Ein BMW Fahrer in Australien, die etwas andere Reise....

Alles was nirgends reinpasst!

Beitragvon RHEINPFEIL » 17.11.2008, 12:52

Zum Trost gehts gleich weiter :D
++++++++++++++++++

...Wir waren alle ziemlich angespannt und versuchten Augenkontakt mit unserer Führung aufzunehmen. Die hatten uns schließlich in diese missliche Situation gebracht. Martin und sein neuer Freund schubsten sich inzwischen gegenseitig hin und her. Beruflich bedingt, versuchte ich automatisch die Lage zu analysieren. So wie es aussah, waren wir hier zwischen die Fronten geraten. Es gab scheinbar zwei konkurrierende Gruppierungen in diesem Schuppen. Wir hatten wohl ungewollt den Eindruck erweckt zu einer dieser Gruppierungen zu gehören. Offensichtlich zu der zahlenmäßig Schwächeren, die sich zu allem Übel im hinteren Teil der Wellblechbude scheinbar gefechtsbereit versammelt hatte.
Dort wurde es auch plötzlich ziemlich hektisch und die ersten Möbelstücke flogen durch die Gegend. Einige der Anwesenden hatten begonnen aufeinander einzuprügeln. Martins Kontrahent eilte sofort zum Ort des Geschehens und stürzte sich in das Getümmel.
Knut wurde ungewohnt hektisch und trieb uns wild gestikulierend in Richtung des Ausgangs.
Olli und Martin bildeten die Nachhut und sicherten mit grimmigen Gesichtern unseren schnellen aber organisierten Rückzug. Von Flucht würde ich nicht sprechen aber ein unbeteiligter Beobachter hätte durchaus diesen Eindruck gewinnen können.

Auf der Straße angekommen bildeten wir einen Kreis und waren uns sofort einig den restlichen Abend in unserem Höhlenhotel ausklingen zu lassen. So eine in den Fels gesprengte Festung war deutlich einfacher zu verteidigen.

Das Felsenhotel hatte auch einen Frühstücksraum. Der war tatsächlich auch am Abend nutzbar und bot ausreichend Platz für alle. Wir schienen derzeit die einzigen Gäste zu sein und konnten uns so ungestört über unsere Erlebnisse austauschen.
Knut hatte reichlich Geschichten über diesen ungewöhnlichen Ort auf Lager. Sehr interessant war beispielsweise die Tatsache, dass hier in der Umgebung der größte Teil des auch bei uns ziemlich bekannten Films, - … ’’Mad Max-Jenseits der Donnerkuppel“ … -mit Tina Turner und Mel Gibbson gedreht worden war.
(Anm.des Autors: Dieser Film wird am Samstag den 15.11.08 bei Kabel oder Sat1 wiederholt)

Dieser Film war allen mehr oder weniger bekannt. Irgend so ein Endzeit-Spektakel. Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dieses cineastische Kunstwerk bis zum heutigen Tage noch nicht in voller Länge gesehen zu haben. Das ist sicherlich keine echte Bildungslücke, aber man kann auf diesem Weg zumindest einen halbwegs realistischen Eindruck von Coober Pedy und seinen Bewohnern gewinnen. Unser erster Eindruck war jedenfalls ziemlich eindeutig.

Die angeblich schillerndste Gestalt im Ort wurde’’Crocodile-Harry“ genannt. Den würden wir am nächsten Tag noch persönlich kennenlernen, verkündete Knut. Ihn und sein bizarres Anwesen.
Der gute Harry und seine Behausung waren von der besagten Filmcrew irgendwie in die Dreharbeiten integriert worden. Das klang alles ziemlich spannend und ich freute mich schon auf die Bekanntschaft eines derart berühmten Komparsen. Die Begeisterung unserer Frauen war diesbezüglich deutlich gedämpfter, nachdem sie einiges über die bewegte Vergangenheit dieser fragwürdigen Berühmtheit erfahren hatten.
Ein fragwürdiger, aber gerade deshalb interessanter Typ … fand ich wenigstens.

