Nachdem ich letztes Jahr mein erstes Renntraining hatte, hab ich's dieses Jahr wieder getan: Sachsenring!
Dieser Kurs begeistert mich!
Er ist anspruchsvoll und wird nicht langweilig. Fast jeden Turn lernt man wieder was dazu.
Ich war dort mit meinem K1300S-SBL-Tourendampfer.
Na ja, jedenfalls kommt man sich so vor, wenn man die ganzen Spielzeugkrads da sieht.
Und man wird auch so angekuckt...
Immerhin, seit der RR kam dieses Jahr kein Spruch wie "BMW's kommen eigentlich nicht in unsere Box..."
Dieses Jahr habe ich, den meisten anderen folgend, die nicht ohnehin ein reines Rennstreckenmoped hatten, das Kennzeichen abgeschraubt.
Damits nicht ganz so peinlich ist, hab ich auch die Soziafussrasten inkl. MV-Rastentieferlegung abmontiert.
Die Gepäckbrücke blieb aber dran.
Ungern habe ich auch die Koffer abgenommen...

Reifen: Dunlop Sportmax Sportsmart, Luftdruck 2,3/2,7
Keine Reifenwärmer.
Nachdem ich letztes Jahr bei Hafenegger die Kurvenlinie gelernt habe, habe ich mich dieses Jahr bei KM-Training in die zweite Freifahr-Sportfahrer-Gruppe (B) einsortiert.
Als Vorteil habe ich bei diesem Veranstalter empfunden, dass es nur 3 anstatt 4 Gruppen gab. Die Stunde wurde also in 3x 20 Minuten eingeteilt, so dass die effektive Fahrzeit pro Turn ca. 18 Minuten war.
7 Turns pro Tag.
Die erste Runde hab ich es jeweils ruhig angehen lassen, um die Reifen auf Temperatur zu bringen.
Da kam es schonmal vor, dass die Jungs mit Rennslicks und Reifenwärmern nur so an mir vorbeiflogen...
In der 2. Runde dann schrittweise Temposteigerung. Ab Runde 3 dann keine Reifengnade mehr.
Hier ein K1300S Rundenbericht, in den ich alle erlebten Besonderheiten reinnehme.
Ich zappe per Schaltassi jeweils bei ca. 11000 U/Min die Zielgerade entlang vom 2. bis zum 5. Gang.
Nach der winzigen Kuppe hinter der Start-/Zielbrücke spiele ich aus, das am besten bremsende Motorrad zu fahren.
(dass ich Hasen-Lucas drin habe, spielt dabei glaub ich eine untergeordnete Rolle)
Die Reifen wimmern und pfeifen etwas, aber egal.
An dieser Stelle nehme ich fast allen anderen Fahrern ca. 100m-200m ab.
Die meisten nach der Ideallinie Suchenden bremsen am linken Fahrbahnrand.
Ich lasse das Gas etwas länger in Maxposition, hau dann den Anker rein, fahre in Fahrbahnmitte vorbei und schalte dabei zweimal runter.
Die Rechts nach Start/Ziel wird für mich etwas enger, aber was solls.
Jetzt folgt eine ewig lange 3.Gang-Phase, die erst auf der Gegengerade endet.
Schalten brauch ich also kaum, auf dem Sachsenring kommt mit der K13S kein einziges Mal der Wunsch nach einem invertierten Schaltschema auf.
Nach der Rechts nach Start/Ziel einmal kurz das Gas auf Anschlag (Kurzhubgasgriff sei Dank), dann mit mehr oder weniger konstantem Gas ins Omega.
Die spitze Ecke am Ende Omega möglichst steil erwischen, also vorher bis zur Fahrbahnmitte ausholen.
Das gibt die Möglichkeit fast gerade, das Gas etwas länger auf Anschlag, zum linken Fahrbahnrand zu peilen.
Kurz nach dem Passieren des linken Rands das Gas wieder etwas raus und jetzt heisst es die Linie so gut zu beherrschen, dass man in gleichbleibender Schräglage die Doppel-Links über die Kuppe fahren kann.
Nach der Doppellinks raustragen lassen bis an den Kerb und das Gas in leichterer Schräglage kurz auf Anschlag.
Und jetzt kommts: Eine elend lange, sehr schnelle Linkskurve. Hier spürt man, wie die Masse der K13S (und meine

