwingt die Querspange die ihn zum hinteren Ende des "Tales" führen wird. Kurzfristig plant er, das "Tal" nicht in Richtung Lorch zu befahren, sondern sich den Spaß zu gönnen, der Wisper auf verwinkelter Straße in Richtung Bad Schwalbach zu folgen.

Lorch/Rhein, 17.08.00 - 17:45 Uhr Orstzeit:

Der Verfasser fliegt auf der letzten Rille durch die rechts-links Kombination, um an der Abfahrt
"Dörscheid" die Monster zu drehen und den Heimweg einzuschlagen. Die Monster reißt mit Auspuff und Rasten den Asphalt auf, die Knieschleifer werden malträtiert - kurz: Man bewegt sich auf der allerletzten Rille!

Mainz/Lorch, 17.08.00 - 17:43 Orstzeit:

Der Kuhtreiber erreicht die Abfahrt "Dörscheid" und sieht einen "Gestörten" aus der Kurvenkombination geflogen kommen, und den Blinker setzen.

Mainz/Lorch, 17.08.00 - 17:48 Orstzeit:

Durch leichtes Kopfnicken begrüßen sich die beiden Motorradfahrer. Ein leichtes Blitzen in den Augen des Q-Treibers, läßt den Verfasser zu einem, für ihn verhängnisvollen Schluß kommen: "Der will´s wissen!" Innerhalb weniger Sekundenbruchteilen wird abgewogen: 600ccm gegen 1100ccm, Monsterfahrwerk gegen Telelever - PLUS geniale Ortskenntnisse !!! DAS könnte klappen. Erst jetzt sieht der Verfasser, daß der Q-Treiber nicht unbedingt zur Gilde der Warmduscher zu zählen ist - angeschliffene Pads senden ein erstes Warnsignal aus. Diese werden tunlichst mißachtet, und sich abwartend hinter dem Q-Treiber eingereiht. Sicherlich, die eingeschlagene Richtung ist arges Winkelwerk, aber eine BMW ? PAH!!

Lorch/Mainz 17.08.00 - 17:50 Ortszeit:

Um es gleich vorwegzunehmen: Was jetzt folgt ist eine Trainerstunde für den Verfasser dieser Zeilen. Die ersten Meter werden leicht wedelnd unter die Räder genommen.
Eine langgezogene Links bietet sich monstermäßig für den finalen "Abschuß" an. Also kurz den Abstand etwas vergrößert, Anlauf nehmen, und (geplant) mit vollem Speed dem Q-Treiber außen den Garaus gemacht!
Doch was ist das?? Die Q samt Treiber scheint Flügel zu bekommen, und was noch viel schlimmer ist, der Fahrer verlagert sein Gewicht leicht auf die kurveninnere Raste, der ***** bewegt sich ebenfalls in Richtung Kurve.
Sollte der etwa ?!?! NIEMALS das kann nicht sein!!

Bedingt durch den Anlauf gelingt es die Monster am Hinterrad der Q zu halten. Der Q-Treiber beherrscht sein Handwerk. Fast zeitgleich mit den Zylindern schleifen seine Kniepads über den Asphalt und funken die Schräglage in dessen Hirn. Ein perfektes Zusammenspiel!

So langsam ahnt der Verfasser, daß es hier was auf die Locken gibt - hier ist nicht einer der Klapphelm bewährten Opas am Werk - hier sitzt ein Könner am beheizten Gasgriff - ******** - wo doch das Fernsehprogramm eigentlich gar nicht so schlecht gewesen wäre.