Weiterhin erfuhren wir einiges über die Geschichte und die Methoden der Opalsucher. Dynamit war frei verkäuflich. Wenn man eine dementsprechende Erlaubnis vorlegen konnte. Diese war sehr einfach zu bekommen. Allerdings war Dynamit auch ziemlich teuer. Deshalb produzierten die meisten der Opalsucher ihren Sprengstoff selbst.
Man braucht dazu lediglich Kunstdünger und Dieselöl. Kunstdünger oder Ammonium-Nitrat und Diesel werden in einem bestimmten Verhältnis gemischt und dann in Zeitungspapier gewickelt und getrocknet.
Billig und einfach aber scheinbar auch sehr effektiv.
Zum Mischen werden handelsübliche Betonmischer verwendet. Diese kleinen Drehtrommeln auf Rädern. Man muss allerdings gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachten weil einem sonst die ganze Kiste um die Ohren fliegt. Die Verluste unter den Opalsuchern sind angeblich nicht unerheblich. Aber ein gewisser Schwund ist wohl einkalkuliert.
Jeder kann sich hier einen Claim sichern, indem er eine Eintragung in ein Register vornehmen lässt. Die Gebühren dafür sind gering.
Dann kann nach Herzenslust in der Einöde gesprengt und gebuddelt werden.
Man gräbt einfach ein tiefes Loch und arbeitet sich dann parallel zur Erdoberfläche in einigen Metern Tiefe in alle beliebigen Richtungen vor. Jeder, wie er meint.
Wer dann tatsächlich auf eine Opalader stößt, tut gut daran diese Tatsache für sich zu behalten. Die Konkurrenz fackelt hier nicht lange. Hier werden keine Gefangenen gemacht.
Man klaut dem glücklichen Finder seine Beute und sprengt den armen Kerl dann unter der Erde einfach weg. Unzählige herrenlose Löcher zeugen von möglichen abgelaufenen Tragödien. Niemand weiß wie viele Verschüttete in den zahllosen unterirdischen Gängen und Höhlen rund um Coober Pedy ihre letzte Ruhe gefunden haben. Entweder selbst verschuldet oder als Opfer der Kollegen. Aber so genau will das hier auch niemand wissen.
Einige sollen bereits ziemlich reich geworden sein. Viele Andere wollen es noch werden.
Ob nun übertrieben oder nicht, irgendetwas wird schon dran sein, an diesen Storys.
Wenn man sich die Typen hier ansieht, zweifelt man nicht im geringsten an Knuts Berichten.
So ähnlich muss es damals im Wilden Westen oder bei den Goldsuchern in Alaska zugegangen sein. Gesetzlose Glücksritter auf der Suche nach dem großen Reichtum. Vieles wurde sicherlich übertrieben dargestellt, aber trotzdem war sicherlich auch Vieles wahr. Wie auch immer, hier waren wir nun in einer anderen Welt, die nach ihren eigenen Regeln funktionierte.
Mithilfe des australischen Bieres gelang es uns dann doch noch, die nötige Bettschwere zu erzeugen.
Morgen ist auch noch ein Tag.

Fortsetzung folgt
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Beitragvon BMW Michel » 17.11.2008, 17:07

Na endlich mal wieder ein vernünftiger Montag :wink:
Merci ach :!:
Gruß Michel aus der Vorderpfalz

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Beitragvon RHEINPFEIL » 20.11.2008, 16:27

Der Donnerstag ist auch gut, wenn man mal vom Wetter absieht :D
+++++++++++++++++++

...Die Betten erwiesen sich als völlig ungeeignet für zwei Personen. Zum Glück hatten wir genügend Fantasie, um trotzdem den späten Abend zum Höhepunkt des Tages werden zu lassen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass die unverhohlene Gier der hiesigen Outlaws, die gute Anke ein wenig inspiriert hatte. Jedenfalls musste ich an diesem Abend den Hengst geben.
Nicht etwa, dass ich grundsätzlich etwas dagegen gehabt hätte. Obwohl, ein bisschen ruhiger hätte ich es schon gerne angehen lassen ... aber wenn es denn ausdrücklich verlangt wird. Der Appetit kommt manchmal erst beim Essen. Das volle Programm eben … da muss man manchmal eben durch. Es gibt wahrhaftig Schlimmeres!
Am nächsten Morgen fielen die glänzenden Augen von Anke eher positiv, und meine augenscheinliche Erschöpfung dagegen eher negativ auf.
Meine Erklärungsversuche, den ausgeleierten Betten die Schuld zu geben, wurden nicht wirklich ernsthaft akzeptiert.
Eine ganz ähnliche Konstellation fand sich auch bei Eva und Jürgen. Wobei ich ganz eindeutig feststellen durfte, dass der gute Jürgen völlig fertig aussah. Der musste wohl ziemlich an sein Limit gehen, in der letzten Nacht.
Nach dem Frühstück lernten wir dann einen der Stadtbewohner näher kennen.
Den ’’Camel-Claus“. Ein deutscher Immigrant, der schon länger als 15 Jahre hier in Coober Pedy lebte. Seinen Namen hatte nicht etwa wegen der von ihm bevorzugten Zigarettenmarke, sondern wegen seiner Leidenschaft für Höckertiere.
Der Claus erzählte uns in nahezu fehler-und akzentfreiem Deutsch seine Geschichte. Als junger und abenteuerlustiger Mann hatte er sich damals auf den Weg nach Tasmanien gemacht. Einmal quer durch den Kontinent.
Hier in Coober Pedy, ist er damals hängen geblieben. Genau wie viele der anderen Bewohner hier. Mal eben schnell ein paar Opale finden und sich dann mit den Millionen ein schönes Leben machen. Klappt allerdings eher selten, dieser Plan. Scheint aber trotzdem so etwas wie der Standard-Plan der Bewohner hier zu sein.
Der ’’Camel-Claus’’ hat dann auch nur einige wenige und dazu noch ziemlich wertlose Opale gefunden. Als alternative Geschäftsidee ist er dann auf den Verleih und Verkauf von Kamelen gekommen. Diese Viecher kann man überall einfangen und sie dann als Last-und Arbeitstiere einsetzen. Hatte sich der Claus jedenfalls gedacht, damals in seiner Not. Gedacht-getan … und irgendwann hatte er dann eine stattliche Herde dieser genügsamen und übel riechenden Höckertiere zusammen. Nur … leihen oder kaufen wollte die hässlichen Viecher niemand.
Nachdem nun auch dieser Zweitplan gescheitert war, machte sich der Claus davon.

