Eine Woche im Bikerhotel (für Terminlose Zeiten)

Alles was nirgends reinpasst!

Beitragvon Beule » 12.05.2009, 14:23

OOOOOOO
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Beitragvon RHEINPFEIL » 15.05.2009, 07:16

Im Moment ist grad schlecht mit Fahren :D
##################

...Wir ließen Charly auf seiner Couch zurück und erkundeten die anderen Räumlichkeiten des Etablissements. Das Gebäude bot reichlich Platz.
Ein großer Bereich war als Saunalandschaft ausgebaut. Fliesen an Boden und Wänden und überall diese Kunststoffpalmen. Es gab dort eine Holzsauna und mehrere großzügige Duschplätze. Als zentraler Punkt war ein großer Whirlpool in den Boden eingelassen. Ein rundes Planschbecken, in dem es in regelmäßigen Abständen blubberte und brodelte.
Rolf und Thomas hatten es sich dort gemütlich gemacht. Mit den Armen über dem Beckenrand hingen sie in der pilzigen Brühe und betrachteten in aller Gemütsruhe das umherschleichende weibliche Inventar.
Unter fahrlässiger Missachtung sämtlicher Hygieneregeln enterten Rainer und ich ebenfalls den Sündenpool. Die Brühe war warm, fast zu warm, aber wenn man einmal darin dümpelt, dann ist es doch ziemlich entspannend.
So hingen wir dann eben alle vier in dem Ding und versuchten einen lockeren Eindruck zu erzeugen. Immer cool bleiben, auch im heißen Whirlpool.

Ohne großartig den Kopf zu bewegen, begutachteten wir das Angebot.
Bloß nicht zu früh festlegen!
„Mein lieber Scholli, habt ihr die Blonde da gesehen?“, murmelte Rolf ohne den Kopf zu bewegen.
„Mmmmhh“, antwortete Thomas bewegungslos.
„Echter Catwalk, total natürlich … gleich kommt noch ein Kopfstand“, bemerkte ich leise.
Nun, Bodenturnen wurde zwar nicht vorgeführt, aber dafür alles andere. Aber wirklich alles. Perfekt umhülltes Silikon und all die anderen Dinge, die nur Eunuchen wirklich kalt lassen.
Wie man in dem doch ziemlich klaren Wasser deutlich erkennen konnte, kamen wir für einen Job als Haremswächter nicht infrage.
„Ich darf gar nicht mehr hinsehen“, stöhnte Rolf und schloss tatsächlich die Augen. Aber nur ganz kurz.
Zwei geschäftstüchtigere Exemplare hatten sich wohl abgesprochen und schlängelten lächelnd heran. Eine deutete fragend auf das Planschbecken und entledigte sich gleichzeitig ihrer spärlichen Oberbekleidung.
Rainer starrte mit offenem Mund auf die derart präsentierten Ergebnisse des Fortschritts der modernen plastischen Chirurgie und röchelte verhalten.
Die Damen werteten dies wohl als zustimmende Aufforderung und streiften daraufhin auch noch den Rest ihrer Arbeitskleidung ab.
Nun röchelte auch Rolf leise aber deutlich vernehmbar.
Die Mädels fixierten ihre Haarpracht routiniert mit Haargummis und glitten dann ins Becken. Wer nun zuerst zuckt … der hat eine neue Freundin.
Rolf zuckte erkennbar und Thomas griff direkt zu.
Das Vorspiel lief nach dem üblichen Muster ab.
Wie heißt du? … Wo kommst du her? … DER ist aber groß!
Ich wollte das junge Glück nicht weiter stören und verließ schnell den Ort der nun in Kürze zu erwartenden unzüchtigen Handlungen.

Rainer flüchtete hinter mir her. Die Poolmädels würdigten unsere zwangsläufig präsentierte Anerkennung ihrer Persönlichkeiten keines Blickes.
Irgendwie schon schade, aber ich glaube das lag auch ein wenig an dem permanenten Überangebot. Vielleicht überschätzt man aber auch ein wenig die Wirkung dieses doch eher natürlichen Phänomens. So ganz allgemein.