Die Perforation im Lederkombi stellt als erstes den Dienst ein, der sich bildende Schweißfilm auf der Stirn, läßt den Vollvisierhelm ins Gesicht rutschen. Die Augen sind weit aufgerissen und der Mund formt unhörbare Worte!
Der Q-Treiber kennt jedoch kein Mitleid. Mit traumwandlerischer Sicherheit werden die engen Kehren
genommen, während der Verfasser die Monster melken muß. Jeder Zentimeter Gaszug werden genutzt, um das letzte aus dem Motor zu holen, das HangOff wird extremer, um ein frühzeitiges Aufsetzen der Teile zu verhindern.
ALL DAS NUTZT nix - der Abstand zur Q wird größer und größer. Die einzige Hoffnung, daß ein
spazierenfahrendes Auto den Vortrieb der Q bremsen könnte, erweist sich als Trugschluß. Kein Auto, kein Mitleid - die Demontage hat begonnen.

Erste Tränen der Enttäuschung in den Augen des Verfassers trüben den klaren Blick auf die Straße. In den Mundwinkeln bilden sich die ersten Schaumflocken, und die Augen zeigen eine deutliche Rötung. Süßlicher Geschmack ist der Beweis dafür, daß der Verfasser sich, Gift und Galle spuckend, die Unterlippe blutig gebissen hat.

Der Q-Treiber beherrscht auch das Spiel mit dem Ego perfekt. Was bisher ein fairer Kampf gewesen war, wird nun zum persönlichen Einzelschicksal zelebriert. Rote Rücklichter verkünden, daß der Q-Treiber seine Bremse betätigt, um den Verfasser auflaufen zu lassen. Am Helm ist zu erkennen, daß der Fahrer kurz in den Rückspiegel schaut. Ohne jede weitere Regung hebt er kurz die rechte Hand, winkt gönnerhaft, und verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Winkelwerk !!

Mainz, 17.08.00 - 18:30 Ortszeit:

Der Kuhtreiber ist wieder zu Hause. Auf die Frage seiner Frau, ob er sich nach der Fahrt duschen möchte, antwortet er: "Nö laß mal Liebling, ich bin ja nur spazieren gefahren - bin nicht verschwitzt!"

Lorch/Rhein 17.08.00 irgendwo im Tal 18:10 Ortszeit:

Der Verfasser dieser Zeilen steht noch immer fassungslos neben seiner Monster. Die Reifen sind blau angelaufen, an den Flanken haben sich Knubbel gebildet. Nachdem drei Zigaretten in den zittrigen Händen keinen Halt gefunden haben, kann die vierte Zigarette endlich halbwegs normal zwischen die Lippen geführt werden. Verstohlen wird kontrolliert, ob auch niemand den ganzen Vorgang beobachtet hat.

Lorch/Rhein 17.08.00 irgendwo im Tal 19:30 Ortszeit:

Die mittlerweile unruhig gewordene Ehefrau des Verfassers hat sich mit dem Auto auf die Suche gemacht. Sie findet ihren Mann, auf der Leitplanke sitzend, mit stierem, leeren Blick die Monster anstarrend, völlig depressiv vor. Weiße Ränder von den Augen in Richtung Backe verlaufend, sprechen eine deutliche Sprache - der Mann hat geweint. Auf der Erde, zwischen den Füßen liegen eine zerknüllte Zigarettenschachtel und 10 halbfertig gerauchte Kippen. Das Haar hängt strähnig vom Kopf herab. Selbst die zärtlichsten Worte finden keine Antwort.

Lorch/Rhein 17.08.00 23:50 Ortszeit:

Die Monster wurde mit dem Anhänger von Freunden in die heimische Garage verfrachtet. Der Verfasser dieser Zeilen ist immer noch nicht ansprechbar. Die Ehefrau möchte jedoch den nächsten Tag abwarten, bevor ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird.

Lorch/Rhein 18.08.00 irgendwo im Tal 05:30 Ortszeit:

Leichte Nebelschwaden künden vom herannahenden Tag. Die Luft riecht würzig, die Amsel singt ihr morgendliches Lied. Irgendwo an einer Leitplanke bläst der Wisperwind eine zerknüllte Zigarettenschachtel in den Straßengraben - und verteilt 10 halbgerauchte Kippen über die gesamte Breite der Straße."
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon kuhtreiber » 26.11.2009, 18:46

Ja gut, sogar sehr gut, aber leider schon ziemlich bekannt!