Aber auch seine folgenden Pläne schienen ihm keinen rechten Erfolg gebracht zu haben, sodass er irgendwann wieder hier landete und die Abraumhalden der ’’echten“ Opalsucher nach übersehenen Reichtümern durchsiebte. Diese auf den ersten Blick etwas befremdliche Tätigkeit wird hier in Coober Pedy aber durchaus akzeptiert. Es scheint immer noch eine Menge dieser Typen hier zu geben. Die haben auch ihre spezifische Berufsehre und bilden eine eigene Gruppierung.
Der ’’Camel-Claus“ hatte jedenfalls seinen Namen weg und machte dann irgendwann auf Touristenführer. Er besorgte sich einen alten Bus-so ein Ding wie man sie in der Türkei als Sammeltaxi verwendet, und kutschierte seitdem Touristen durch Coober Pedy. Mehr oder weniger nach Bedarf.
Was er sonst noch so machte, blieb unklar. Sicherlich keine Dinge, die man so einfach irgendwelchen Fremden erzählt.
Der Claus packte uns also in seinen ollen Bus und zeigte uns die örtlichen Sehenswürdigkeiten. Natürlich gehörten ausgesuchte Opalshops und Lokalitäten mit überteuerten Getränken dazu.
Aber derartige Bustouren kennt man ja aus diversen Mittelmeerländern.

Der Höhepunkt der Tour war das Anwesen von’’Crocodile-Harry“. Eine ordentliche Höhle am Rande der Stadt. Außerhalb seiner prächtigen Höhle hatte der künstlerisch begabte Harry einige Plastiken aufgestellt. Aus allerlei Schrott zusammengeschweißte und geschraubte Kunstwerke.
Aber Harry war nicht nur Künstler, sondern auch und überwiegend Alkoholiker. Dementsprechend hatten die Kunstwerke ihren eigenen Reiz.
Wenn man aus dem Aussehen der Objekte nun direkt Rückschlüsse auf sein Lieblingsgetränk ziehen darf, dann tippe ich auf … Absinth gemischt mit Universalverdünner. Aber ich habe ja auch keine wirkliche Ahnung von darstellender Kunst.

Innerhalb der Höhle wurde dann auch deutlich, woher ’’Crocodile-Harry“ seinen Namen hatte. Auf einigen ausgebleichten und uralten Fotos konnte man noch einen echten Kerl erkennen. Das musste so in den 50er oder 60er Jahren gewesen sein. So etwa- Tarzan mit Vollbart.
Tarzan stehend in einem Kanu, mit Lendenschurz und Gewehr. Oder Tarzan mit einem Messer zwischen den Zähnen auf einem toten Krokodil. So ein Zeug eben.

In den vergangenen Jahrzehnten war Tarzan allerdings stark gealtert. In seiner aktuellen Erscheinungsform erinnerte er mehr an einen Obdachlosen, der auf der Sonnenbank eingeschlafen war. Wenig Haare und Zähne und mit einer Hauttextur, die einer alten Aktentasche ähnelte. Der braune Baron. Harry entstammte angeblich einem alten deutschen Adelsgeschlecht. ’’Baron von Irgendwas“ aus dem Baltikum, sagt die Legende. Die Legende sagt allerdings auch etwas über die nicht ganz so rühmliche Vorgeschichte des berühmten Amphibienkillers.

Während des großen vaterländischen Weltkriegs soll er mit Hingabe in einer berüchtigten Sondereinheit seine später so bewunderte Treffsicherheit erprobt haben. Nach dem überraschenden Ende dieses Karriereabschnittes soll er dann in der Fremdenlegion seinen Neigungen weiter nachgegangen sein.
Auf der Flucht vor revanchistischen Verfolgern hatte es ihn dann in die Sümpfe Nordaustraliens verschlagen. Getreu seiner Maxime hat er dann unter der dortigen Krokodilpopulation ein echtes Massaker angerichtet.
Hier im grünen, genau wie früher im braunen Sumpf, passte sein Talent wohl gut in die Zeit. Baron Harry durfte nach Herzenslust meucheln.
Orden bekam er hier in Australien zwar keine dafür, aber für jedes Krokodil eine Prämie. Kein Wunder, dass der gute Harry immer noch stolz auf alle seine vergangenen Heldentaten war. Aufgrund toxischen alkoholbedingten Hirnmangels wird er sicher auch in Zukunft wenig Einsicht in sein früheres verderbliches Tun entwickeln.
Kurz und gut-der Typ hatte gewaltig einen an der Waffel.

Zu unser aller Glück gab es keine Schusswaffen mehr, in der Höhle. Die hatte man dem guten Harry, sicherheitshalber von Amts wegen, schon vor längerer Zeit entrissen.
Seine traurige Berühmtheit verschaffte ihm aber trotzdem eine treue Schar von Anhängern. Auch wenn es absolut nicht nachvollziehbar erschien, auch einige weibliche Fans waren darunter. Es gab Beweisfotos.
Hippieähnliche langhaarige und halb nackte Exemplare. Mehrere sogar.
Ein ziemlich besoffen dreinblickender Harry begrapschte diese anscheinend schmerzfreien Geschöpfe und grinste dabei zufrieden in die Kamera. Echte Höhlenluder … Harry konnte es egal sein.
Die sollen sogar in Einzelfällen mehrere Tage lang dem alten Harry Gesellschaft- und sonst was- geleistet haben.

