dass es mal wieder ein super Sonnentag heute wird, hab ich mich kurz
entschlossen des Gedankens entledigt, mit dem 350Z die ca. 50km lange
Fahrt zu meiner aktuellen Kundenbaustelle aufzunehmen und habe das
einzig wahre Fahrzeug für solch sonnige Tage gewählt, den CafeRacer.
Das Gewissen war recht schnell beruhigt, hatte mir die Ärzte doch
dringend gymnastische Bewegungen für Hand und Finger angeraten. Auch
die Frage der Schutzkleidung, speziell ob die Handschuhe über die immer
noch klobig wirkenden Hände passten, hatte ich ja am Vortag bereits
geklärt. Und über die Bewältigung von Kupplung und Bremse machte ich
mir eigentlich die wenigsten Gedanken, wird dies in unseren Kreisen doch
eh immer etwas überbewertet.
Die Strecke führt von HF über kleine Dörfer, enge Straßen, weite Felder
und so manch schöner Kurve am Teutoburger Wald entlang Richtung
Osnabrücker Land.
Eine Route, die ich immer dann wähle, wenn die Dose zu Hause bleibt und
das Moped für die Beförderung herhalten muss. Und da ich diesen Weg,
natürlich immer mit interessanten kleinen Umwegen, nun schon seit über
5 Jahren befahre, könnte man ihn mit Recht auch als Hausstrecke
bezeichnen.
Kurz um, ich kenne hier jeden Stein, jede Bodenwelle, Schlagloch und
natürlich auch die Gesichter der Menschen, die morgens und abends die
Straßen in den Ortschaften bevölkern - dachte ich zumindest bis heute
morgen.
Nach 45 Minuten Fahrt, so zwischen 07:30 Uhr und 08:15 Uhr, muss ich
feststellen, dass das vermeintliche Kennen eines Weges immer in
direktem Zusammenhang mit dem gewählten Fortbewegungsmittel steht.
Ich habe Kurven befahren, die kannte ich noch nicht. Schlaglöcher und
Bodenwellen gespürt, von denen ich niemals ahnte, dass sie existieren. In
unbekannte Gesichter geschaut, als wäre ich in einem fremden Land.
Und, vor Allem: Ich bin Motorrad gefahren.
Mit auch der letzten Faser meines Körpers, jedes Gedankens entraubt,
hoch konzentriert und doch völlig entspannt.
Ein Fahrgefühl, das ich glaubte zu kennen, wusste schon irgendwann
einmal erlebst zu haben und mich wohl im Innersten schon lange,
unbewusst danach verzehrt hatte.
Heute Abend, wenn ich den Rückweg antrete, werde ich einen kleinen
Umweg über Osnabrück machen. Dort steht bei meinem Freundlichen seit
gestern meine leicht modifizierte und leider auch lädierte K1200R,
harrend der Dinge, die da auf sie zukommen.
Gestern wusste ich noch, was ich mit dem Freundlichen besprechen wollte.
Heute, nach diesen unendlich scheinenden 45 Minuten bin ich mir etwas
unsicher.
Eigentlich sogar sehr unsicher.