Eine Woche im Bikerhotel (für Terminlose Zeiten)

Alles was nirgends reinpasst!

Beitragvon Heinz » 11.02.2009, 17:00

Presto hat geschrieben:Sehr Geil, Bild!!!!

Hoffe die Reise dauerte min. 365 Tage...
...wegen dem schönen Bericht 8)


:!: :lol:
Heinz
 

Beitragvon Beule » 11.02.2009, 17:01

MEEEEEHR :D
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Beitragvon Gerd » 12.02.2009, 11:41

Wie aus dem richtigen Leben :lol: :lol: :lol:
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Beitragvon RHEINPFEIL » 13.02.2009, 09:24

Wir nähern uns Tag 3 :D

################

...An diesem Abend wurde die Kellerbar nicht geöffnet. Aus diesem Grund versammelte sich die Truppe gezwungenermaßen um die Thekenzeile im großen Restaurantraum.
Diese Theke ragt U-förmig in den Raum hinein und bietet Platz für mindestens 20 Personen.
Einige blieben an ihren Tischen und diskutierten die Vorgänge des abgelaufenen Tages. Erfahrungsgemäß werden schon am ersten Tag die Verbindungen geknüpft, die dann den Rest der Woche weiter gepflegt werden.
Rudi der Tourguide, ein eigentlich ziemlich schweigsamer Eingeborener, wurde ordentlich bedrängt. Er war der einzige richtige Augenzeuge des heutigen Abflugs. Die Sache hatte sich im Tal zugetragen. In diesem berüchtigten Tal, indem sich an den Wochenenden immer wieder solche Dinge ereignen.
„Wennst do net mindastöns hunderochztg foarst..dann übahoalt dich doa jede Sau … !“, erklärte Rudi völlig gelassen den Zwischenfall.

Ich stand in der Nähe und verfolgte die Diskussion. Das Tal hatte es in sich.
Im letzten Jahr hatte ich mir mit Rainer und seiner R1 dort ein kleines Privatrennen geliefert. Rainer vorneweg und ich habe dann versucht ihn zu packen.
Gut, eine R1 zu packen ist fast unmöglich. Wenn der Fahrer auch nur einigermaßen sein Gerät beherrscht, dann hat man keine Chance. Nicht im Tal und auch kaum auf den Pässen. Aber Rainer ist kein sonderlich begnadeter Pilot. Nach jeder Kurve zog er mir zwar weg, aber ich konnte immer in der nächsten Kurve wieder Boden gutmachen und deshalb dranbleiben.
Das Tal ist eine echte Mörderstrecke und Rainer fährt dort häufig herum. Aber mehr als 180 haben wir fast nie erreicht. Höchstens auf den längeren geraden Abschnitten mal, aber nur ganz kurz.
Da bewegt man sich dann aber schon im Grenzbereich zwischen Himmel und Erde. So als normaler Alpentourist.
Einige Einheimische hämmern allerdings da durch, dass es einer Sau graust.
Selbst wenn man als Normalfahrer am persönlichen Limit ist, wird man dort überall überholt. Links oder rechts, Kurve oder Gerade … da pfeifen’s vorbei … die Buam.

Da kann oder sollte man sich dann doch schon mal die Sinnfrage stellen. Habe ich dann auch gemacht. Mit dem Ergebnis, dass ich mich dort nicht mehr auf irgendwelche Gefechte einlassen werde.
Dies hat unter anderem den Vorteil, dass ich hier noch diese Erfahrungen weitergeben kann. Survival of the fittest, würde Darwin sagen.
Aber der hat ja auch nie versucht eine R1 abzufangen. Der alte Engländer.

Was den anderen Engländer anging, oder Englandfan um genauer zu sein, der würde schon in Kürze wieder flüssige Nahrung zu sich nehmen können.
Walter überbrachte uns diese freudige Botschaft.
Darauf dann erstmal einen …! Stopp, für mich nicht. Heute nicht.
Charly sah mich leicht verstört an und kippte dann eben zwei hinunter. Bei dem kann das Zeug auch keinen weiteren Schaden mehr anrichten.