Harry war wach und hatte bereits realisiert, dass wohl mal wieder Weibsvolk anwesend war.
Seine Annäherungsversuche hatten durchaus Stil. Er schwafelte unverständliches Zeug und machte sich handgreiflich auf die Suche nach den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen der weiblichen Mitglieder seiner neuen Besuchergruppe.
Die sahen die Angelegenheit mehr von der lustigen Seite und flüchteten kichernd vor dem leicht torkelnden Höhlenbewohner. Martina war einmal mehr das unfreiwillige Objekt der Begierde. Mit ausgestreckten Armen und lockende Laute ausstoßend, taperte der schießwütige Baron eifrig hinter seinem Opfer her.
’’Camel-Claus“ beendete das Trauerspiel mit einer kleinen Flasche Trinkalkohol. Irgendein selbst gebrannter Schädelbrecher aus den Labors der Opalsucher. Harry ließ sofort von seinem Opfer ab und zog sich mit dem Geschenk wortlos und zufrieden zurück. Wir bestaunten noch kurz die in der Höhle ausgestellten Kunstwerke und fuhren dann wieder zurück zu unserem Hotel.
Es war kurz nach Mittag und wir machten uns fertig für die Weiterfahrt.
Weiter ging es- in Richtung Süden. Bloß weg hier.

Fortsetzung folgt
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Beitragvon RHEINPFEIL » 24.11.2008, 08:13

Auf gehts, in eine schneefreie Woche :D
++++++++++++++++++++

...Unser heutiges Tagesziel klang aber auch nicht allzu gemütlich. Wir würden am heutigen Tag bis zum Lake Hart fahren. Ein Salzsee im Woomera Gebiet. Dieses Gebiet lag am Stuarthighway und damit an unserer Strecke. Totes Land hier unten. Totes Land mit Salzseen und eben mit dem mehr als 100.000 qkm großen ehemaligen Sperrgebiet.
Ehemaliges Sperrgebiet mit einer Fläche von über 100.000 qkm?
Es war nicht wirklich überraschend, was Knut uns über diese Area zu berichten hatte. Der Oboriginie-Name lautete … Maralinga..übersetzt etwa soviel wie … Land des Donners. Und zwar … des ganz großen Donners.
Man ahnt es schon. Hier wurden und werden immer noch, die ganz großen Knallfrösche getestet. Immer noch die konventionellen und früher auch die atomaren Böller. Alles eben, was vom Boden und aus der Luft abgeschossen und geworfen werden kann. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Das Gebiet ist zwar durch vereinzelte Schilder und nicht vorhandene Straßen abgesichert und normalerweise verirrt sich kein Mensch dorthin … aber … die Aboriginies konnten weder die englische Beschriftung entziffern, noch benötigten sie Straßen ... damals in den 50er Jahren.
Und so kam es, wie es kommen musste. Viele der arglosen braunhäutigen Urmenschen hatten plötzlich die außergewöhnliche Ehre, frische Atompilze aus unmittelbarer Nähe bestaunen zu dürfen.
Entgegen ihren traditionellen Gewohnheiten hatten diese Augenzeugen allerdings keine Gelegenheit, diese ungewöhnlichen Erlebnisse an ihre Nachkommen weiterzugeben.
Obwohl es vereinzelte Nachkommen einiger Überlebender gibt. An denen konnte man dann die genetischen Folgeschäden erforschen.
Aus Sicht der Militärs ist das Gebiet ideal. Man kann nichts kaputt machen und russische Spione sind leicht zu entdecken. Es gibt wohl keinen Platz auf dieser Erdkugel, der sich für diese Zwecke mehr anbietet.
Deshalb tummelten sich dort nicht nur die englischen, sondern auch und immer noch, die amerikanischen Bomben-und Raketenfreunde. Auch europäische Weltraumraketen sind dort früher getestet worden.
Alles in allem … eine Gegend, gegen die Coober Pedy einem plötzlich wie ein friedlicher deutscher Luftkurort erscheint. Kein Wunder, dass die Behörden die dortigen Amateur-Sprengteufel eher müde belächeln. Man ist da an ganz andere Kaliber gewöhnt, hier unten in Südaustralien.

Wir kletterten also mit ziemlich gemischten Gefühlen auf unsere braven Japaner und fuhren den ganzen Nachmittag tapfer geradeaus. Ging auch gar nicht anders. Der Stuarthighway zog sich wie mit dem Lineal gezogen durch die heiße Wüstenlandschaft. Es waren so ungefähr 350 km zu bewältigen, an diesem Nachmittag. Hin und wieder ein einsamer Truck, aber sonst keinerlei Verkehr. Man kommt normalerweise ziemlich ins Grübeln bei derartigen Fahrten. Selbst wenn man eine sonst ziemlich quirlige Sozia mitschleppt. Zum Glück waren an diesem Tag immer einige Yamahas in der Nähe und sie hielt deshalb die Finger ruhig.
Nach der letzten Nacht schien mir eine kleine Pause auch durchaus angebracht. Extreme Dauerbelastung kann auch zu Materialermüdung führen und damit wäre wohl niemandem gedient.
Irgendwann schlief sie dann ein und ich konnte in Ruhe weiter grübeln.