Ich mach mal weiter mit dem Rest vom Monte Lessini:

Meine Mitstreiter sehen das offensichtlich anders! Der Ruf nach Nahrungsaufnahme wird laut. Meuterei! Einige behaupten, sie müssten was trinken und auch noch zur Toilette. Blasphemie! Dazu war schließlich beim Frühstück ausreichend Zeit, ist doch erst 4 Stunden her!

Auf den Gipfel treibt es dann einer der behauptet, wir seinen die gleiche Strasse jetzt schon zum dritten Mal in einer Stunde gefahren. Dreiste Verleumdung, alle sind gegen mich! Um die Stimmung nicht eskalieren zu lassen, halte ich an einem einsamen Gasthof um den Anderen Gelegenheit zu geben über ihr Fehlverhalten nachzudenken.

Der Einzige Mensch den wir antreffen ist eine ältere Signora die mich argwöhnisch mustert. Auf perfektem italienisch frage ich sie, ob wir etwas zu Essen bekommen können. Sie versteht kein Wort! Seltsam, so weit sind wir doch gar nicht gefahren. Nach längerem hin und her ist sie bereit uns ein paar Brote zu schmieren und diese sind belegt mit feinstem Prosciutto Crudo und Formaggio. Meine Gefährten haben sich abgeregt und weisen mich darauf hin, dass bald der Rückweg eingeschlagen sollte.

Als wenn ich so was als Tourguide nicht selbst wüsste! Undankbares Volk! Einer hat die Dreistigkeit mich zu fragen, ob ich wüsste wo wir sind! Natürlich weis ich das! Langsam reicht es!

Ich bin die Ruhe selbst, solche Leute können mich doch nicht aus der Ruhe bringen, mich doch nicht. Hat da eben jemand was gerufen? Pass bloß auf Du!
Ich führe die Gruppe weiter über enge und kurvige Strassen, irgendwo vor uns muss doch das Tal mit der verdammten Brennerautobahn sein? Das Gelände wird flacher, ich bin auf der richtigen Spur! Plötzlich ein Straßenschild „Verona 5 KM“, irgend ein Scherzbold hat das wohl aufgestellt, lustiges Völkchen diese Italiener!

Mittlerweile ist das Gelände flach wie ein Waldmeisterpudding. Große Industriegebiete rücken näher, die Luft ist schlecht und heiß, wir sind in Verona!!!!!!

Wie konnte das passieren, wer ist daran schuld? Ich tippe ja auf das Navi oder vielleicht Raifi? Der hat die ganze Zeit schon so komisch geguckt. Egal, wir müssen hier weg. Navi umprogrammieren und dämliche Kommentare der Begleiter ignorierend fahre ich auf die Schnellstraße. Sind ja nur 40 km bis nach Torri del Benaco zum Fähranleger.

Zäh läuft der Verkehr auf der Schnellstrasse, die parallel verlaufende Autostrada meide ich, kostet schließlich Geld und ich will mir heute Abend nicht anhören müssen, wie teuer der Tag doch war.

Plötzlich eine Hinweistafel, „Gardasee 5 km“ aber mein Navi will weiter geradeaus. Das Teil hat mich heute schon einmal betrogen, also folge ich dem Hinweisschild und schnell sind wir am Südzipfel des Sees in Peschiera del Garda. Von hier sind es nur 25 km bis nach Torri, aber wir sind doch schon 35 km hierher gefahren höre ich es leise aus der dritten Reihe. Na und, repetiere ich, ich wollte Euch auch mal diese Gegend zeigen.

„Aber es ist doch schon Zeit fürs Abendessen und wir haben seit Stunden nichts mehr getrunken“. Ich bleibe ganz ruhig, denke an Meditation, Selbstmord und Hiroschima. Dann kommt mir die Eingebung, wenn wir jetzt noch die 25 km bis zur Fähre fahren und dann noch eine Stunde warten müssen, gibt es im Hotel gar nichts mehr zu Essen! Also lasst uns dem Uferverlauf folgen und wir sind zeitig im Hotel.