Rolf hatte inzwischen ersten Kontakt mit Thomas’ Freundin aufgenommen. Eine Kosmetikerin wie sich dann herausstellte. Als ob er es gerochen hätte.
Die Freundin allerdings hatte es mehr mit den Haaren als mit der Haut.
Sie wühlte unserem Dietmar den spärlichen Bewuchs durcheinander und empfahl ihm eine andere Grundfarbe.
„So wie er …“, krähte sie und zeigte auf meine eher bescheidene Haarpracht.
„Alles echt..!“, verteidigte ich meine Naturfarbe. Das war wohl ein Fehler, denn jetzt hatte sie einen Grund mir auf die Pelle zu rücken. Sie zerzauste mich und gab pausenlos Ratschläge von sich, wie ich meinen Typ noch besser zur Geltung bringen könnte.
„Aber ich hab ja schon gehört, das hast du gar nicht nötig“, freute sie sich und sah mich mit einer gespielten Verschwörermiene an.
„Alles nur Gerüchte..völlig übertrieben“, versuchte ich zu entkommen.
Da lag ich also doch richtig mit meiner Vermutung. Dietmar hatte geplaudert. Wenn sich diese Geschichte hier herumspricht, dann können wir uns hier nicht mehr sehen lassen. Rolf war scheinbar auch damit beschäftigt Schadensbegrenzung zu üben. Er hatte sich die andere Mitwisserin vorgenommen und verdrehte die Geschichte, dass es eine wahre Freude war. Dabei spielte er eigentlich nur eine Nebenrolle, bei dieser Sache. Aber die hatte es auch schon in sich.

„So auf den ersten Blick hätte ich dir so was gar nicht zugetraut“. Nun flüsterte sie mir schon ins Ohr. Ich verschluckte mich leicht an meinem Bier und musste husten. Das verschaffte mir wieder ein wenig Abstand.
Nun, ich bin wirklich kein Kind von Traurigkeit. Und was das andere Geschlecht angeht, da stelle ich mich eigentlich jeglicher Herausforderung.
Aber in diesem Fall hielt ich es ausnahmsweise für angebracht die schnelle Flucht anzutreten.

Man muss ja nicht jeden Frosch küssen. Und dass sich hinter dieser Erscheinung eine Prinzessin verbarg, davon konnte man wirklich nicht ausgehen.

Dietmar allerdings schien keinerlei Wert auf adelige Herkunft zu legen. Er verfuhr bereits wieder nach seiner alten Devise: Was man nicht schön trinken kann, das muss man wenigstens abfüllen. Der Rest ergibt sich dann schon.

Großzügig verteilte er den hauseigenen selbst gebrannten Alpenwurz. Der staatlichen Aufsicht entzogen, hatten die Destilleure dieses Kräuterschnapses wohl keinerlei Rücksicht auf die vorgeschriebene Höchstoktanzahl nehmen müssen.
Das Zeug löste den Mädels scheinbar den Nagellack von den Fingern.
Thomas hielt mit und die Stimmung schwappte auch bald über.
Eindringlich wies ich Charly auf unsere morgige Tour hin. Abfahrt um acht Uhr.
Rückkehr nach etwa 10 Stunden. Strecke etwa 500 km.
Er nickte nur gelassen und bestellte sich noch ein Bier.

Ich gab Rolf taktische Zeichen und er ging dann auch sofort zum Endspurt über. Leicht beschwingt aber immer noch fähig den aufrechten Gang zu praktizieren, lösten wir uns aus der Gruppe um unser Zimmer zu suchen.
Charly hatte sich ebenfalls zurückgehalten, für seine Verhältnisse jedenfalls und deshalb war er auch noch fähig Abschiedsworte zu nuscheln. Man musste aber wirklich genau hinhören, so richtig akzentuiert kam ihm das nicht mehr über die Lippen.
Aber wer Charly kannte, der wusste … der ist noch nicht einmal richtig warm getrunken. Und wir kannten Charly ziemlich gut.

