
Wie dieser Versuch zeigt: Wenn die Erwartungshaltung entsprechend hoch ist, kann einem auch ein rechter "Semsakrebsler" gut schmecken .
Weinkenner hinters Licht geführt
Auch das nächste Experiment stammt aus der Welt der Psychologie: 1998 lud der Neurologe Frédéric Brochet 54 Weinkenner zu einer Verkostung ein und bat sie, die ihnen vorgesetzten Rot- und Weißweine mit dem üblichen Fachvokabular zu beschreiben. Was er ihnen nicht sagte: Sie bekamen zwei Mal den gleichen Tropfen vorgesetzt, nur dass der vermeintliche Rotwein mit Lebensmittelfarbe gefärbt war. Dennoch beschrieben die Experten die beiden Kostproben ganz unterschiedlich und mit den jeweils passenden Charakterisierungen für Rot- und Weißwein.
Der französische Wissenschaftler wollte mit seinem Experiment nicht etwa Weinkenner bloß stellen. Ihm ging es vielmehr darum zu zeigen, dass die Wahrnehmung von Erwartungen geprägt wird - auch die geschmackliche. Das Gehirn behandelt Infomationen also nicht isoliert, sondern in einem Wahrnehmungskontext. Dabei spielt das Sehen die größte Rolle - wie das Beispiel der Weinverkostung eindrucksvoll zeigt.