Diese Tour hätte man mit kleinen Umwegen auch auf einer Harley machen können. Die robusten aber unkomfortablen Enduros waren mit dieser Streckenführung eher deutlich unterfordert. Aber die WWBTTs hatten ja auch noch echte Geländetouren im Angebot. Echte Hardcore-Touren.
Diese -Darwin-Melbourne und Zurück- Trips, dienten nur der Überbrückung und ökonomischen Auslastung der Fahrzeugflotte.
Die nächste planmäßige Tour wird dann den Stuarthighway von Süden nach Norden befahren. Wenn die dann in Darwin ankommen, warten dort schon die ganz Harten. Dann geht es 6 Wochen lang durch die Sümpfe von Nordaustralien. Extremenduro vom Feinsten. Nur die Besten kommen durch. 4000 km und dabei nur 500 km Straße. Der Rest führt durch Gebiete, die vorher noch nie befahren wurden. Wir hörten fast jeden Abend fast unglaubliche Berichte von diesen Touren. Olli und Knut hatten schon so ziemlich alle Katastrophen durchlebt. Es gab auch Fotobeweise für viele unglaubliche Heldentaten.
Selbst gebaute Flöße, auf denen die Yamahas einzeln über reißende Flüsse transportiert wurden. Der alte Landcruiser bis zu den Türen im Schlamm versunken und ähnliche Dinge. Als Begleitfahrzeug fährt dann auch noch ein umgebauter Landrover-Defender mit. Mit Spezialwinde und Extrembereifung. An manchen Tagen schafften sie nur 50 km in 16 Stunden.

Ach ja, wenn man da so am Feuer sitzt, mit der Bierdose in der Hand, denkt man doch schon mal über eine Teilnahme nach.
Wenn man aber dann im Sand feststeckt und die Sonne brennt … dann sieht die Welt doch wieder ganz anders aus.
Mir fehlt da ganz einfach diese masochistische Ader. Ich brauche keine Krokodile, Giftschlangen und Schlammschlachten. Jedenfalls keine sechs Wochen am Stück. Vielleicht mal ein Wochenende … aber solche Weicheier-Angebote hatte WWBTT eben nicht im Programm.
Dann eben nicht!

Über solche Dinge grübelt man eben nach, auf derartigen schier endlosen Geradeausfahrten.

Plötzlich rumpelte und hüpfte die XT hektisch auf sandigem und lockerem Untergrund. Meine Sozia klammerte sich angstvoll um mich, und ich versuchte erschrocken die Fuhre in den Griff zu bekommen.
Hoppela … da war ich wohl kurz eingenickt und von der Straße abgekommen. So mit zwei Personen besetzt war das Geländeverhalten der XT ganz anders als bisher gewohnt. Wir rauschten durch ein niedriges Gebüsch auf einen kleinen Hügel zu. Angestrengt versuchte ich Fahrt abzubauen, ohne die Vorderradbremse zu betätigen. Die Karre wackelte und die Federung schlug durch bis zum Anschlag. Aufrecht stehen war nicht drin, die Sozia war plötzlich ein echtes Problem. Ich nahm den Hügel schräg und das Hinterrad rutschte unkontrollierbar weg. Das Vorderrad kam plötzlich hoch und ich ließ den Lenker los. Wir flogen beide rückwärts über den Gepäckträger in den Sand. Die Yamaha schaffte ohne uns noch ein paar Meter und legte sich dann auch auf die Seite.
Wir blieben erstmal liegen und warteten auf irgendwelche Schmerzsignale. Der Einzylinder stellte inzwischen völlig selbstständig seine momentan sinnlose Arbeit ein.
Es war plötzlich sehr ruhig. Wie ich fand ... irgendwie zu ruhig.


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Beitragvon RHEINPFEIL » 25.11.2008, 09:22

Und schon gehts weiter :D
++++++++++++++++++++++

...Meine Sozia wälzte sich leise stöhnend auf den Rücken und blieb ruhig liegen. Ich setzte mich auf und bewegte alle meine Extremitäten systematisch durch. Keine Funktionseinschränkungen feststellbar. Anke nahm, immer noch stöhnend, ihren Helm ab. Sie stand auf und hüpfte auf und ab. Dann klopfte und rieb sie den Dreck von ihrer Lederkluft und starrte mich böse an.
„Tolle Fahrt. Wohin wolltest Du denn..?“, fragte sie, mit erstaunlich ruhiger Stimme.