Die Nacht war kurz und der Frühstücksraum voll. Morgens früh um kurz nach sieben im Bikerhotel.
O-Saft und Rührei. Hat man sonst selten beim Frühstück. Ich jedenfalls. Auch deshalb war meine Laune eigentlich gut. Selbst um diese frühe Stunde.


Kurz vor Toresschluss schlichen dann tatsächlich auch noch Charly, Dietmar und Thomas herein. Dem äußeren Eindruck nach musste es wohl doch noch etwas länger gedauert haben, das gestrige Gelage.
Die Jungs waren auch nicht sehr gesprächig und richtigen Hunger schienen sie auch nicht zu haben. Alkoholkontrollen sind am frühen Montag allerdings keine zu erwarten, deshalb hatten wir diese Sorge schon mal nicht.
Das Wetter allerdings hätte besser sein können. Das ändert sich hier zwar schnell, aber im Nieselregen zu starten ist auch nicht wirklich erbauend.

Es wurden drei Gruppen gebildet. Walter, Rudi und Roger waren die Guides. Roger war irgendwie gestern noch eingetroffen. Eigentlich ein ziemlich gemäßigter Fahrer, aber immer noch einer von der schnellen Truppe.
Wir hatten uns bei Rudi eingetragen und kamen so auf acht Teilnehmer. Außer uns Fünfen war da noch der unglaubliche R1-Rainer und ein freundliches Paar auf 1200er Bandits. Thomas fuhr eine Honda CB 1300.

Eigentlich mag ich diese klassischen Vierzylinder irgendwie. Sowohl die Bandits als auch die Honda sind ehrliche einfache Moppeds. Kein überflüssiger Schnickschnack sondern richtige solide und ausgereifte Motorräder. Naked Bikes im Stil der alten 80er Jahre. Da weiß man, was man hat.
Die leicht gebückte Sitzposition ist nicht mein Fall, aber es gibt scheinbar genug Leute, die damit zurechtkommen. Jeder, wie er es mag.

Es gab keine festgelegte Reihenfolge sondern nur der letzte Fahrer wurde bestimmt. Der Schnellste fährt immer am Schluss. Rainer zog sich widerwillig die gelbe Warnweste an. Die dient hier aber nicht zur Absicherung sondern in der Hauptsache als Orientierung für den Guide. Wer es brauchte, zerrte sich seine Regenkombi über die Klamotten und dann rollten wir vom Hof.
Rudi zeigte sein Wheelie und galoppierte davon. Rainer trieb die Herde vor sich her. Die Jagd auf den Guide war eröffnet.


Ff
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Beitragvon Beule » 13.02.2009, 10:22

Ah
es geht los

Wobei...die Nebengeschichte vom Vorjahr wäre doch auch interessant.
Was war mit den Schwestern? :oops:
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Beitragvon RHEINPFEIL » 15.02.2009, 20:59

Und los geht die wilde Fahrt an Tag 3 :D

####################

...Der Rudi hatte einen Ruf zu verlieren. Wir hatten nach Plan genau 10 Minuten Vorsprung. Dann würde die nächste Gruppe starten. Es gab festgelegte Treffpunkte. Das waren entweder irgendwelche Lokale, in denen die Guides dann natürlich kostenfrei davon kamen, oder aber Tankstellen.
Die 10 Minuten wurden manchmal nicht so ganz genau eingehalten. Es lief immer auch ein kleiner Wettkampf zwischen den Guides. Wer die zuvor gestartete Gruppe fahrend einholen konnte, der war eben der bessere Guide.

Rudi war ein alter Hase. In dieser Gegend aufgewachsen und in mehreren Jahren als Guide und Hobbyracer mehr als nur kampferprobt, kannte er jeden Schleichpfad und sämtliche Abkürzungen in Tirol und den angrenzenden Gebieten.
Deshalb kam es eben nur und ausschließlich auf die Gruppe an. Dranbleiben war die Devise … immer dranbleiben. Mehr wurde nicht verlangt. Mehr geht auch normalerweise nicht.

