Audi hat es mit Ducati vorgemacht, jetzt legt Daimler nach: Der Autobauer plant, beim traditionseichen italienischen Motorradhersteller MV Agusta einzusteigen.
Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung” steht Daimler (über seinen Mercedes-Werkstuner AMG) kurz davor, bis zu 25 Prozent an dem Motorradhersteller zu übernehmen.
BILD stellt MV Agusta vor und erklärt, warum Daimler plötzlich auf Motorräder abfährt.
er Hersteller aus Varese in der Lombardei (Italien) ist ähnlich wie Ducati (seit 2012 durch Audi Mitglied der Volkswagen-Familie) eine Traditionsmarke, die zahlreiche Rennsport-Triumphe vorweisen kann. Ihre Glanzzeit feierten die Italiener von Mitte der fünfziger bis Mitte der siebziger Jahre. Rennfahrer-Legende John Surtees (80) ist bis heute der Einzige, der sowohl Motorrad- als auch Formel-1-Weltmeister geworden ist – auf vier Rädern mit Ferrari, auf zwei mit MV Agusta.
Mit der zunehmenden Dominanz japanischer Hersteller auf dem Motorradmarkt kam für MV Agusta die Krise, sportlich und finanziell.
1980 dann die Pleite des Traditionsunternehmens. Erst 1992 belebte der Investor Castiglioni die Traditionsmarke wieder – zuvor hatte er schon den Italo-Konkurrenten Ducati aus finanziellen Nöten befreit. Nach einem Verkauf an Harley-Davidson (2008) und dem baldigen Rückkauf durch Castiglioni im Jahr 2010 ist MV Agusta heute das Aushängeschild der italienischen Unternehmensgruppe. Und funkelt bald auch mit einem deutschen Stern.
Warum fährt Daimler auf MV Agusta ab?
Zwei Gründe könnten für den deutschen Autobauer von Interesse sein:
► Prestige: MV Agusta ist eine Traditionsmarke, hat wie Mercedes und die Tuning- und Motorsport-Tochter AMG eine bewegte Rennsport-Geschichte und gilt unter Motorradfans als Marke mit Charakter – weit weg von japanischer Zweirad-Massenware.
► Technologie-Transfer: Im modernen Motorenbau ist Downsizing das große Thema, also die Entwicklung kleiner und sparsamer Motoren, die dennoch ausreichend PS produzieren. BMW nutzt beispielsweise als Range-Extender (Reichweitenverlängerer) im Elektroauto i3 einen Motorradmotor. VW hat jüngst das Konzeptauto XL Sport vorgestellt, das mit einem Ducati-V2 mit 200 PS bestückt ist. Warum sollte sich also nicht auch Mercedes das Know-how aus dem Motorradbau zunutze machen, wo relativ kleine Motoren mit relativ viel Leistung seit Jahren zum guten Ton gehören?
Im November – vermutlich zur Mailänder Motorradmesse EICMA (6. bis 9. November) – wollen beide Unternehmen laut SZ Details zum Deal bekannt geben. Dann wird Mercedes sicher verraten, was man genau mit MV Agusta vorhat.