Charly schien diese Erkenntnis noch nicht ereilt zu haben. Seine, aus Sao Paulo stammende Afrikanerin hatte sich eng an ihn gekuschelt, und schien aufgrund seiner persönlichen Größe völlig aus dem Häuschen.
Sie war der Sache praktisch auf den Grund gegangen und mühte sich redlich.
„Welche Sprache sprechen die denn eigentlich, in Brasilien?“, fragte er mit leicht verdrehten Augen.
„Ich glaube spanisch“, meinte Rainer und starrte auf die braunen und halbkugelförmigen Endungen der langen Beine aus Sao Paulo.
Der obere Teil der Brasilianerin verschwand kurz unter Charlys Saunatuch und machte den Deal perfekt. Völlig der exotischen Schönheit verfallen ließ sich Charly willenlos in eines der Zimmer verschleppen.
„Portugiesisch“, raunte ich Rainer zu.
„Kenn ich nich, wie geht das denn?“, fragte er überrascht.
„Egal, was hältst du denn von … thailändisch?“ Ich deutete auf eine mandeläugige Schönheit, die freundlich lächelnd an der Theke stand.
Da hatte ich wohl Rainers Geschmack getroffen. Seine schmächtige Figur straffte sich und er tappte vorsichtig auf Madame Butterfly zu.
„ Du … Massage?“, gurrte die in einen wirklich sehr kurzen Bademantel gekleidete Asiatin. Rainer nickte langsam aber vorsichtig.
„Massage ist doch o.k … oder?“ Er sah mich fragend an.
Ich hob abwehrend die Hände.
„Alles ist o.k, mach doch, was du willst!“
Das fehlte mir noch, einer Jungfrau aufs Pferd helfen. Der Typ war nun wirklich alt genug. Was machen die eigentlich an den Wochenenden … diese Pietisten diese Schwäbischen?
Was auch immer die sonst machen- Rainer wurde nun zu einer zünftigen Thaimassage gelockt. Ich winkte ihm aufmunternd hinterher und holte mir noch ein Bier an der Theke.

Entspannt wartete ich auf Charlys Sofa auf seine Rückkehr. Wie bereits vermutet, musste ich nicht lange warten. Der arme Kerl war ja schon kurz vor dem roten Bereich, als er losgezogen ist. Hoffentlich hatte er es überhaupt noch bis auf das Lotterbett geschafft.
Er ließ sich schnaufend neben mich fallen und grinste.
„Und?“
„Pfffhhh“, schnaufte er.
Na dann war ja alles klar. Hauptsache … die Hauptsache hat gestimmt. Hatte sie wohl.
„Was ’ n mit dir?“, fragte Charly fürsorglich.
„Ich muss irgendwie vorher eine Beziehung aufbauen. Wenigstens ein bisschen reden. Ohne irgendeine persönliche Sympathie … fehlt da was. Wenigstens ein kleines nettes Gespräch. Oder so in dieser Art.“
„Ja nee …is klar!“, sagte Charly und sah mich zweifelnd an.
Wir tranken noch ein Bier und warteten. Rainer kam zurück und setzte sich schweigend neben uns auf das Sofa.
Die Thailänderin sprach kurz mit der Thekenfrau.
„Ich schreib dir Nummer 9 mit auf!“, rief die dann zu Rainer rüber.
Der nickte nur und schwieg.
„Nummer 9 … ah ja. Das war doch …“. Charly beugte sich vor und grinste Rainer an.
„Na ja, ich bin irgendwie abgerutscht“, murmelte er.
„Na klar … abgerutscht … kann schon mal vorkommen.“ Charly schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder zurück.
So wie ich Thomas und Rolf kannte, würde die Sache bei denen noch ein wenig dauern. Aber wir hatten ja Zeit. Bier hatten wir auch. Also immer die Ruhe bewahren.

Ff
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Beitragvon RHEINPFEIL » 20.05.2009, 08:09

Und weiter gehts :D
#######################

… Rolf tauchte dann auch wieder auf. Thomas hingegen hatte wohl Verlängerung beantragt.
„Irgendwas stimmt mit dem Typen nicht, das ist doch nicht normal!“, teilte Rolf uns kopfschüttelnd mit.
Dass wir es bei Thomas mit einem ausgesprochenen Fan des weiblichen Geschlechts zu tun hatten, war uns inzwischen bereits klar geworden. Wer sich zwei Frauen ins Hotel kommen lässt, bei dem tickt die Uhr irgendwie anders.
„Wer’ s braucht..!“, sagte Charly und nahm einen tiefen Schluck.

