Dienstag
5:45 Uhr, Büchlberg. Raus aus den Federn. Die Wetterprognose gestern war ja nicht so dolle, aber…Vorhang auf…..äh, ….gut, es hat nicht geschneit, aber was ist denn das? Nö, heut kein Joggen. Badhose hätt ich zwar dabei, aber zum Schwimmen ist mir die Ecke zu hügelig. Vielleicht hat ja die Sintflut bis 6:15 Uhr aufgehört.
Hat sie aber nicht.
Das Frühstück findet missmutig statt. Es schüttet wie Sau. Wir beraten.
Wir fahren nach Passau. Nein, nicht mit den Motorrädern. Auch nicht mit Autos. Nein, mit nem Bus. So einem Öffentlichen. Ist mir ja nicht so ganz geheuer. Erscheint mir schon ziemlich gefährlich. Aber ich hab keine Wahl, kann mich ja so vor allen nicht als Feigling outen. Scheint aber mehreren so zu gehen. Sind einige ganz blass um die Nase. Oliver springt in der letzten Minute ab. Ihm sei zu kalt….
Um 10Uhr 6 Minuten steigen 17 ziemlich mutige Menschen in den Überlandbus von Hauzenberg kommend nach Passau fahrend ein. Die Busfahrmenschen schauen. Der Bus ist voll. Er beschlägt, ob der Feuchtigkeit, die wir von draußen mitbringen. Sitzplätze gibt es nicht mehr. Ich finde einen Stehplatz unten am Ausstieg. Es regnet in den Bus rein. Der Bus fährt los. Das Tempo ist atemberaubend. Ich habe Angst. Ich möchte schreien. Resi steht neben mir. Ich muss jetzt stark sein. Paolo lacht. Scheint eine Übersprungshandlung zu sein. Es gibt keinen Grund zu lachen. Wer lacht schon, angesichts des nahen Endes. Der Bus rast trotz des Regens. Er legt sich in die Kurve und ich werde an die Außentür gepresst. Außerdem regnet in den Bus rein.
Er hält, wir haben die ersten 500 Meter geschafft. Noch 32 Kilometer….
10:44 Uhr kommen wir in Passau an.
Mit Helene und Paolo, Resi und Raifi und Franz gehen wir im strömenden Regen auf Sightseeing. Dauert ein wenig, bis wir ein Kaffee finden. Die Bedienung ist keine Einheimische, sie ist freundlich, aber keiner versteht sie wirklich. Wir sind einfach nicht mental eingestellt auf Sachsen. Franz bekommt wieder keinen gescheiten Kaffee und die Butterbrezn wird in einer für bayrische Verhältnisse unkonventionellen Art serviert.
Um 12Uhr treffen wir uns im Dom……ja, ehrlich….nee, ich mach kein Scheiss. Die Motorradfahrer von heute sind so flexibel. Wenns genügend regnet, gehen wir auch zur weltgrößten Kirchenorgel und hören uns ein Konzert an. Wir sind nicht die einzigen….Aber im Ernst, wer mal in Passau weilt, sollte sind die halbe Stunde gönnen. Wenn alle Register gezogen werden, dann kann man sich das Jüngste Gericht schon leibhaftig vorstellen.
Jetzt aber weiter, noch mal eine Runde zu Fuß bis zum Dreiflüsseeck, wo wir feststellen, dass die Hochwasserschilder zu Recht aufgestellt sind. Georg hat uns für 12:45 zum Kai 11a bestellt. Dort wartet die MS Deggendorf auf uns. Ist aber falsch, wir fahren von A11 los. Egal.
Wir fahren Schiffchen und erfahren ein paar relevante Fakten. Dass es noch 2220 km bis zum Schwarzen Meer sind – ob man wenigstens da Motoradfahren kann? Dass Sissi bei ihrer Fahrt zu ihrer Hochzeit wo auch immer vorbei kam. Um wieviel Uhr sie dabei zu Mittag aß. Was es gab, hab ich nicht erfahren. Wo sie sonst noch war. Wo sie sonst nicht war. ….Ich kann Sissi übrigens nicht ab.
Ich bin aufs Aussendeck. Da regnet es zwar und ist schweinekalt, aber ich muß mir diesen Sissischmarrn nicht anhören. Wir fahren irgendwo in Österreich auf der Donau rum, immer mehr Raucher gesellen sich zu mir. Oliver und Detlef fachsimpeln über MAN Motoren. Interessanter als Sissi ist das schon…
Zwei Stunden später haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Die Hochwassermarke steht bei 7,04. Kritisch wird es erst ab 8 Metern. Haben wir ja ein wenig.
Wir fahren wieder Bus.
In Büchlberg zurück wartet nach dem Essen ein weiteres Tageshighlight auf uns.
Herr Ebenhöch ist Einheimischer, war 22 Jahre Rettungssanitäter und seit 10 Jahren pensioniert – das Herz! Herr Ebenhöch wird aber immer gerufen, wenn Not am Mann ist, zumindest ausbildungstechnisch. Er mag keine Laptops und so neumodische Sachen. Er schult uns, bzw frischt uns, in Erste Hilfe.
Herr Ebenhöch hat viel erlebt. Viel mit Blut und Gliedern, die ganz woanders liegen. Die ersten müssen gehen. Sie sind ganz blass. Ein paar sind gleich weggeblieben, weil sie eh schon wussten, dass das alles nicht für sie ist. Der Rest versucht 29 Jahre alte Folien zu erkennen. Zumindest in der Mitte der Folien ist noch ein Rest Farbe zu erkennen. Geht doch. Georg hat einen neumodischen Helm, der einen Verschluss hat, der auch ganz neu sein muss. Es ist wichtig, sic immer auf dem Laufenden zu halten. Der Verschluss heißt O-Ring Verschluss oder so. Was es alles gibt!
Ich darf Georg in die stabile Seitenlage bringen. Beatmung und Massage dürfen wir nur an einem Torso üben. Die Mädels wollen nicht. Aber geschadet hat es nicht. Sollte man eigentlich regelmäßig auffrischen.
Vielleicht auch mal bei jemand anderem als bei Herrn Ebenhöch. Vielleicht bei der jungen Ersthelferin aus dem Westerwald, die mich bös getäuscht hat, aber das gehört hier nicht hin.
Abends haben wir diesen aufregenden Tag bei Bier, Wein, und Blutwurz ausklingen lassen.
Kein Kilometer gefahren, aber mal geht so etwas auch. Hat sogar Spaß gemacht, aber ein Tag auf meiner Duc mit den Heizern vor und hinter mir, hätte mir doch noch mehr gefallen.