Rudi zog direkt mächtig am Kabel. Auf nassen Straßen bin ich eigentlich auch eher vorsichtiger, trotz meiner EXPs. Die sollen ja bei Nässe besonders gut sein, im direkten Vergleich mit anderen Reifen.
Mag schon sein, aber ich bin bei Nässe nicht so besonders gut. Wahrscheinlich sogar deutlich schlechter als meine Reifen.
Nicht etwa, dass ich dann auf geraden Strecken schleichen würde, aber meine Kniepads würden nicht nass werden, wenn ich denn welche hätte.

Dietmar ließ den Rudi deutlich davon ziehen. Charly dümpelte sogar noch weiter hinten. Rolf blieb tapfer hinter mir und die CB 1300 war überhaupt nicht mehr zu sehen. Den beiden Banditen schien die Feuchtigkeit nichts auszumachen. Die zogen mit einer ordentlichen Gischtfontäne an allen vorbei und setzten sich an die Spitze. Ich blieb bei meinem Tempo.

Im Regen entwickele ich nur ganz wenig Ehrgeiz. Die Kuh ist schließlich kein Rennboot. Wenn im Rückspiegel keiner mehr zu erkennen ist, dann muss schließlich auch der Führende ein wenig vom Gas gehen.
Sollte man meinen.
Aber die Bandits verschwanden auch so langsam aus meinem Sichtbereich.
Ich sah schon die Schlagzeile: Hausfrau auf alter Suzuki Bandit zeigt erfahrenen GS-Fahrern, wo der Hammer hängt!
Soweit durfte man es nicht kommen lassen. Ich winkte Rolf eifrig zu und unsere Kühe mutierten dann auch so langsam zu Seekühen.
Auf trockener Straße kann jeder schnell fahren. Der Grenzbereich der Reifen war noch lange nicht in Sicht, aber die Bandits dann doch wieder.
Rudi war wohl ein wenig langsamer geworden.

Freies Fahren war bei der Alpen-Express-Week nicht vorgesehen. Solche Spielchen gab es nur bei den normalen Touren. Die erste Passhöhe konnte Rudi dann noch im Halbschlaf nehmen. Alle Anderen mussten sich aber ordentlich konzentrieren. Auf der Höhe stoppte er dann und winkte uns zusammen.
„Seits noch net röchtg woch…oda wohs“, wollte er dann wissen. Er deutete in die Ferne. Dort war blauer Himmel zu erkennen, die Regenwolken zogen in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Uns erwartete anscheinend deutlich besseres Wetter.
„Kummts … raas aus die Gummihäut.. und dann.. aufi gähts!“
Rolf hatte sich schnell ein Kippe ins Gesicht gesteckt und saugte daran wie ein hungriger Säugling an der Mutterbrust.
Rudi hockte bereits wieder auf seinem Rennboot und hatte es offensichtlich eilig.
„Sind wir hier im Urlaub oder auf der Flucht?“, nörgelte Thomas herum und pellte sich aus seiner Regenhülle.
Die beiden Bandits hatten bereits ihren neuen Platz in der Startaufstellung eingenommen und spielten mit dem Gasgriff. Charly und Dietmar hockten auf ihren Kisten wie zwei schlafende Kanarienvögel auf der Stange. Die Flügel angeklappt und die Köpfe nach unten.
Ich flitzte schnell rüber um sie ein wenig zu motivieren.
„ Kommt Jungs, nu aber … in einer Stunde gibt’s Frühstück“, vermutete ich mal heimtückisch aber überzeugend.
Charly starrte mich mit geröteten Augen an und schüttelte sich zurecht.
Rudi hupte.
Hupen bedeutet immer … Gentlemen starts your engine.
Rolf stand neben meiner Gelben und stopfte seine Regenkombi in meinen Tankrucksack. Nu aber, hopp!
Rudi rollte los und die Suzukis sofort hinterher wie zwei eifrige Schäferhunde.