So ganz sind meine Mitstreiter nicht überzeugt, schließlich kann ich mich doch durchsetzen und wir fahren weiter. Es ist Sonntag Abend, An- und Abreisetag am Lago, der Verkehr ist nicht nur dicht, er ist nicht mehr als Verkehr zu erkennen!

Wir fahren Kilometerweit auf der Mittellinie an den Blechkarawanen vorbei. Allein der Weg bis ins 10 km entfernet Desenzano dauert eine halbe Stunde. Eine weitere Stunde vergeht bis wir endlich Salo erreichen. Ich bin platt, die Hitze der Verkehr, Hunger und Müdigkeit machen mich fertig. Meine Mitreisenden sind seltsam stil geworden, meine Blicke werden nicht erwidert, keine aufmunternden Gesten mehr. Hier läuft was aus dem Ruder!

Der Weg von Salo bis zur Auffahrt nach Tignale geht wieder etwas zügiger voran, wir drehen die Mühlen bis zum Anschlag. Ein zwischendurch abgesetzter Notruf zum Hotel wird uns wenigstens noch etwas Futter sichern. Am Hotel angekommen, es ist mittlerweile 09:30 Uhr und Don Camillo hat die Abendmesse zelebriert, entspannt sich die Lage.

Dann beim Abendessen, nach ausgiebiger Dusche und auffüllen der Flüssigkeitsreservoire sind alle wieder Freunde.

Mein Hinweis darauf, dass um den See fahren wohl noch nicht so toll ist. Wird beantwortet mit:
„ Wer einmal einen Fehler macht ist ein Depp, wer den gleichen Fehler noch mal macht, ist ein Volldepp“.

Großzügig überhöre ich diese Anspielung und überlege schon,wo wir morgen hinfahren können. Am Lago Iseo soll es tolle Tunnel geben und Brescia ist auch nicht weit...............
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Unbekannt » 26.11.2009, 18:54

Schön Michael,

eine hätte ich heute auch noch, wieder von mir und Welturaufführung


Klar fahre ich schnell. Nicht so schnell, aber ganz ordentlich. Hätte was draus werden können, aber irgendwie hat das Rationale während des Studiums bei mir die Oberhand gewonnen. Ich habe mich auf die für mich damals wichtigen Dinge des Lebens konzentriert.

Frauen
Getränke
Regeneration
Windsurfen

Für ein Motorrad blieb da kein Platz. Nicht mangels Zeit, nein, mein Tagesablauf als Student war von vorne herein so durchgeplant, dass für außerordentliche Ereignisse ein Puffer von knapp 14 Stunden eingeplant war. Nein, der mangelnde Platz für Kräder in dieser Phase meines Lebens war auf die beiden ersten Punkte der Liste zurückzuführen, die einiges an finanziellen Anstrengungen von mir erforderlich machten.

Diese innere Leere, die mich als Student insbesondere in den frühen Morgenstunden so gegen 11 Uhr fühlte, konnte ich seinerzeit aber noch nicht zuordnen. Damals war ich der Meinung, dass dies einfach auf mein hohes Lebensalter mit Mitte 20 zurückzuführen sei, denn eigentlich hätte ich ja schon alles erlebt und mit über 30, was ja in ca 5 Jahren anstehen würde, wär eh alles Essig und vorbei.

So sinnierte ich vor mich hin und entschloss mich, den Tag irgendwie sinnvoll zu gestalten, was den Besuch der Vorlesung zum Thema § 812 BGB, Leistungskondiktion, mit anschließendem Gedankenaustausch der Arbeitsgruppe 812 von vorne herein ausschloss.