In der anderen Ecke des Raumes ertönte dann Musik. Nicht mehr dieses Kaufhaus-Gedudel wie bisher, sondern eher exotische und aufpeitschende Rhythmen. Laut, hart und melodisch.
So ein wenig wie in einem türkischen Bauchtanzschuppen.
Bisher unsichtbare Lichtquellen um die Tanzstange beleuchteten nun indirekt die kleine Bühne mit dieser in der Decke verankerten Metallstange.

Das mussten wir uns nun wohl doch mal aus der Nähe ansehen. Ohne meine Brille blieb mir sowieso nichts anderes übrig. Die Show war wohl sicherlich nicht als Hörspiel konzipiert.

In der Tat, das war sie wirklich nicht. Zunächst wand sich eine ukrainisch-blond gefärbte Akrobatin an der Stange. Allem Anschein nach hatte die wohl früher ihre Brötchen mit rhythmischer Sportgymnastik verdient. Die Musik war völlig daneben. Schwanensee hätte ganz sicher besser gepasst.
Das war eindeutig … Perlen vor die Säue. Die bemühten sich dann auch, ihrem Ruf gerecht zu werden und kommentierten die Bemühungen der Künstlerin mit wirklich peinlichen Aufforderungen. Teilweise kam die Primaballerina dem auch nach, was dann jeweils für wilden Applaus sorgte.
Nachdem dann alle Gäste einen tiefen Einblick; allerdings weniger in die osteuropäische Tanzkultur als vielmehr in deren Vertreterin, bekommen hatten, raffte diese ihre spärliche Bekleidung zusammen und verschwand hinter einem Vorhang.

Nun aber plötzlich … passte die Musik.
Die nächste Interpretin erschien hüftzuckend auf der winzigen Bühne. Ganz im Stil dieser arabischen oder osmanischen Tempeltänzerinnen, oder wo auch immer diese Damen ihr hormonverseuchtes Unwesen getrieben haben mögen.
Sie drehte sich, sie zuckte mit den Hüften und sie benutzte die Stange wie einen imaginären Tanzpartner.
Etwas genauer- eigentlich weniger wie einen Tanzpartner- als vielmehr wie einen … Partner.

So völlig ohne Brille, musste ich natürlich ziemlich nah herangehen. Es geht ja manchmal wirklich um Details.
Als einziges Bekleidungsstück diente ihr ein halbdurchsichtiger Schleier. Dieses Utensil wurde äußerst geschickt eingesetzt um die letzten Geheimnisse; sofern man sie dann so bezeichnen möchte, vor den gierigen Augen des Publikums zu verbergen.
Meine weitsichtigen gierigen Augen jedenfalls ruhten gefällig auf den unablässig bewegten Hüftregionen.
Die morgenländische Schönheit warf mir einen zwar professionellen, aber trotzdem schmachtenden Blick zu.
Eine Salma Hayek war sie nicht … obwohl eine gewisse Ähnlichkeit … aber trotzdem … mit ein wenig Fantasie.
Egal … die oder keine!

Charly hatte meine Faszination bemerkt.
„Hoffentlich kannste ganz schnell eine Beziehung aufbauen. Ein paar Gespräche … und so. Nur wegen der Sympathie … meine ich!“
Wenn ich ehrlich sein soll: Daran hatte ich keinen Gedanken mehr verschwendet. Was interessierte mich mein Geschwätz von vorhin!
Theorie und Praxis … wenn der Verstand hinter das Saunatuch rutscht, dann reicht plötzlich auch nonverbale Kommunikation.
Was soll ich lange drum herum reden.
Viel gesprochen haben wir jedenfalls nicht.
Ich nicht, weil ich nicht wusste, ob sie mich versteht. Rein sprachlich natürlich.
Und sie nicht, weil …
Den Kalauer spare ich mir jetzt.