Nun, was sagt man in solch einer Situation? Ich entschied mich für eine Notlüge. Immerhin hatte sie gepennt und nur das Ende der Exkursion mitbekommen.
„Da war irgendein Tier auf der Straße. Sah aus wie ein großer Hund. Bevor ich das Vieh überfahre … bin ich besser ausgewichen“, log ich.
„Hellbraun mit großen Ohren …?“, fragte die Hundefreundin aufgeregt. „Ich glaub’ schon, ging alles ziemlich schnell, aber Du musst das Vieh doch auch gesehen haben?“
Sie zögerte und durchsuchte offensichtlich ihr Kurzzeitgedächtnis.
„Ich glaube … ich war kurz eingenickt“, musste sie kleinlaut gestehen.
„Ach so, deshalb …!“
Eigentlich gemein, aber bevor ich mich für den Rest der Tour zum offiziellen Geländeclown erklären lasse.
Großzügig verzieh ich ihr dieses schuldhafte Verhalten und machte mich über die weggeworfene XT her.
Diese hatte die kleine Stunteinlage aber ebenso gut überstanden wie wir.
Wir waren alle drei schmutzig aber gesund.

Zurück auf der Straße stieg Anke wieder auf und die Fahrt ging weiter. Eintöniger kann eine Landschaft nicht sein. Seit Stunden änderte sich das Bild nicht. Keine Schilder … kein Verkehr … immer nur die gleiche und öde südaustralische Mondlandschaft.
Und überhaupt, wir hätten schon längst im Zielgebiet angekommen sein müssen. Mittlerweile hatten wir schon etwa 400 km zurückgelegt, an diesem Nachmittag. Aber keinerlei Schilder, außer diesen exotischen Warntafeln, die vor hüpfenden Kängurus warnen sollen.

Die Streckenangaben hatten bisher immer ziemlich genau gestimmt. Deshalb kroch so langsam ein bestimmter Verdacht in mir hoch.
Ich musste wohl eben im Halbschlaf auf die andere Straßenseite gewechselt sein. So ganz automatisch auf die rechte Seite. Wir wären dann schlicht und einfach, nachdem wir zurück auf der Straße waren, in die falsche Richtung gefahren. Korrekt auf der linken Spur, aber zurück in Richtung Coober Pedy. Das war eine plausible Erklärung. Blamabel aber plausibel.

Es dämmerte langsam und zu allem Überfluss stellte ich fest, dass die Beleuchtung ausgefallen war. Wahrscheinlich ein Folgeschaden unseres Sturzes. Es wird ziemlich schnell dunkel, hier unten.
Es war alles andere als ratsam, in der Dunkelheit ohne Licht über einen australischen Highway zu tuckern.
Die vereinzelten Roadtrains achten in der Regel nicht auf unbeleuchtete Zweiräder. Aber das hatten wir ja schon.

Dunkle Mondlandschaft ist noch besser als beleuchtete. Man hat überhaupt keine Orientierung mehr. Und die Straße verschwindet auch langsam, auch wenn sie glücklicherweise schnurgerade verläuft. In einiger Entfernung war Licht zu erkennen. Ich orientierte mich am nur noch diffus erkennbaren Mittelstreifen und gab Gas.
Es war eine Art Reparaturwerkstatt für Fahrzeuge aller Art. Ein Pick-up-Kranwagen und einige Reifenstapel waren so eben noch erkennbar. Die dazugehörige flache Baracke war schwach beleuchtet. Ich glaubte, auch noch eine Tanksäule identifizieren zu können.
Wir tuckerten also vorsichtig an die Baracke heran. Mein Plan war zwar peinlich aber ziemlich alternativlos. Wir würden Knut anrufen, ihm unsere Situation schildern und uns dann bergen lassen. Das war mein Plan.

Wir stoppten am Pick-up und stiegen von unserer nachtblinden XT. Anke stöhnte leise und hielt sich den linken Oberschenkel fest. Weitere Spätfolgen unseres Sturzes zeichneten sich ab. Ich zerrte mir den Helm vom Kopf und stülpte ihn über den Spiegel. Anke hinkte in Richtung des Reifenstapels und hockte sich hin. Leises Plätschern war in der Dunkelheit gut zu hören. Zielstrebig steuerte ich die beleuchtete Fliegengittertür der Baracke an.
Plötzlich geblendet hob ich meine Hand vor die Augen. Als ich wieder etwas erkennen konnte, sah ich einen Typen, der mit einer Pumpgun auf mich zielte.

„ Hey Buddy, what are you doing here...? “, brummte die zauselige Gestalt.
“Ohhh, no. Don’t worry Mate, we come from Coober Pedy and…”, stammelte ich erschrocken.

“Kjuubah Päidieeh, häh….”, grunzte die Gestalt und zielte plötzlich viel entschlossener auf meine Körpermitte. Ohh verdammt … falsche Ansage, durchfuhr es mich.

“ No no … not Coober Pedy, we are from Darwin. We are tourists …”, versuchte ich die Situation zu retten.
“ Tourists from Darwin, sure ...”, murmelte der Typ. Anke war mittlerweile auch aufgetaucht und angesichts der Lage zur Salzsäure erstarrt.

„ We have to make a phone call … to our tourguide”, stotterte sie in klassischem -broken english-.
Der Typ deutete mit dem Gewehrlauf auf die Tür und wir marschierten brav mit erhobenen Händen in die Baracke.