Kurzum, statt in der Uni fand ich mich an diesem frühen Morgen kurz nach Mittag auf einer Versteigerung von Fundsachen und städtischen Mobilien, die außer Dienst zu stellen seine, wieder.
Zweck dieser Maßnahme war vielschichtig. Zum einen wollte ich für wenig ein Geld ein Zweirad ohne Motor, ein so genanntes Fahrrad erwerben, zweitens erhoffte ich die Bekanntschaft von auktionsinteressierten jungen Damen zu machen, drittens suchte ich nach einer Berufsalternative zum Studium, da mich die Jurisprudenz an sich in hohem Masse abhielt, mir eine gemeinsame Zukunft vorzustellen. Auktionator wäre doch was…….

Die anwesenden Frauen waren nicht mein Fall. Die Fahrräder zu teuer und gerade wollte ich mich zum gehen und zum Besuch meiner Stammkneipe, die gegen 16 Uhr öffnete, aufmachen, als eine weiße BMW R 60/5 aufgerufen wurde, die angabegemäß fahrbereit war, der genaue Tachostand sich aber nicht klären ließ. Nun geschah etwas Merkwürdiges mit mir. Mein rechter Arm schob sich langsam aber zielstrebig nach oben, ich sagte laut und deutlich – einhundertfünfzig – was mich in der Oberpfalz eindeutig als Nichteinheimischen outete, denn laut und deutlich sprach sonst keiner.
Was aber noch erstaunlicher war, dass trotz diverser Anläufe des Auktionators,- der Job kam nach diesem Tag für mich nicht mehr in Frage -, keiner sich mehr für dieses weiße Schlachtross begeistern wollte. Der Herr mit dem Hämmerchen ließ eben diesen 3x auf eine kleine Holzplatte krachen, deutete auf mich, - derjenige, dem seit knapp 2 Minuten kotzübel war -, und machte weiter mit einem Blechspind aus der Zeit der Hunnenkriege mit einem Mindestgebot von 4,50 DM.

Bekam ich aber nicht mehr mit. Ich wollte ein Fahrrad für ca 10 Mark und hatte eine BMW R 60/5 aus dem Jahre 1970, also nur zehn Jahre alt aber mit ca 165.000 Kilometern , da blieb zumindest der Tacho stehen. Ansonsten schmutzig-weiss mit übermalten grünen Flächen.
Schemenhaft zu erkennen ein Schriftzug, auf dem irgendetwas mit Po und ei vorher stand.

Dank guter Freunde brachte ich den fahrbereiten Eimer zur Freude, fast aller – ich verfluchte den Alkohol, meine Flatterhaftigkeit und das leichte Leben - ins Studentenwohnheim.

Kurzum, nach einigen Mühen hatte ich den weißen Eimer eine Woche später zugelassen, der alte Römer 1000 war mit einer kleinen Lügengeschichte (Kumpel will den kaufen…) vom Niederrhein an die Donau gewandert und ich ließ den alten Boxermotor an, 40 PS bei ca. 200 kg Motorrad. Na ja, viel PS waren von den 40 wohl auch nicht mehr da. Bremsbeläge hatte mir ein Bekannter neuen eingebaut, die Stoßdämpfer hatten wir auf dem Schrottplatz gefunden. Der TÜV fand alles zu meiner Überraschung ok.

In voller Motorradkluft – Römer Helm, T-Shirt, Jeans, Turnschuhe ging es auf die erste Ausfahrt.

Was soll ich sagen? Die Leere war weg. Nicht dass das Teil schnell war, es war langsam, nicht das Fahrverhalten gutmütig oder gar leichtfüßig war, es war grottig, der Eimer taumelte durch die Kurven, beim Gasgeben ging er hoch, bei Gas zu wieder runter. Aber da ich nicht zur Seekrankeit neige, fuhr ich frohes Mutes mit fröhlich im Fahrtwind flatterndem weißen Friut of the loom T-Shirt gen Oberpfälzer Wald. Die Dupelxtrommelbremsen vorne verzögerten unnachahmlich, in den ersten 80 % gar nicht, dann mit angedeutetem Überschlag.
Hinten war keine nennenswerte Bremswirkung auszumachen.