Als ich dann an die Theke zurückkehrte, war auch Thomas wieder an Bord.
Er hatte sich wohl einige Extras gegönnt. Rainer war zunächst schwer beeindruckt.
Zwei Blondinen und dann noch eine Stunde. Da braucht man nicht nur Stehvermögen, sondern auch eine gültige Kreditkarte.
„Eigentlich sind das doch arme Luder. Irgendein Zuhälter kassiert die doch ab.
Die machen das doch nicht aus Spaß an der Sache!“
Rainer bekam plötzlich moralische Bedenken. Besser spät als nie!

„Komisch!“, wunderte sich Thomas.“ Was glaubst du wohl, wer deine komische Kängurukombi zusammengenäht hat. Irgendwelche ausgebeuteten armen Luder in Pakistan oder China. Oder deine preisgünstigen Stiefel …?“

„Genau!“, ergänzte Rolf mit todernstem Gesicht. „Woher stammen die Frühstückseier im Hotel? Oder die Steaks vom Grillabend? Von ausgebeuteten und gequälten Kreaturen in der Massentierhaltung. Darüber solltest du dir auch mal Gedanken machen!“
Rainer starrte die beiden tierfreundlichen Humanisten erschrocken an und schwieg dann aber. So richtig überzeugt schien er aber nicht.
„In Brasilien haben die noch nicht einmal Strom in ihren Hütten“, ergänzte Charly die sozialkritische Diskussion.
„Genau!“, sagte ich. „Und selbst wenn, dann haben sie trotzdem keine Fernseher!“
„Eben!“ Charly hatte scheinbar auch kein schlechtes Gewissen.

Aber gut, dass wir das dann auch geklärt haben. Wer weiß, wie viele Ablasszettel der arme Rainer sonst noch gekauft hätte. Zuhause … im frommen Schwabenland.

Die Spannung war irgendwie raus. Diese berüchtigte postkoitale Depression schien nun langsam um sich zu greifen. Die Mädels hatten deutlich an Reiz eingebüßt. Schon seltsam, aber nicht ganz unbekannt, diese plötzlich veränderte Wahrnehmung.
Da trinkt man am besten schnell noch ein Bier und macht sich dann vom Hof.
Die Gesamtrechnung war nicht von schlechten Eltern, aber immer noch billiger als eine Scheidung.
Wo er recht hat, hat er recht … der Thomas. Man kann eben fast alle sinnlosen Ausgaben irgendwie relativieren und rechtfertigen.
Schlimmer geht’s immer!



Ff
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Beitragvon GT-Biker » 20.05.2009, 09:42

Beule hat geschrieben:OOOOOOO
Wann wird wieder Motorrad gefahren?


Club war aber jetzt genug zur Erholung und Morgen wird hoffentlich wieder Motorrad gefahren. :)
Gruß aus Leverkusen

Bernhard

Der, der mit einer GT durch die Gegend tourt
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Beitragvon RHEINPFEIL » 20.05.2009, 09:50

Morgen gehts nach Hause :P
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Beitragvon Presto » 20.05.2009, 14:38

Schade :cry: , hoffentlich drehen sich die Heimkehrer im Kreis! Wäre dann eine schöne. nie endende Rückreise voller spannender Geschichten!
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Beitragvon Beule » 20.05.2009, 19:28

OjOjo

Klingt erin wenig wie "Monteure beim Feierabendbier"
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Beitragvon RHEINPFEIL » 27.05.2009, 08:25

Und weiter gehts :D
#########################

…In dem Umkleidebereich herrschte zu dieser Stunde doch ein ordentlicher Andrang.
Wie beim Schichtwechsel im Bergwerk.
Eine Menge nackter und unansehnlicher Kerle mit großen Handtüchern drängelten sich an den Spinden. Einige noch voller gedämpfter Vorfreude und andere wiederum nicht gerade ernüchtert, aber doch ziemlich abgearbeitet.
Schnell und schweigend zieht man sich entweder an oder eben aus. Viel zu reden gibt es nicht. Im Grunde genommen ist es ja doch immer dasselbe. So ähnlich wie ein Besuch bei MacDonalds.
Der Hunger ist zwar weg, aber 10 Minuten später erinnert man sich noch nicht einmal mehr an den Geschmack.