Bergab war es noch ein wenig feucht aber die ersten trockenen Stellen ließen deutliche Besserung erahnen.
Wir nahmen Kurs auf die Felsenhöhe.
Wir erinnern uns kurz … Rolfs Lieblingsstrecke. Der war auch schon ganz aufgeregt und hatte sich schon mal direkt hinter die Suzukis gesetzt.
Als wir dann kurze Zeit später die erste Sprintstrecke vor dem langen Aufstieg erreichten, drängelte ich mich sicherheitshalber dazwischen.
Mein Freund hatte die GS noch nicht so richtig im Griff, und bevor er sich hier die Ohren abfuhr … wollte ich ihm doch noch ein wenig zur Hand gehen.

Rudi schoss sofort ab, als ob ihm der Leibhaftige am Nummernschild kleben würde.
Die Bandits schienen überrascht und schalteten nicht sofort in den Gefechtsmodus. Ich hatte bereits die erforderliche Drehzahl anliegen und ließ die Kuh fliegen. Bei 6.500 Umdrehungen klingt ein offener Zach echt bedrohlich. Ob es nun das war, oder der irrsinnige Rolf, der schon wieder mal sein Vorderrad nicht auf dem Boden halten konnte, was auch immer, die Bandits hatten wir kalt erwischt und direkt auf die Plätze verwiesen.
Das war jetzt eine Sache zwischen drei technisch gleichwertigen Gegnern.
Zumindest was das Material anging.

Bei der Erstürmung der Felsenhöhe hat man keine Gelegenheit in den Rückspiegel zu schauen. Dafür ist die Strecke zu eng und die Kurven wechseln zu schnell. Auch der Belag dieser Nebenstraße weist oft größere Defekte auf.
Da ist volle Konzentration angesagt.
Rudi war nicht zu packen. Der ließ die Kuh um die Ecken tanzen, dass es einem beim Hinterherfahren noch schwindelig wurde.
Der hatte auch noch Straßenreifen und die Räder von der R1200S drauf.
Die Ösis dürfen das nämlich.

Aber wahrscheinlich oder trotzdem, ich hätte ihn auch im Originalzustand nicht gepackt. Aber dranbleiben war möglich. Auf solchen Strecken fühle ich mich ausgesprochen wohl. Da kann eine GS all ihre konstruktiven Vorteile ausspielen.
Wechselnder schlechter Belag, enge und teils steile Wechselkurven und nur kurze gerade Abschnitte. Da kriegen die typischen Straßensportler lange Zähne ... und definitiv keine Schnitte.

Die Sache mit Rolf und seiner Harley war allerdings noch mal eine Nummer für sich. Die kann natürlich einer GS hier nicht das Wasser reichen, aber wenn der Typ vor dir, die Bude geschickt zumacht, dann ist Schicht im Schacht. Dann kommt man nicht vorbei ohne den eigenen A ... zu riskieren.
Natürlich fährt auch niemand den eigenen Kumpel in Grund und Boden und sich noch dazu. Soweit geht die Freundschaft dann doch noch.
Aber Spaß muss sein und deshalb kann man ja gelegentlich wenigstens mal so tun als ob.
Rolf hätte es sicher auch versucht, aber dazu reichte es noch nicht.
Da fehlten ihm doch noch gute 10.000 km Erfahrung. Mindestens!

Wo es rauf geht, da geht es auch wieder runter. Auch diesmal ist keiner oben geblieben. Unten war dann auch die erste Pausenstation.
So eine ortsübliche Holzbude. Geschnitzte Balkone und was die hiesigen Alpenarchitekten sonst noch für typisch hielten.

Rolf benötigte dringend Nikotin und die Anderen einen Kaffee. Rudi blickte auf seine Uhr und war sich ziemlich sicher, dass wir unseren Vorsprung ausgebaut hatten. Sonst schien er keine Sorgen zu haben.