So kämpfte ich frohen Mutes mit diesem weißen Wal, als ich auf eine Dose auflief, mit aufgestellter Motorhaube hinten, klein wie eine Hundehütte, ein Sturz, als ob Otti Fischer und Rainer Calmund zusammen auf einem Sofa sitzen würden und ein Sound der dazu angetan ist, dieses Teil mit einer monumentalen Fliegenpatsche zu zermalmen. In Müllmannorange. Ein NSU TT.

Normalerweise ist ein Zweikampf Auto vs Motorrad immer ungleich. Aber diese ultramüde und alte BMW mit gefühlten 12 PS in einem Gummifahrwerk gegen diesen Kraftzwerg auf mir kaum bekannten winkligen Oberpfalzstrecken. Könnte spannend werden. Vor allem als schnell klar wurde, dass diese Giftspritze eher an Hölzern des Waldes zerschellen würde als sich von mir überholen zu lassen.
Ich entsinne mich kurz eines Zwischengfalls vor ein paar Jahren mit meiner Yamaha, schiebe diesen Zwischenfall beiseite, da negative Gedanken langsam machen. Schön in Schung gehalten wird der Wal von Kurve zu Kurve schneller.

Mit knapp 130 km geht es auf kleinsten Straßen Richtung Bodenwöhr und ich hole gerade zum finalen Überholmanöver an, als ich schemenhaft im vibrierenden Rückspiegel ein weiteres Motorrad erkenne, das verzweifelt versucht, den Anschluss an uns zu halten.
Nicht, dass man in diesem Rückspiegel wirklich was erkennen könnte, aber eins zumindest war zu erkennen. Die Farbkombination war sehr ähnlich der meinen. Hauptsächlich weiß. Allerdings war die grüne Farbe, die meine vormals besaß und mittels ungeeigneter Farbe überpinselt wurde, war bei der uns folgenden Maschine noch deutlich zu sehen.

Ein Verdacht kam auf. Ein böser Verdacht. Leicht flötend unter meine Römer 1000 nahm ich das Gas zurück, der Wal tauchte ab, als ob Kapitän Ahab einen bei Moby Dick einen Volltreffer gelandet hätte, ziehe unmerklich das Genick ein und warte auf das, was da kommt. Die grün-weisse Polizei BMW schießt an mir vorbei - auf der Jagd nach NSUs Feuerstuhl.

Ich wiederum gebe klein bei. Mit geschätzten 69/km/h ( der Tacho ist noch immer defekt – nein, der TÜV fand das ok) rolle ich gemächlich ein Stück, sehe, dass der NSU hergebrannt wird, nicht von mir, drehe auf der Stelle und fahre zügig zurück ins Studentenwohnheim.

Man muss nicht immer gewinnen.

Mit dem Weissen Wal hab ich noch ein halbes Jahr meine Freude bevor ich das Teil im Winter unter Freunden für 499,-DM verkaufe.
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Vessi » 26.11.2009, 18:57

schöne geschichten...so langsam werdet ihr warm... :lol:

michael, das erinnert mich ein wenig am letzten jahr,
als wir von münchen aus zu euch nach tignale...abends gegen 20:30...stockdüster, kein hotelzimmer.... :shock:
...107200 tolle km mit der K12s...und nun wird geboxt...Bild
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon kuhtreiber » 26.11.2009, 19:06

Vessi hat geschrieben:schöne geschichten...so langsam werdet ihr warm... :lol:

michael, das erinnert mich ein wenig am letzten jahr,
als wir von münchen aus zu euch nach tignale...abends gegen 20:30...stockdüster, kein hotelzimmer.... :shock:


So ein bisschen Wahrheit steckt ja auch in jeder meiner Geschichten. Auch wenn es sich nicht immer mit der genannten Besetzung und in der zeitlichen Abfolge abgespielt hat. Ca. 80 % ist wirklich so passiert!
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Heinz » 26.11.2009, 21:24

sehr schön, aber wie schon gesagt, der Winter kommt erst. :roll:
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Vessi » 26.11.2009, 23:22