Appetit kann man sich ruhig draußen holen-gegessen wird dann zu Hause.
So ein blöder Spruch! Wer den wohl in die Welt gesetzt hat?
Man hört ihn ja häufig von scheinbar glücklichen Ehefrauen. Die lächeln dann auch immer dabei. Halb verständnisvoll und halb warnend. Die anwesenden ebenfalls scheinbar glücklichen Ehemänner nicken dann auch immer dazu.
Halb verständnisvoll und halb gelangweilt.
Dieselben Typen, die sich jetzt hier an den Spinden drängeln. Vermutlich deshalb, weil Mutti nicht mehr so häufig kocht.
Vielleicht aber auch, weil sich die Essgewohnheiten der Männer in den letzten 50.000 Jahren nicht großartig verändert haben. Wer weiß das schon so genau?

Draußen auf dem Parkplatz trafen wir dann auch auf die beiden Motorradfahrer. Nur mit einem Saunatuch bekleidet, konnte man sie vorher schlecht identifizieren. Thomas fachsimpelte noch mit dem Hondafahrer herum. Wobei die Betonung mehr auf simpel, als auf Fach lag. CB-Fahrer unter sich, eben.
Wir erfuhren dann noch so ganz nebenbei, dass wohl die Motorradräuber in der Gegend unterwegs waren.
Da hatte man doch gestern erst, zwei Motorräder direkt vom Parkplatz eines anderen Bikerhotels geklaut. Eines davon war eine fast neue GS.
Vermutlich mit Alufelgen, dachte ich.
Aber davon gibt es ziemlich viele hier. Das muss noch nichts heißen.
„Die zerlegen die Dinger in ihre Einzelteile und verkaufen die dann überall hin!“, empörte sich der CB-Fahrer.
„Internet..!“, schnaufte Charly. Er kann mit dem Internet nichts anfangen, und hält das World Wide Web für die Quelle allen Übels auf dieser Welt.
„Das sind solche Balkanindianer“, behauptete der andere Motorradfahrer.
„Albaner, Rumänen, Zigeuner, oder weiß der Teufel- was für Völkerstämme“.
Wir nickten verstehend und beklagten dann gemeinsam und traurig den Untergang des Abendlandes.
„Hast du schon mal einen Zigeuner auf einem gekauften Motorrad gesehen?“, fragte Rainer empört.
Nun, eine sicherlich interessante Frage, aber mir wollte sich auf Anhieb der tiefere Sinn nicht erschließen. Rainer deutete meine nachdenkliche Miene in seinem Sinne.
„Na also, ich auch nicht!“, verkündete er triumphierend. Womit das dann auch geklärt war. Immer noch leicht unsicher stieg ich in den Passat.
„Was ist denn, wenn die Helme tragen?“, fragte ich Rainer.
„Wer trägt Helme?“
„Diese Sinti und Roma … wenn die Helme tragen kannst du sie doch überhaupt nicht erkennen?“
„Eben..!“, entgegnete der. „Die sind eben schlau, mit einem Helm auf dem Kopf kannst du sie nicht erkennen. Die ziehen sich einen Helm an … klauen dein Motorrad … und weg sind sie.“
„Verstehe …!“, sagte ich. „Ganz schön raffiniert … diese Typen.“

Rainer verkündete nur noch, dass er sich nicht verschaukeln lassen würde, und schwieg dann beleidigt. Wir würden schon sehen, wohin uns das alles bringen würde. Diese Ostblockerweiterung und so.
„Deine sah auch aus wie eine Zigeunerin“, bemerkte Charly und drehte sich zu mir hin.
„Aber ich bin sicher, dass die keine Motorräder klaut“, verteidigte ich die Ehre meiner schwarzhaarigen Kurzzeitfreundin.
„Alle klauen die auch nicht“, wusste Rolf dann auch. Damit hatten wir dann wohl auch das Maximum der Vorurteilslosigkeit an diesem Abend erreicht.

Rolf nahm dann eine Abkürzung. Auf irgendeiner Karte hatte er wohl gesehen, dass es eine direkte Verbindung zwischen dem Ort, in dem wir uns gerade befanden und der Hauptstraße die zum Hotel führt geben musste.