„ Mittog moch mer aufm Gletscher“. Das sollte wohl diejenigen, die das Frühstück versäumt hatten, von der Bestellung umfangreicherer Mahlzeiten abhalten. Mit Gletscher war der Kaunertaler Gletscher gemeint. Eine ideale Wettkampfstrecke. Mautpflichtig zwar, aber die Strecke war das Geld wert.

Wir hatten eine gute Viertelstunde, bevor die Gruppe von Walter eintraf. Das war dann auch das Zeichen für unseren Aufbruch und wir machten uns dann wieder auf den Weg.
Ein bisschen über die Dörfer, vorbei an Feld, Wald und Wiesen und immer hinter Rudi her. Der überholte zügig alles, was vier Räder hatte und wir waren vollauf damit beschäftigt den Burschen nicht aus den Augen zu verlieren.
Teufel, Teufel … der legte echt ein Tempo vor, dass einem die Augen tränten.

Walter hatte über mehrere Ecken einen Draht zur Verkehrspolizei. Am Abend vorher erfuhr er immer, wo am nächsten Tag mit Geschwindigkeitskontrollen zu rechnen war. Diese Bereiche wurden dann nach Möglichkeit umgangen oder aber die Guides waren dort vorsichtiger. An diesem Tag hatten die Kontrolleure wohl einen planmäßigen Betriebsausflug. Rudi übte jedenfalls Tiefflug auf der Landstraße. Rainer schien es aber immer noch nicht schnell genug zu gehen, er tauchte mit seiner R1 immer wieder vorne auf, um sich dann wieder zurückfallen zu lassen.
Das war wohl sein Ding. Harmlose Autofahrer erschrecken.

Die Kaunertaler Gletscherstraße ist ein echtes Highlight. Da kann man sich dann gegenseitig die Butter vom Brot kratzen. Abgesehen von ein paar Reisebussen gibt es dort keine natürlichen Hindernisse. Freie Bahn für freie Biker. Die letzten Kilometer vor dem Gipfel sind die Besten. Schöne Spitzkehren und eine breite Fahrbahn.
Den Bandits geht in diesen Höhen allerdings die Luft aus. Jedenfalls den älteren Modellen. Der R1 ging jedenfalls nicht die Luft aus und deshalb kann man da auch nichts machen. Rainer wurde Etappensieger, aber einen richtig großen Vorsprung konnte er auch nicht herausfahren.
Man muss eben auch gönnen können.



http://www.youtube.com/watch?v=0F2uzDTx ... re=related

(Transalp eben….habe nichts Besseres finden können)


Ff
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Beitragvon RHEINPFEIL » 15.02.2009, 21:00

Und so siehts da aus

Bild
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Beitragvon Gerd » 15.02.2009, 21:58

Einfach nur scheee! :lol:
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Beitragvon GT-Biker » 16.02.2009, 10:30

weiter, wann geht es weiter? Kann mich meinem Vorschreiber nur anschließen. :D :lol: :lol: :D
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Beitragvon RHEINPFEIL » 16.02.2009, 12:07

Mal sehen, ob der Ghostwriter diese Woche noch Bock hat 8)

Die Geschichte ist ja erfunden, wenngleich sie sicher Elemente enthält, die vom Verfasser selbst erlebt wurden. Aber wenn man schon mal in der Gegend war, kann man sich mit der Story recht gut identifizieren finde ich.
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Beitragvon Presto » 16.02.2009, 13:06

Bei mir schneit es mal wieder und die Story versetzt mich gedanklich schön auf mein Moped und schöne Kurven.

Also René, gib dem Ghostwriter die Sporen. Wenn ich schon nicht fahren kann, so möchte ich doch zumindestens bei deinen Geschichten von träumen können.
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Beitragvon GT-Biker » 16.02.2009, 13:33

Tja, die Gegend kenne ich vom Ski und Motorradfahren her, daher fahre ich beim lesen auch gerne jede Kurve in Schräglage mit. :lol:
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Beitragvon Gerd » 16.02.2009, 16:19

Übertreibs nicht Bernd :wink:

Sonst gibts von der werten Frau Gemahlin Schimpfe, weil du ein schlechtes Vorbild bist:

Kinder sollen doch nicht "kippeln" :lol: :lol: :lol:

Aber du könntest mal nen Bild rein stellen: Du in voller Lederkluft mit Helm und Knieschleifern in Schräglage auf Omas Ohrensessel (mit ESA?) :lol:
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Beitragvon RHEINPFEIL » 17.02.2009, 09:06

Und weiter gehts :D

################

Immer noch Tag 3 im Kaunertal

Bild

http://www.kaunertaler-gletscher.at/


...Wir rollten dann gemütlich auf den riesigen Parkplatz am Gipfel und stellten unsere Geräte vor dem hallenartigen Restaurantgebäude ab.
Das ist dann wieder der Moment, indem man sich von Mr.Hyde in Dr.Jekyll zurück verwandelt.
Zuvorkommend lässt man dann irgendwelchen Rentnertouristen den Vortritt, während man nur Minuten zuvor, mit dem berühmten Messer zwischen den Zähnen, die Kollegen und die Reisebusfahrer zu Tode erschreckt hat.

Etwas weniger martialisch vielleicht … manchmal komme ich mir dann vor, wie ein Seehund der nun an Land gekrabbelt ist.

Im Inneren des Gebäudes, das wohl als eine interessante Synthese aus Skihütte und Stadthalle konzipiert worden war, tummelten sich zahlreiche Touristen. Die Logistik war auf die reibungslose Abfertigung ganzer Busladungen von Besuchern optimiert.
Wir deckten uns schnell mit Speis und Trank ein und versammelten uns dann auf der großen Sonnenterasse.

„Was wollen die hier bloß alle..?“, fragte Charly verwundert.
„Da vorne gibt es eine begehbare Gletscherspalte“, erklärte Rainer und rannte schon wieder hektisch hin und her.
„So ’n Scheiß … begehbare Gletscherspalte!“ Charly hatte seine Jacke aus -und eine alberne Baseballkappe angezogen. Mit seinen roten Hosenträgern und der kitschigen Sonnenbrille sah er aus wie die Karikatur eines Gartenzwerges.
Es gibt doch diese Horrorzwerge. Eine Persiflage auf die alte deutsche Gartenzwergkultur. Charly könnte als perfekte Vorlage für ein besonders abartiges Modell dienen.

Was nun Rainer und den schon erwähnten Mr.Hyde angeht, da konnte man schon mächtig ins Grübeln kommen.
Rainer war ein schmächtiger Bursche undefinierbaren Alters. Irgendwo zwischen 40 und 60. Er rannte ständig in seiner rot-weiß-schwarzen Lederrennkombi herum und rauchte oder trank ständig. Mir ist niemals aufgefallen, dass er irgendwann auch einmal etwas gegessen hätte. Er hielt sich stets von allen anderen Teilnehmern fern und war auch nicht sehr gesprächig.
Dietmar fand ihn irgendwie komisch.
„Ach wie gut, dass niemand weiß …“, kalauerte er auch prompt, als Rainer wieder einmal hektisch herumhüpfte. Charly legte die Stiefel auf einen Stuhl und schien ein Mittagschläfchen halten zu wollen.

Thomas, der heute scheinbar nicht in Form war und deshalb mit seiner CB 1300 bisher das Schlusslicht bildete, war leicht erbost.
„ Hömma Kollege … so ganz dicht … bist du aber au nich“, raunzte er Rainer an.
Dieser hatte wohl ständig versucht ihn anzuschieben. Das nervt wohl auf die Dauer ein bisschen.
Behauptete Thomas jedenfalls.
Rainer starrte nur vor sich hin und schwieg aber.
„So wie du fährst, brauchst du keinen Führerschein, sondern einen Waffenschein … für das Ding“, hackte auch noch Dietmar nach.
Ich hatte ihn im letzten Jahr schon analysiert. Rainer war so ein Borderlinetyp. Beruflich im Dauerstress war wohl die R1 sein mentales Überdruckventil.
Der war hart an der Grenze, aber gerade deshalb kratzte ihn derartige Kritik überhaupt nicht. Der brauchte das sogar. Er bettelte förmlich darum.
Ich bin mir ganz sicher, Rainers größter Traum war es, von Walter als Guide eingesetzt zu werden.
Der Walter war zwar auch nicht immer ganz in der Spur, aber so weit war er doch noch nicht.