übrigens jo, den q-treiber kenn ich...der fährt 'ne megamoto... :wink:
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Unbekannt » 27.11.2009, 09:26

Vessi hat geschrieben:übrigens jo, den q-treiber kenn ich...der fährt 'ne megamoto... :wink:



Alles Verrückte!! Megamoto...Noch Verrückter....
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Hardy » 28.11.2009, 20:30

"Abends bis in die Puppen mit den Jungs Altbiertrinken auf dem Alten Markt, morgens ….äh mittags…..usw."

Jo , warst du in M`Gladbach ?
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Unbekannt » 28.11.2009, 23:56

Hardy hat geschrieben:"Abends bis in die Puppen mit den Jungs Altbiertrinken auf dem Alten Markt, morgens ….äh mittags…..usw."

Jo , warst du in M`Gladbach ?



yepp, im vieth....
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Hardy » 29.11.2009, 13:10

Johannes hat geschrieben:
Hardy hat geschrieben:"Abends bis in die Puppen mit den Jungs Altbiertrinken auf dem Alten Markt, morgens ….äh mittags…..usw."

Jo , warst du in M`Gladbach ?



yepp, im vieth....


Moin Jo . Was hat dich dann nach Norditalien verschlagen ? :wink:
Es was traurig macht mich deine Aussage , dass der Niederrhein wenig Kurven hat . Da möchte ich doch ernsthaft wiedersprechen . Es ist zwar hier und da so , dass die Abstände zwischn den Kurven etwas größer sind , des halb sind es aber nicht wenige ! Dafür hat unsere Landschaft ihren Reiz und ist abwechslungsreich . Viel Weite und dazwischen immer wieder kleine Höhenzüge (Endmuränen der Eiszeit) mit überraschend , schönen Sträßchen . Von Wesel den Rhein hoch bis Emmerich , dann zurück bis zur alten Römermetropole Xanten. Nach einer schönen Pause am Rhein , geht es durch das Klever Land. Viele kleine und schnelle Strassen . Kalkar , Uedem , Kevelaer . Von hier durch das Grenzland runter bis zur Kempener Platte und dann zum Schluß auf den Alten Markt in Gladbach . Wer dann noch nicht vom Niederrhein verzaubert ist , der wird mit Altbier überzeugt !
Herzliche Grüsse aus dem wunderschönen Rheinland
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Hardy » 29.11.2009, 19:35