Wie so oft war auch diese unbekannte Abkürzung die wohl längste Verbindung zwischen zwei Punkten.
Rein geografisch betrachtet.

Aber wer nicht den Mut hat neue Wege zu gehen, der wird auch niemals unbekannte und neue Gegenden entdecken.
Rein erkenntnistheoretisch betrachtet.

Durchdrungen von diesen ewig gültigen Wahrheiten trafen wir dann noch vor dem Morgengrauen im Hotel ein.
Es war genau genommen doch noch lange hin, bis zum Morgengrauen.
Das Abendgrauen hatten wir zum Glück nicht miterleben müssen. In der Kellerdisco hatten sie noch einen Karaoke-Wettbewerb veranstaltet. Der Sieger hatte wohl durch seine profunden Kenntnisse des deutschsprachigen Stimmungsliedgutes überzeugt.
Es war nicht schwer zu erraten, wer wohl zum Helden des Abends gekürt wurde.
Dietmar war heiser und Dietmar war schwer zu verstehen. Nicht etwa nur wegen seiner zerfransten Stimmbänder, sondern auch und überwiegend wegen der Einwirkungen alkoholhaltiger Substanzen.
Ob er vor dem mentalen Knock-out noch seine selbst auferlegten Pflichten gegenüber Veronika erfüllen konnte, blieb zunächst unklar.
Die hatte wohl auch ordentlich zugelangt, schien aber auch noch Bedarf zu haben. Tonight or never … schien ihre Devise zu sein.
Hocherfreut bei unserem Anblick näherte sie sich in eindeutiger Absicht.
Das kann ich deshalb mit Gewissheit behaupten, weil sie sich eines doch wohl einengenden Kleidungsstückes entledigt hatte und dieses über dem Kopf schwenkte.
Die gewöhnlich von diesem Kleidungsstück verdeckten Körperteile drängten gewissermaßen zum Licht. Nur die unteren Knöpfe der halb geöffneten Bluse verhinderte das Schlimmste.
Veronika war völlig außer Rand und Band. Sie umklammerte mich mit erstaunlicher Kraft und stammelte mir mit einem betäubenden Atem irgendwelche unverständlichen Worte ins Ohr.
Das kommt gelegentlich vor, dass einem völlig betrunkene Frauen am Hals hängen. Nicht so wahnsinnig oft, aber gelegentlich schon.
Da tue ich mich dann immer ein wenig schwer. Es gibt natürlich Exemplare, bei denen man da weniger Probleme hat. Leider kommt das eher selten vor.
Bedauerlicherweise sind es aber meistens die weniger inspirierenden Vertreterinnen des anderen Geschlechts.
Nachts sind zwar alle Katzen grau, aber irgendwann geht auch mal wieder das Licht an. Da wird dann aus einer grauen Katze ganz schnell ein grauenhafter Katzenjammer.
Wer das schon mal hatte, der braucht das nicht mehr.
Ich hatte das schon.

Ob Thomas das auch schon mal hatte, weiß ich nicht. Vermutlich schon, aber ich hängte sie ihm trotzdem einfach um. Unsere Veronika.
Der war ja in dieser Beziehung relativ schmerzfrei. Soll er doch sehen, wie er klarkommt!

Bei Sandra wäre ich allerdings über meinen Schatten gesprungen. Das wäre auch nicht allzu schwierig gewesen. So einen großen Schatten werfe ich nun auch wieder nicht, wenn es um derartige Dinge geht.
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Beitragvon Presto » 27.05.2009, 11:09

... und dann kommt die Sandra doch noch um die Ecke....

