von Unbekannt » 24.04.2008, 09:47
So, nun ist es schon wieder zwei Tage her, dass ich bei wolkenbruchartigem Regen aufbrach. Die Autobahn zwischen Augsburg und München war wegen Überflutung gesperrt. Gut, dass ich die Gegenseite nehmen musste, gut, dass ich bei diesem Sauwetter im Auto sitzen konnte, Sitzheizung an, ein bisschen Rammstein ( „Die Sonne“) aus der Anlage um die Ohren. Schlecht, dass ich bei so einem Wetter meine ersten Enduro Erfahrungen machen wollte.
7:30 Uhr Parkplatz Augsburg. Rainer ist schon da, Reinhard und Klaus kommen auch bald. Nach Cappu und Tee für die Älteren geht’s im Konvoi ins Hinterland. Wenn ich Hinterland sage, dann meine ich das auch.
Hechlingen, genauer, Hechlingen am See, ist weit weg von allem, sehr weit weg. Nur so ist es wahrscheinlich zu erklären, dass man in Deutschland auf einer von 20 Hektar Enduro fahren darf und diese Anlage auch noch so nebenbei vom Bundesumweltministerium ausgezeichnet wurde.
Egal, 10 Minuten vor der Startzeit hetzen die Süd/Südler an, während Maze uns schon genüsslich rauchend erwartet. Das wirklich erstaunliche ist, dass es nicht regnet.
In Hektik in die Klamotten, die ältesten, die ich auftreiben konnte, schön bin ich eh, da macht das auch nix. Außerdem nehme ich das Angebot der Trainer an und miete mir ein paar Endurostiefel für den Tag – eine fatale Entscheidung, wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte. Hart wie dieser komische Stahl, aber lange nicht so flink wie diese kleinen marderartigen, sind die Treter. Ausserdem haben sie tausend Schnallen. Komm mir allerdings mit den Dingern schon ein wenig vor, wie John Wayne, nachdem er Dodge City von allen dunklen Mächten befreit hat.
15 mehr oder weniger Enduroerfahrene wollen es an diesem Tag begleitet von den beiden Instruktoren Pater und Robert wagen. Bis jetzr war Hektik, jetzt werde ich nervös. Komische Hügel – eher Berge, alles anders. So gar nicht schnell, eher dreckig, hoch und komisch.
Die Motorräder.
In unserer Gruppe werden die Boxer GS, die 650X Challenge und die F800GS gereicht. Maze bleibt beim Boxer, der Rest vom KSR Südteam hat blitzende neue 800er. Erster Eindruck, ganz nett, wirkt solide und ist recht hoch, höher als die Boxer GS. Egal.
Die ersten Meter noch vorsichtig, ab Meter 5 machts nur noch Spaß. Das bisher von und auf der Straße gelernte erst mal vergessen. Schräglagentraining ? Unsinn!
Gut, die Blickführung ist eher noch wichtiger, der Rest ist anders. Sattel könnte man eigentlich abbauen, braucht eh kein Mensch, weil man dauernd steht. Oberkörper überm Lenker. Grad, als ob man ein Glas Wasser überm Kopp balancieren würde, meinetwegen auch überm Helm. Und dann geht’s los! Schon mal im ersten Gang mit ner wild schlingernden Maschine den Berg hoch? Nee? Müsst ihr mal machen. Ist Spaß pur. Langsam in die Wasserpfütze rein, Oberkörper nach vorn und Gas aufreissen und hoffen, dass der Hintermann nah genug dran ist. Hähä!
Die einzelnen Übungen sind gut, aber nicht spektakulär. Das wird’s immer dann, wenn wir die 20 Hektar erkundigen. Die ersten legen die Motorräder ab. Eigentlich immer dasselbe. Wenns langsam wird, mit Standgas, Lenker am Anschlag, Tick auf die Bremse, wuppp…Motor aus, patsch. Noch grinse ich. Es sind die 800er. Offensichtlich ist die Schwungmasse des Motors eher gering, so dass das Teil ruck-zuck abgewürgt ist. Man kann sich dran gewöhnen, dann kann man mit der richtigen Dosierung von Gas und Kupplung das Teil am Laufen halten. Man muss sich nur konzentrieren. Bei mir klappts gut. Die Übungen gefallen mir, der Enduropark ist ein Traum und abgewürgt hab ich die 800 er auch nicht. Die 800er ist mein Freund. Mein zukünftiges Zweitmotorrad!
Ein Stop, - Robert der Instruktor will was erklären. Ich rolle als letzter ran, wupp …. 800er Drecksding abgewürgt, das Bein an den Boden, Boden, Boden….. Sch….!!! Bin mit den Endurostiefeln an der Fußstütze hängengeblieben und bin wie ein nasser Sack umgefallen. Wehe einer lacht!!!
Motorrad wieder hoch. A ha. Sollbruchstelle beim Kupplungsgriff passt. Es steht mir nur noch 60 % Kupplungsgriff zur Verfügung! Hilft, wen man dauernd kuppelt. Egal! Weiter geht’s.
Dafür, dass wir fünf keinerlei Enduroerfahrung haben, machen wir das gut. Find ich zumindest. Nicht ganz so rund wie beim Trainer, aber irgendwie kommen alle durch. Mittags geht’s mit den Enduros in den ein paar Kilometer in den nahe gelegenen Ort. Die 800er fährt sich auf der Straße wie ein Fahrrad, leicht, mit einem Lenker wie eine Segelstange, gut, die sehr grobstolligen Reifen, vermitteln nicht den MPP grip, der Druck des Motors, der im Gelände eher gut wirkt, ist auf der Straße eher müde. Offensichtlich ist die GS 800 milder ausgelegt als die F800S, die ich auch schon mal gefahren bin. Aber ansonsten sehr spassiges Teil. Und einen echt guten Sound. So richtig nett böse.
Nach gutem Essen – Enduro fahren macht sehr hungrig – geht’s zurück zum Spielplatz. Davon später mehr.
Im Teil 2 erzähl ich Euch dann, wie es ist, wenn man mutterseelenallein in einer Ecke von 20 Hektar steht und keiner mehr da ist und das Motorrad nicht mehr anspringt und man Stiefel anhat, mit denen man stehen kann, aber keinen Schritt gehen, und ich erzähle, dass man mich bezichtigt zuviel Gas zu geben, und dann schildere ich Euch noch, dass man sowohl links als auch rechts mit den Stiefeln an den Dr….fußstützen hängen bleiben kann und man dann einfach umfällt und warum es sinnvoll ist, sich daran zu erinnern, das ABS auszuschalten.
Bis dahin
Euer Johannes
Ach ja, Bilder stell ich demnächst auch rein, wenn ich rausbekommen habe, wie ich sie auf ein enstprechendes Maß zugeschnitten bekomme