Ich bin kein "Herbrenner" , ich bin noch ein "Versäger" und das auf Grund meiner frühen Geburt . Das waren noch Zeiten ,1980 , als wir mit offen Rohren durch die Eifel geknallt sind. Schmidt - Woffelsbach rauf und runter , zwischendurch Pause am Schmidtchen Parkplatz . Dann über Kesternich runter nach Gemünd , rauf nach Vogelsang und dann im Sturzflug runter zur Talsperre. Einmal bis zur Staumauer und wieder rauf . An der Staumauer warfen mir dann die Beigen jubelnd die Spazierstöcke hinterher , wenn ich mit meiner 550er KB2 TT und offener Termignoni Corsa im 3.Gang ausrollen ließ um zu wenden und mit Begeisterung wieder hoch jagte . Dann ging es zum Beifall klatschen auf einen Kurvenparkplatz und die neuen Kreuze am Straßenrand wurden besprochen. Fachmännisch der 110/80-16er am Vorderrad begutachtet und die "Popel" am Rand des 150er hinten gezählt . Ab und an tauchte auch die grüne Welle auf , mit Käfer oder 1600er Kombi , die guckten uns dann mal böse an und fuhren weiter !!! Im Herbst ging es dann nach Andermatt . Am ersten Tag setzen wir uns an ein Strassenkaffee an der Auffahrt zum Oberalppass . Jeder von uns vieren durfte mit der KB2 zur Passhöhe hoch und wurde bei der Rückkehr nach zwei Kriterien bewertet : 1. Zeit und 2. Soundperformance im Tunnel . Aufwärts mit richtig Drehzahl , da hatten die offenen Trichter und die Corsa Galavorstellung oder Talwärts im Tunnel die meisten Fehlzündungen . Ganz schön bekloppt , aber es war geil . Keine blaue Männchen mit Laser oder ähnlichem angstproduzierenden Quatsch. !!!! Jeden tag 500-600 km durch die Alpen und abends chinesisches Heilpflanzenöl auf Nacken und Schulter um die Schmerzen vom Stummel zu lindern . :wink: Da wurden bei Autofahrern die unsere Präsenz nicht akzeptieren wollten , kurzerhand im vorbeifahren die Außenspiegel nach oben gedreht . Das waren noch Zeiten :mrgreen:
Heute fahre ich die gleichen Strecken . Alles geregelt dort . Runter zur Staumauer konsequent 50 kmh und überall grüne Männchen mit komischen Lasergeschützen . ESD mit komischen E Zeichen . Die Beigen treten jetzt in Horden auf und müssen sich in den letzen 25 Jahren mächtig vermehrt haben . An Außenspiegel traut man sich nicht mehr wegen Anwalts Liebling ( Advocard) .
Es ist wirklich schön ordentlich heute , schön bunt und gut erzogen .
Ich glaube ich werde jetzt Herbrenner und treff mich ab und an mit ein paar Forumisti , mit denen ich dann gesittet durch das Sauerland oder bergische "gleite" . Die haben Navi und wissen wo die Deadpoints sind . Heute ist es anders , nicht schöner oder schlechter , einfach anders .
Das es anders ist , daran habe ich auch ein wenig "mitgearbeitet" ! :mrgreen:
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon JS » 29.11.2009, 19:53

Hardy hat geschrieben:Das es anders ist , daran habe ich auch ein wenig "mitgearbeitet" ! :mrgreen:



...sehr schön :lol:
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Vessi » 29.11.2009, 20:03

hardy..beim nächsten mal trinken wir'nen kaffee auf die alten zeiten...
...und freuen uns, dass wir das überlebt haben...mit fransenjacke und jeans.... :shock:
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Re: Herbrenngeschichten

Beitragvon Unbekannt » 29.11.2009, 20:20

Hardy hat geschrieben:
Johannes hat geschrieben:
Hardy hat geschrieben:"Abends bis in die Puppen mit den Jungs Altbiertrinken auf dem Alten Markt, morgens ….äh mittags…..usw."

Jo , warst du in M`Gladbach ?



yepp, im vieth....


Moin Jo . Was hat dich dann nach Norditalien verschlagen ? :wink:
Es was traurig macht mich deine Aussage , dass der Niederrhein wenig Kurven hat . Da möchte ich doch ernsthaft wiedersprechen . Es ist zwar hier und da so , dass die Abstände zwischn den Kurven etwas größer sind , des halb sind es aber nicht wenige ! Dafür hat unsere Landschaft ihren Reiz und ist abwechslungsreich . Viel Weite und dazwischen immer wieder kleine Höhenzüge (Endmuränen der Eiszeit) mit überraschend , schönen Sträßchen . Von Wesel den Rhein hoch bis Emmerich , dann zurück bis zur alten Römermetropole Xanten. Nach einer schönen Pause am Rhein , geht es durch das Klever Land. Viele kleine und schnelle Strassen . Kalkar , Uedem , Kevelaer . Von hier durch das Grenzland runter bis zur Kempener Platte und dann zum Schluß auf den Alten Markt in Gladbach . Wer dann noch nicht vom Niederrhein verzaubert ist , der wird mit Altbier überzeugt !



ja, kenn ich schon. ich liebe den Niederrhein. Ist schließlich meine Heimat. aber die eifel und erst recht bayern und die alpen haben schon en paar kurven mehr... :wink:
Unbekannt
 

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