@René, vielen Dank für deine Geschichten und die Mühe die du dir machst, allerdings wäre es mal wieder an der Zeit für ne schöne Mopedausfahrt. :wink:
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Beitragvon Beule » 27.05.2009, 11:47

Naja
Die Bürgerkäfigausfahrt hat doch auch für Entspannung gesorgt :D
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Beitragvon RHEINPFEIL » 27.05.2009, 13:11

Ja, ist echt viel Arbeit den Text hier reinzukopieren :D
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Beitragvon GT-Biker » 27.05.2009, 21:46

RHEINPFEIL hat geschrieben:Ja, ist echt viel Arbeit den Text hier reinzukopieren :D


Aber Deine Arbeit hat sich gelohnt, Du hast sicherlich uns allen eine Menge freude bereitet, jedenfalls wenn mit dem Bike gefahren wurde :roll: :)
Gruß aus Leverkusen

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Beitragvon Presto » 28.05.2009, 10:43

RHEINPFEIL hat geschrieben:Ja, ist echt viel Arbeit den Text hier reinzukopieren :D


Du hast es aber getan! Und dort wo du deine Geschichte her hast, gibt es - so glaube ich - zwei weitere :wink:
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Beitragvon Kiesi » 28.05.2009, 11:13

Kiesi hat geschrieben: !
aber mal ehrlich, was haben die beiden alt herren bis jetzt schon besonderes erlebt ??

...


nehme alles zurück, echt klasse :!: :wink:
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Beitragvon RHEINPFEIL » 07.06.2009, 19:53

Und weiter gehts :D

##########################

…Zu meinem großen Bedauern befand sich Sandra allerdings nicht mehr unter den späten Gästen. Mit ein wenig Glück kann ich dann am morgigen Abreisetag noch einmal einen Versuch starten.
Es ist selten zu früh und nie zu spät! Oder war das jetzt andersrum?
Die universelle Gültigkeit dieses Spruches wurde von Dietmar eindeutig infrage gestellt. Völlig unabsichtlich zwar, aber eindeutig. Bei dem war ganz klar –wirklich alles zu spät.
Charly nahm sich Dietmars, nur noch schwach und unregelmäßig atmenden Überreste an, und bugsierte ihn vorsichtig in Richtung der Zimmer. Veronika starrte traurig hinter ihrer letzten großen Hoffnung her, schien aber noch nicht völlig aufgegeben zu haben.
Bei der Saunagruppe kam ihr Angebot nicht an. Da hatten wir noch ganz andere Bilder im Hinterkopf.
Erst den süßen und dann den sauren Wein.
Das mag vielleicht bei der Hochzeit von Kanaan funktioniert haben, hier im Keller des Bikerhotels hatte dieses biblische Gleichnis keine Gültigkeit.
Jedenfalls nicht an diesem Abend. So richtig sauer war Veronika nun auch wieder nicht, aber ganz sicher auch nicht trocken.
Manchmal geht eben nichts … da kann man nichts machen. Wer kennt das nicht!

Walter, der Hotelboss, trieb sich auch noch im Keller herum. Am letzten Abend war das Ehrensache. Wir hatten nun leider nicht nur die sensationelle Karaokeveranstaltung verpasst, sondern auch die Wahl zum „Wahnsinnigen der Woche“.
Traditionell wird am letzten Abend immer ein Teilnehmer ausgeguckt. Die exakten Beurteilungskriterien bleiben zwar nach wie vor im Dunklen, aber bisher hatten sie fast immer den Richtigen getroffen.
Rainer hätte eigentlich ein Abonnement auf diesen Titel, aber der läuft hier außer Konkurrenz.
Dieses Mal hatte man sich für Joachim entschieden. Den etwas unglücklichen, aber dennoch eindeutig wahnsinnigen Ducatipiloten.
Ehre wem Ehre gebührt.

Im vorletzten Jahr war ich zum ’’WdW“ ernannt worden. Das war zwar bei einer normalen Biker-Week…aber trotzdem. So richtig stolz kann man auf solch eine Auszeichnung eigentlich nicht sein. Aber wer weiß … vielleicht gibt es ja mal eine ’’WdW-Woche“ hier im Hotel.
Alle anderen Teilnehmer haben die Möglichkeit ein “Survivor“ T-Shirt käuflich zu erwerben. Auch nicht schlecht, aber leider sind die Dinger in leuchtendem Orange gehalten. Passt sicher gut zu einer Harley oder zu einer KTM…aber nicht zu einer gelben GS. Da bin ich etwas pingelig.
Rolf hat direkt zwei genommen.

