Geplant war dieses Jahr eine Urlaubsreise über Österreich, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien, Kroatien, Griechenland, Albanien, und über die Adriastaaten des ehemaligen Jugoslawien nach Österreich und wieder nach Hause.
Am 18. Juli kurz nach 6:00 Uhr war Abfahrt. Meine Lebensgefährtin, die beste Beifahrerin aller Zeiten und ich, fuhren mit einem kurzen Kaffeestopp nach 480 Km bei einem alten Freund in der Nähe von Deggendorf an den Plattensee in Ungarn. Heviz, unsere Partnerstadt, war unser erstes Ziel. So hatten wir nach 9 Stunden die ersten 1000 Km auf der Uhr. Wir schliefen zweimal in Heviz und hatten schöne Stunden mit Freunden aus unserer Heimatstadt.
Am Freitag ging es zu einem Freund über 200 Km wunderschöner Landstraßen nach Virovitica in Kroatien. Dort haben wir zwei sehr schöne Tage verbracht. An der Drau kann man schön relaxen.
Am Sonntag hatten wir vor nach Sombor in Serbien zu fahren. Auch dort war der Besuch einer alten Freundin der Familie geplant. Vor der Grenze gab es auf einer Landstraße eine Baustelle. Auf dem verdichteten Schotter ließ es sich gut fahren. Die Grenzkontrollen nach Serbien. dies- und jenseits der Donau verlief ohne Zwischenfall. Nach knapp 500 Metern verwies das Navi zum Rechtsabbiegen Richtung Bezdan. Der erste Kilometer war die „Straße“ noch betoniert, dann war es nur noch ein Feldweg mit wässrigen Löchern. Genau hier war mein Fehler, ich hätte umkehren sollen. Die Schotterbaustelle in Kroatien hatte mich mutig gemacht. Der Feldweg war zu schmal um umzudrehen. Nach vermutlichen drei Kilometern mit Schrittgeschwindigkeit rutschte mir das Vorderrad weg, das Hinterrad rutschte nach und die ganze Fuhre drückte mit ihrem Bruttogewicht nach rechts. Der rechte Fuß meine Lebensgefährtin und der von mir waren verdreht unter der Maschine. Wir waren keinen Meter weit gerutscht.
Mit dem linken Fuß drückte ich, auf dem Rücken liegend, die K1600 GTL Exclusive etwas hoch um unsere rechten Füße aus der Zwicklage ziehen zu können.
Voller Adrenalin hatte ich keine Schmerzen obwohl mein rechtes Sprunggelenk zertrümmert war. Auch das Sprunggelenk meiner Beifahrerin war mehrfach gebrochen.
Gottseidank hatte ich Netzverbindung auf meinem Mobile. Was machen, wen anrufen? Ohne Notrufnummer fiel mir nur mein Freund im 180 Km entfernten Virovitica ein. Er konnte aus Kroatien keinen Notruf in Serbien absetzen, also rief er seine Mutter in Serbien an, die den Notarzt alarmierte. Nach etlichen Anrufen, auf welchem Feldweg wir genau lagen, das konnte ich mithilfe des Navi V rausfinden, kamen nach 90 Minuten die Polizei und im Anhang der Notarzt. Was einem da durch den Kopf geht, wenn man so hilflos auf dem Boden liegt und die eineinhalb Stunden zu einer Ewigkeit werden, kann ich gar nicht beschreiben. Ich plante schon die etwa drei Kilometer zurück zu kriechen, wo wir die letzten Menschen sahen. Zweimal habe ich SOS gehupt, darauf hat keiner reagiert.
Die Sanis legten unsere Beine in aufblasbare Notfallschienen und brachten uns nach Sombor ins Krankenhaus. Ein Polizist fuhr das Motorrad auf die Polizeiwache.
Die Polizei machte im Krankenhaus noch einen Promilletest, 0,00 war das Ergebnis.
Im Hospital wurden wir geröntgt und am Montag mit Transportgips, der ohne Narkose mit Einrichtung des Fußes angelegt wurde, entlassen. Die Bedingungen sind mit denen aus unseren Hospitälern nicht vergleichbar. Von sechsbeinigen Mitbewohnern über versiffte Bettlaken, von Reinheit ist gar nicht zu sprechen. Morgens und abends gibt es ohne Besteck und Teller zwei Scheiben Weißbrot mit Dosenwurst und Leitungswasser. Das Mittagessen müssen Bekannte bringen. Die Rechnung mussten ich in bar bezahlen, obwohl wir internationale Krankenscheine vorlegten. Die 400 € waren noch zu verkraften und werden von unserer Krankenkasse wahrscheinlich erstattet.
Am Dienstag wurde ich in Sombor mit Unterstützung einer vereidigten Übersetzerin angeklagt. Wegen Gefährdung meiner Beifahrerin, ich hätte noch langsamer fahren sollen war die Anklage. Ich wurde zu 550 € Strafe plus 50 € Gerichtskosten verurteilt. Auf Einspruch und die Unterstützung eines Anwaltes musste ich schriftlich verzichten, sonst hätte es sich noch Tage hinziehen können bis wir Serbien verlassen könnten. Die Behandlung meiner Partnerin und von mir in einem deutschen Krankenhaus war mir wichtiger. Die Richterin rief dann noch bei der Polizei an, die darauf mein Motorrad zu unserer Bekannten fuhr und unsere Pässe wieder herausgab.
Am Dienstagabend wurden wir vom Roten Kreuz nach Darmstadt ins Krankenhaus transportiert. Dort waren wir am Mittwoch und hatten abends die erste OP.
Somit war unser Urlaub vorbei.
Nach drei, bzw. vier Operationen sind wir wieder zu Hause und warten darauf eine Stellschraube aus dem Bein operiert zu bekommen, dann dürfen wir langsam das rechte Bei wieder belasten.
Das Motorrad steht noch in Serbien. Es hat, auf den ersten Augenschein, nur kleine Kratzer an der rechten Packtasche und der rechte Sturzbügel mit dem Nebelscheinwerfer ist leicht verbogen. Wenn alles klappt werde ich meine Exclusive in etwa vier bis sechs Wochen per Hänger abholen.
Gut, dass ich die Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport hatte, Serbien gehört nicht zur EU. Eine Versicherung für den Transport des Motorrades habe ich nicht.
Früher hätte ich ganz alleine die Welt umrundet, das hat sich jetzt erledigt.

Zu zweit könnte evtl. der zweite Fahrer Hilfe holen, was bei uns nicht ging. Motorradfahren ist für mich dieses Jahr vorbei.
Gottseidank sind wir nochmal mit einem blauen Auge davongekommen.
Gruß
Bimbo