von RHEINPFEIL » 21.02.2008, 14:29
Zur Entspannung ein paar Rezensionen....
Das Buch wird kontrovers besprochen hier ein paar Meinungen , da ist für jeden was dabei...
Ein sehr wichtiges Buch, zu einem Thema, das uns alle noch schwer zu schaffen machen wird: Unsere Gesellschaft überaltert nicht nur, sondern sie dequalifiziert parallel dazu in riesigen Schritten. Besonders schlimm: Die Entwicklung lässt sich sogar durch Tests nachweisen. Ausdruck der Misere ist auch - wie im Buch richtig dargelegt wird - die mediale Verblödung mit Sendungen wie DSDS, Dschungel-Camp und Britt und Co. Leider war es mir manchmal zu lustig. Dies mag zwar die Verkaufszahlen erhöhen, und in diesem Fall will ich das mal hinnehmen, aber es verharmlost dadurch vielleicht auch indirekt zu sehr.
Ein Punkt Abzug, weil es in der wirklichen Ursachenanalyse auf halbem Wege steckengeblieben ist. Die wirklichen Gründe für die Misere fand ich unlängst in dem höchst lesenswerten Büchlein "Familie als Beruf" beschrieben. Bei der Entwicklung handelt es sich gemäß diesem Autor um eine indirekte Nebenwirkung der weiblichen Emanzipation (ja, Schluchz). Ich kann das auch direkt in meinem Umfeld sehen: Meine Eltern waren beide gebildet, meine Mutter blieb aber zu Hause, um die Kinder aufzuziehen. Herausgekommen sind eine ganze Reihe gebildeter und beruflich erfolgreicher Kinder. Diese Kinder werden aber nur noch kaum Eltern, weil nun Jungen und Mädchen beide (!) eine berufliche Karriere anstreben. Eltern werden seit vielen Jahren in erster Linie diejenigen, die weniger Bildung und beruflichen Erfolg haben. Die wesentlichen Qualifikationen erhalten Kinder aber von den Eltern.
Würde man Kinder in die Welt setzen, wenn man als Eltern nichts Besonderes an seine Kinder weitergeben würde? Ich jedenfalls nicht. Die Behauptung des Büchleins ist dann: Unter der Gleichberechtigung der Geschlechter muss es einen Beruf für qualifizierte Familienarbeit mit eigenen Kindern geben. Können gleichberechtigte Frauen nur mit normaler Arbeit Geld verdienen, würde zwangsläufig das rauskommen, worüber "Generation Doof" berichtet. Denn die nächste Generation sei ein Abbild der Eltern der vorangegangen Generation und keineswegs ein Abbild der ganzen Generation.
Trotz dieser kritischen Anmerkung: Ein lohnenswertes Buch, dem ich eine weite Verbreitung wünsche.
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Wer eine ernsthafte Bestandsaufnahme der heutigen Generation erwartet, wird enttäuscht. Eine kühle Geldmacherei, die auf bekannte Klischees und die passenden Beispiele aus Vormittags-Talkshows und Internetvideos zurückgreift. Die Stammtische wird es glücklich. Das Buch liefert keine Erklärung, keinen Ausweg. Nur selbstgefällige Ansichten und zum Teil auch haltlose Beleidigungen.
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Stefan Bonner und Anne Weiss legen in ihrem Buch den Finger auf manche wunde Stelle der heutigen Generationen zwischen ca. 20 und 50 Jahren. Teilweise tun sie dies sehr witzig. Sie arbeiten oft mit kleinen Geschichten, mit Schilderungen von selbst Beobachtetem, selbst Erlebtem. Tatsächlich kann festgestellt werden, dass es vielen Menschen an elementarer Allgemeinbildung mangelt, und zwar nicht nur Allgemeinbildung im Sinne von Faktenwissen (solches kann man zur Not auch im Lexikon, bei Google oder Wikipedia nachschlagen), sondern auch in Lebenskunde und -kultur. Tatsächlich sind auch viele heutige Menschen unentschlossen, wie sie ihr Leben gestalten wollen, was sie erreichen wollen. Es tut gut, dass die beiden Autoren einmal schonungslos einen ganzen Rattenschwanz solcher Schwächen des heutigen europäischen Menschen aufzeigen. Auch sind die beiden glücklicherweise mit einer gesunden Portion Selbstironie gesegnet.
Nun stellen sich aber die Fragen: Sind die aufgezeigten Schwächen wirklich nur eine Spezialität der heutigen Generation Doof, oder gab es solche und ähnliche Schwächen nicht auch bereits früher, mit anderen Kennzeichen? Was schlagen die Autoren vor, um den aufgezeigten Schwächen mindestens für die nächste Generation vorzubeugen, eventuell um diesen bereits in der heutigen Generation entgegenzutreten? Die Antworten fehlen weitgehend. Dies ist die Schwäche des Buches und verleiht ihm eine gewisse Oberflächlichkeit, welche gemessen am Umfang von zeitweise recht langfädigen über 300 Seiten enttäuschend ist.
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Dieses Buch ist aufgebaut wie eine schlechte Hausarbeit an der Universität. Ein Grund dafür könnte sein, dass die beiden Autoren selbst gerade erst von der Uni kommen um sich gleich an einem so schwierigen Thema zu versuchen.
Da fällt auch schnell auf, dass reihenweise falsche Schlüsse gezogen werden, fragwürdige Hypothesen aufgestellt werden und insgesamt mehr Wert auf kleine Witzchen, wie sie Studis über Hauptschüler machen gelegt wird.
Also zu empfehlen für Kleingeister, die sich mal besser fühlen möchten...
(" Haha, die weiß ja nur drei Bundesländer..." )
Oder für Leute, die über die Schuldfrage der angeblichen Volksverdummung sinnieren möchten: "Ist jetzt Dieter Bohlen oder die Schule schuld?"
Man sollte sich fragen, ob man es mit diesem Buch besser gemacht hat als die verteufelte Medienwelt oder ob man selbst gerade mal "Bild" Niveau erreicht.
Von mir ein langes Gäääääääähn.
Viele Grüße aus Köln
René