Eigentlich bin ich kein ängstlicher Typ. Ich rase mit 300 über die Autobahn und bin mindestens 20-mal aus fliegenden Flugzeugen und Hubschraubern gehüpft. Teilweise in stockdunkler Nacht und ohne zu wissen wo und wann ich aufschlagen werde. Alles freiwillig.
Aber diese Situation jetzt war anders. Ich hatte einfach kein Programm abgespeichert, um damit umgehen zu können. Mir ging der A … auf Grundeis. Wie wenig zimperlich die Typen hier unten waren, hatten wir in Coober Pedy schon erleben dürfen.


Drinnen sah es aus, wie man sich eine Junggesellenbaracke im Outback vorstellt. Ganz genau so sah es dort aus.
In der Ecke lief ein Fernseher. Ein, mit einer Ledermaske vermummter Irrer mit dröhnender Kettensäge, jagte gerade einige kreischende halb nackte Jungfrauen über den Bildschirm.
So bei Licht betrachtet verloren wir wohl einiges von unserer Bedrohlichkeit. Ich hatte inzwischen unseren Tourenplan mit den Telefonnummern hervorgekramt und wedelte damit herum. Der Typ blieb vorsichtig und deutete mit einer Kopfbewegung auf ein Telefon. Seine Knarre hatte er abgesenkt aber immer noch schussbereit in der Hand.
Überall verstreut lagen leere Flaschen und Videokassetten herum. Ziemlich eindeutige Videokassetten. Die trugen Titel wie“ Red Sluts and black Holes“ oder „Cute Virgins in Action” oder so ähnlich. Die Bilder waren eindeutig und für Jugendliche nicht geeignet. Zumindest stand das auf den Aufklebern.
Anke schien jedenfalls deutlich entspannter zu sein. Sie positionierte sich unter der Deckenbeleuchtung in einer Ecke der Baracke und zerrte sich die Lederhose herunter. Scheinbar wollte sie ihren schmerzenden Oberschenkel inspizieren. Ihr schwarzer Slip verrutschte ein wenig und gab den Blick auf ihren prachtvollen gewölbten …….
Ich ließ Telefon und Zettel liegen und eilte zu der Wahnsinnigen. Ich tastete so neutral wie möglich ihren filmreifen Oberschenkel ab und flüsterte dabei mit möglichst neutral klingender Stimme. Ich bemühte mich dabei so professionell zu klingen, wie ein Pathologe bei der Leichenschau.
„Nu aber ganz ruhig, Du präsentierst hier deine Prachtschinken und dieser durchgeknallte Vogel mit der Knarre zieht sich hier nicht nur kilometerweise Pornos, sondern auch noch Kettensägenmassaker rein.
Du hast wohl nicht mehr alle Latten am Zaun..!“

Anke starrte mich erschrocken an.

Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits an den Autokran gekettet. Geknebelt mit einem schmutzigen, öligen Lappen. Der schmuddelige Unhold würde vor meinen Augen die arme Anke auf perverseste missbrauchen, und mich danach mit einem Schweißbrenner zu Tode foltern. Eben genau der Ablauf, wie er in diesen Horrorstreifen immer vorgeführt wird.

Der Typ war inzwischen, während meiner laufenden Untersuchung, interessiert näher gekommen und betrachtete das fleischige Angebot mit großem Interesse. Er packte sein Gewehr mit beiden Händen und richtete sich plötzlich auf……..



Fortsetzung folgt
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Beitragvon Achim » 25.11.2008, 09:45

Jetzt machs nicht so spannend ..... :lol:
Gruss Achim

>klick Bild mich<

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Beitragvon aber 40 » 25.11.2008, 10:15

So ich muss jetzt mal von Vorn beginnen - mit lesen, habe einiges nicht mitbekommen........., aber liest sich super :D

P.s. habe mal alles zusammenkopiert in einem fortlaufenden Worddokument.....------30 Seiten ------- mit klasse Inhalt-------

RESPEKT :!:
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Beitragvon RHEINPFEIL » 25.11.2008, 17:17

Hei !

Der Michael (kuhtreiber) hat es in einem PDF zusammengefasst, weiß nicht genau bis wohin.

Schaut mal rein klick
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Beitragvon Achim » 25.11.2008, 17:31

Bis zum Besuch bei Crocodile Harry in Coober Pedy! :wink:

Also quatsch nich, mach hinne! :wink:
Gruss Achim

>klick Bild mich<

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Beitragvon Kiesi » 26.11.2008, 14:39

Achim hat geschrieben:Bis zum Besuch bei Crocodile Harry in Coober Pedy! :wink:

Also quatsch nich, mach hinne! :wink:


:lol: :!:
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Beitragvon aber 40 » 26.11.2008, 18:54

RHEINPFEIL hat geschrieben: ......
Der Typ war inzwischen, während meiner laufenden Untersuchung, interessiert näher gekommen und betrachtete das fleischige Angebot mit großem Interesse. Er packte sein Gewehr mit beiden Händen und richtete sich plötzlich auf……..

Fortsetzung folgt


Also, nachdem ich jetzt mal zusammenhängend gelesen habe,....
irgendwie fühl´ich mich hier stark zurückversetzt in die damaligen LASSITER- Zeiten (Der Cowboy der alle schaffte und jede Frau kriegte), nicht nur mit dem letzten Satz den ich da zitiert habe....... :roll: :wink:

Naja, damals habe ich das ganz gern gelesen, heute stehe ich nicht mehr so darauf, aber interessieren wie es weiter geht tut es doch, zumal ich jetzt schon soviel davon gelesen habe......