Weitere Highlights waren an diesem Abend nicht mehr zu erwarten und so machten wir uns dann auch zügig vom Acker.
„So schlimm finde ich die Veronika eigentlich auch wieder nicht“, offenbarte mir Rolf kurz vorher und starrte auf deren immer noch halb geöffnete Bluse.
Ich versetzte ihm einen Stoß in den Rücken und trieb ihn vor mir her in Richtung des Ausgangs.
„Mitleid ist keine Basis für eine Beziehung“, erklärte ich, während ich ihn herausbugsierte. Rolf schien kurzfristig verwirrt. Aus diesem Blickwinkel schien er die Sache noch gar nicht betrachtet zu haben.
So kann man mithilfe geflügelter Weisheiten aus dem Hartz IV Fernsehprogramm scheinbar doch gelegentlich schlimmere Dinge verhindern. Wer hätte das gedacht!

Die Nacht verlief zwar ohne Störungen aber wir waren trotzdem guter Dinge.
Beim Frühstück machte sich allerdings bereits Abschiedsstimmung breit, weil es einige der Teilnehmer scheinbar gar nicht erwarten konnten, endlich wieder in die gewohnte häusliche Umgebung zu gelangen.
Ein Riesentheater und die üblichen Verabschiedungsrituale.

„Was machen wir denn heute noch so?“, wollte Rolf wissen und gähnte herzhaft. So richtig dynamisch kam das aber nicht rüber.
Charly kaute müde und in aller Gemütsruhe auf einer Semmel herum und schwieg. Der alte Morgenmuffel.
Dietmar hatte sichtlich Probleme mit der Orientierung und irrte ziellos um das Büfett. Der arme Kerl lief sicherlich immer noch auf Notstrom.
„’ nen Krieg kann man mit euch nicht mehr gewinnen!“, beurteilte ich den Zustand der Truppe kritisch, wenn auch sicherlich realistisch.
In Topform war ich allerdings auch nicht mehr, nach dieser Woche. Aber wieder zurück ans Band … also in die Tretmühle … das sollte man auch nicht überstürzen.

„Bloß keine Hektik … in der Ruhe liegt die Kraft!“
Thomas schien es auch nicht eilig zu haben, mit der Heimreise. Im krassen Gegensatz zu den Kollegen quoll ihm die Spannkraft aus allen Knopflöchern.
„ Wie spät is’ n das eigentlich?“, gähnte Dietmar.
„Nicht spät … mehr früh … wir sind hier beim Frühstück“, erklärte ich ihm.
„Ach so … na klar … irgendwie bin ich noch nicht ganz dabei“, murmelte er schläfrig. Dann starrte er wieder mit verquollenen und geröteten Augen auf seinen etwas eigentümlich sortierten Teller.
Da hockten wir also nun und hatten erkennbar ein wenig von unserem Drive verloren. Ein paar Tage Urlaub wären jetzt wohl nicht schlecht.
Veronika tauchte dann auch auf. Strahlend eilte sie an unseren Tisch. Thomas erhob sich zuvorkommend und rückte ihr einen Stuhl zurecht. Ungewohnt damenhaft nahm sie Platz und strahlte uns an. Thomas erntete einen langen und dankbaren Blick.
Rolf sah mich kurz an und grinste. Schon klar … da hat sich wohl in der vergangenen Nacht doch noch jemand geopfert. Ich schaute unmerklich zu unserem Ruhrgebietsfreund hinüber. Der musste eine ganze Klinikpackung Viagra dabeigehabt haben. Wirklich unglaublich dieser Typ!
Rolf war wohl auch voller Tatendrang und wartete immer noch auf die Beantwortung seiner Frage.
„Was ist denn jetzt, wie ist denn nun der Plan?“, bohrte er weiter.
„Nachher eine kleine gemütliche Abschiedsrunde wäre doch nicht schlecht“, versuchte ich die Truppe zu motivieren.
„Danach ein kleines Glas Bier, schön ausschlafen und dann in aller Ruhe in Richtung Heimat“, ergänzte Rolf meinen ausgefuchsten Plan.
Charly grummelte vor sich hin, schien aber einverstanden zu sein. Dietmar starrte immer noch auf seinen Teller und hatte offenbar keine Meinung.
Thomas war wie immer zu allem bereit und nickte zustimmend.
Na also, dann hatten wir jetzt wenigstens einen Plan.
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