Für mich eine echte Mutkurve.
Zuletzt habe ich sie weiter angefahren (am Anfang lange mittig bleiben), dann reinziehen, früher ans Gas und weniger Raus-Schieb-Angst...
Bei der Karthalle dann nochmal Vollgas. Hier nach der Start/Ziel die erste Möglichkeit, Fahrer die nur wenig langsamer sind, zu überholen.
Vor der Karthallenbrücke dann kurz und heftig in die Eisen und die folgende Links unter Zug durchfahren.
Immer noch 3. Gang.....
Jetzt geht es mit leichter Linksschräglage Vollgas den Berg rauf.
Dann vor der Doppel-Links das Gas etwas raus.
Gut dass hier vor der nicht einsehbaren Doppel-Links am linken Rand eine weisse Markierung ist. Die überfahre ich mit dem Reifen.
Jetzt heisst es wieder: Linienwahlspezialisten nach vorne.
Nach aussen tragen lassen und die Linie so perfektionieren, dass die Doppel-Links mit gleichbleibender Schräglage durchfahren werden kann.
An dieser Stelle hat den vor mir fahrenden R1-Boxenkollegen einmal der Mut verlassen und er ist, ohne zu stürzen, ins Kiesbett...
Nach der Doppel-Links ist es wichtig, nicht zu weit nach aussen zu kommen.
Möglichst in Fahrbahnmitte rauskommen, kurz in weniger werdender Linksschräglage Vollgas (hier zuckte manchmal leicht die Traktionskontrolle) und sofort in die schnelle Rechts vor der Gegengerade umlegen.
An dieser Stelle trennt sich besonders die Spreu vom Weizen.
Weil man nicht sehen kann, wie die Strecke nach der Rechts bergab weiter geht, fahren viele diese Rechts viel zu weit an und viel zu langsam.
Ich hab an dieser Stelle schon dazugelernt, fahre die Kurve spitzer und schneller an und gehe kurz nach der Kurve schon voll ans Gas (immer noch 3. Gang). Eine von mir oft genutzte Überholstelle.
Natürlich gibt es die erfahrenen Rennslicks-Sportfahrer, die dann trotzdem noch an mir vorbeifliegen.
Die MotoGP-Cracks erzielen auf der Gegengerade höhere Geschwindigkeiten als auf Start/Ziel!!
Offenbar nehmen sie die Rechts mit Vollgas ..... voll krass, aber ich arbeite dran ...

Ich schalte kurz nach der Rechts bei ca. 11000 U/min in den 4. Gang und bringe den 4. in der Senke bis zum Bremspunkt nicht an den roten Bereich.
Auf Start/Ziel schalte ich noch in den 5. hoch, erreiche also dort meinen Topspeed-Wert.
In der Bremszone vor der Sachsenkurve wieder runter in den 3. Gang.
Nach der Sachsenkurve nochmal voll beschleunigen und vor der Queckenbergkurve in der Bremszone runter in den 2. Gang.
Die Queckenbergkurve, die den Eingang in die Start/Zielgerade darstellt, geht 90 Grad links rum, steil bergauf.
Ausserdem hängt sie leicht nach aussen.
Hier ist bekanntermassen die grösste Highsidergefahr.
Und tatsächlich: Eine supersportliche Gruppe C Fahrerin hat es hier ausgehebelt. Die arme knallrote 1198er Duc.....
Natürlich tut mir die Frau noch mehr leid, sie wurde im Krankenwagen weggebracht. Ich drücke ihr alle Daumen.
Aber insgesamt musste der Abschlepper nur 4 Mal ausrücken.
Ich selbst war an dieser Stelle (Queckenbergkurve) froh, das ASC mitbestellt zu haben.
Mehrere Male war ich hier, wo der 2. Gang einen Drehzahlbereich hat, in dem er richtig Dampf hat, zu früh, bei zu viel Schräglage zu viel am Gas.
Dann hat mich die Schlupfkontrolle eingebremst und Leistung rausgenommen.
Das hört sich zwar soundtechnisch mördermässig gut an (ähnlich einem sehr wütenden Wachhund), macht aber nicht sonderlich schnell, weil man spürbar abgebremst wird.
Hier muss man also den perfekten Mix aus Linienwahl, Schräglage und Gasgriffstellung finden.
Dass ich das verhagelt habe, merke ich spätestens, wenn es sich auf Start/Ziel nicht mehr lohnt in den 5. Gang zu schalten ...
Falls ich vor der Queckenbergkurve auf einen 600er oder 750er Mitstreiter aufgelaufen bin, dann schiebt mich
der 2. Gang aus der Queckenbergkurve dermassen den Berg hoch, dass ich an der Kuppe schon am Mitstreiter vorbei bin.
Da geht den Untermotorisierten einfach die Luft aus.

Das gleiche gilt, wenn ein 1000er-Fahrer einen Gang zu hoch fährt.
Zu einem ambitionierten 1000er-Piloten habe ich auf der Geraden ca. Gleichstand festgestellt.
Da kann ich mich erst in der Bremszone vorbeischieben.
Eine Ausnahme bilden natürlich die Rennslicks/Reifenwärmer-Spezialisten (wie ein GSX-R Boxenkollege), die ihre Kiste kürzer übersetzen und mit einem Schaltautomaten ausstatten.
Da geht dann richtig was auf der Geraden. Und diese Typen sind dann auch manuell auf der Bremse gut genug, um mich nicht in der Bremszone genug aufholen zu lassen.
Nach der Queckenbergkurve gehts kurz vor der Kuppe dann schon in den 3., kurz danach in den 4. Gang.
Kurz vor der Start/Ziel-Brücke noch in den 5., noch kurz voll am Gas bleiben, dann aufrichten, voll in die Eisen und 2 Gänge runter.
Das kurze Schwänzeln beim Einkuppeln hat mich nicht weiter gestört, eine Antihoppingkupplung hab ich nicht vermisst.
Dieses Jahr hab ich mich um 5 Sekunden verbessert, es hat für ne 1:47er Zeit gereicht.
Bis bald lieber Sachsenring, bis zum nächsten Mal!
Dann will ich die 1:45 knacken.
Oder nochmal 5 Sek. rausholen???