Die beiden Banditleute hielten sich raus. Freundlich aber unverbindlich machten sie keinen unsympathischen Eindruck. Sie war eine von diesen unpreziösen Fahrerinnen. Sie hatte ihr wohl sehr langes Haar zu einem eindrucksvollen Zopf geflochten und blickte interessiert aber schweigsam in die Runde. Er gab sich etwas lockerer aber nörgelte auch nicht herum.
Normalerweise hört man von Leuten, die auch auf solchen Strecken eher behutsam fahren, hinterher immer irgendwelche Erklärungen oder andere Kommentare. Das war hier nicht so. Auch mal schön.
Die Gruppe von Walter, die sich dann auch endlich einfand, hatte da schon deutlich mehr Diskussionsbedarf.

„Den musst nachher aber wieder in den Käfig sperren!“, sagte Rudi leise zu Walter und deutete unauffällig auf Rainer.
Walter verzog nur das Gesicht und grinste verständnisvoll. Rainer wurde immer herumgereicht wie der Schwarze Peter. Heute hatte Rudi diese Karte gezogen. Aber Rainer war leicht zu Händeln, wenn er nicht auf seiner R1 hockte, dann war er ziemlich pflegeleicht und gut zu steuern.

Charly schnarchte inzwischen und Dietmar ärgerte ihn mit einem Strohhalm.
Wir hockten entspannt in der Sonne und warteten auf die letzte Gruppe. Die Abstände durften auch nicht zu groß werden.

„Führt die..!“. Walters Abschiedsgruß hätte auch eine Anweisung an Rudi sein können. Der führte uns dann auch wieder runter vom Gletscher.
Bergab hält sich der Spaß in Grenzen. Aber das ist ja häufiger der Fall. Auch Rainer blieb auf seiner Position denn seine 180 Pferdchen machten ihn hier auch nicht schneller.
Rudi schien die Anweisung erhalten zu haben das Tempo ein wenig zu drosseln, denn wir blieben auch nach der nächsten Tankpause immer dicht zusammen.
Vielleicht täusche ich mich auch und es war nur der Gewöhnungseffekt.
An der nächsten Passhöhe legte sich Rainer dann mit Rudi an.
Im Vergleich zum letzten Jahr war Rainer eindeutig schneller geworden.
Vielleicht nahm er aber auch nur andere Tabletten ein.
Für meinen Geschmack holte er immer ziemlich weit aus, vor engeren Kurven. Aber dadurch konnte er viel Boden gutmachen. Rudi spulte aber routiniert sein Programm ab und seine Poleposition geriet niemals ernstlich in Gefahr. Ich kam aber nicht an Rainer vorbei. Immer wenn ich fast dran war, konnte er wieder entkommen.
Die Physik ist eben nicht zu überlisten. 80kg mehr und dann noch 80 PS weniger … da braucht man keinen Taschenrechner.

Charly und Dietmar hatten mittlerweile nun auch ihre Betriebstemperatur erreicht und blieben schön hinter mir. Abschütteln konnte ich sie aber immer bei jedem Überholmanöver. Da fehlten den 1150ern dann doch plötzlich ein paar Reserven … die Technik schreitet eben fort.

So fuhren wir also freudig erregt den restlichen Nachmittag hinter unserem Rudi her. Die Berge rauf und wieder runter … und pumpten währenddessen zentnerweise CO2 in die klare Alpenluft.
Man darf gar nicht darüber nachdenken.



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Beitragvon GT-Biker » 17.02.2009, 10:34

Hallo Gerd,

wenn Du mir Oma´s Ohrensessel vorbeibringst, können wir direkt ein Foto schießen. :D :lol:
Gruß aus Leverkusen

Bernhard

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