--- gut geklaut --- :!: :P
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Beitragvon RHEINPFEIL » 28.11.2008, 20:44

zum Wochenende die Auflösung :D
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...Der Typ stand direkt hinter mir und ich hörte nur, wie er tief Luft holte.
Ich schloss die Augen und wartete auf den betäubenden Kolbenhieb. Das kennt man doch, aus diesen einschlägigen Filmen. Wenn ich dann mit brummendem Schädel wieder aus meiner Ohnmacht erwachen würde, müsste ich zu meinem Entsetzen das Fehlen diverser Gliedmaßen feststellen und wäre überdies noch mit Stacheldraht und Klebeband…
Aber der stechende Schmerz blieb aus.

„ Seits ihr Däitsche..?“, grölte stattdessen unser Peiniger.
Bruno, ein mittlerweile eingebürgerter Österreicher, wie sich dann schnell herausstellte, brach in schallendes Gelächter aus.
„ Hoabts ihr glaabt dos ih aich fögewohtigen wull..oda wohhs?“, fragte er lachend.

Bruno kam ursprünglich aus der Steiermark. Genau wie der Terminator. Er sprach auch einen sehr ähnlichen Dialekt. Steiermarkisch gemischt mit australischem Englisch. So hört sich wahrscheinlich Arnold Schwarzenegger mit entzündetem Backenzahn an.

„Da haben wir ja noch mal Schwein gehabt …“, stöhnte ich erleichtert.
Anke traute dem Schweinebraten scheinbar doch nicht so ganz und zerrte sich die Lederhose schnell wieder über ihren schmerzenden Oberschenkel.
Bruno wurde schnell zutraulich und stellte seinen Ballermann dann auch ganz schnell weg. Er begann in seiner Schweineküchenzeile nach Kaffeepulver zu kramen, wohl in der gut gemeinten Absicht, uns einen der berühmten österreichischen Kaffeespezialitäten zu kredenzen.

Rein optisch hatte er eine verblüffende Ähnlichkeit mit diesem modernen Filmstar -Manni Ludolf-. Diesem Gartenzwerg-Fan aus dem Westerwald.
Auch in dieser Behausung hätte sich Manni sicherlich heimisch gefühlt.

Während Bruno also versuchte Kaffee zu kochen, telefonierte ich hinter Knut her. Nach mehreren Versuchen hatte ich ihn dann auch am Hörer.
Um möglichst wenig Spielraum für Spott und Schande zu lassen, versuchte ich, kurz und knapp, lediglich unseren momentanen Standort durchzugeben.
Anke übernahm danach aber leider sofort die Kommunikation und plapperte dem armen Knut die Ohren voll. Unfall … armer Dingo auf der Straße … Typ mit Gewehr … und was weiß ich noch für ein Zeug.
Wenn ich Knut gewesen wäre … ich hätte sofort die Kavallerie geschickt.
Hat er dann auch tatsächlich gemacht. Er verkündete, dass er sofort Olli und Martin mit dem Landcruiser losschicken würde. Die würden etwa 1-2 Stunden benötigen. Je nach Verkehrslage … haha.
Wir sollten uns in der Zwischenzeit eingraben und auf die Verstärkung warten.

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Ich legte mir schon mal eine passende Geschichte zurecht. Die Gruppe im Camp würde wahrscheinlich momentan das gleiche machen. Ich konnte mir in etwa ausmalen, welche Rolle mir dabei zugedacht würde.
Bruno hatte inzwischen sein Werk vollendet. Der völlige Untergang aller österreichischen Kaffeehauslegenden. Immerhin, der gute Wille war erkennbar. Nach nur einem Schluck allerdings, hängte meine Magenschleimhaut schon die weiße Fahne raus. Mangels anderer Alternativen tranken wir dann doch lieber ein Gläschen mit gutem Gin.
Den mit dem Beefeater auf dem Etikett. War auch besser, bei den vorhandenen Gläsern brauchte es desinfizierende Komponenten im Getränk. Obwohl auch keine Bakterie in der Kaffeetasse länger als 10 Sekunden überlebt hätte. Der Konsument mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit allerdings auch nicht.

Egal-der Bruno war ein netter Kerl. Vor einem Jahr ist er allerdings schon einmal überfallen worden. Die Typen kamen wohl aus Coober Pedy und waren auf der Suche nach Reichtümern. Bruno hatte ihnen angeboten mitzusuchen aber letztlich ist der Feldversuch dann wohl wegen völliger Sinnlosigkeit abgebrochen worden.
Seitdem ist er vorsichtig. Vorsichtig und bewaffnet.
Bruno war eigentlich Bergbautechniker. Tunnelbau in den Alpen und solche Dinge. Mit dieser Qualifikation, gedachte er wohl bei der Opalsuche ganz vorne mit dabei zu sein. War er wohl auch. Warum er letztendlich doch aus Coober Pedy verschwinden musste, kam nicht eindeutig rüber.
Jedenfalls ist er nun Mechaniker. Mechaniker und in seiner Freizeit ein ausgemachter Filmfreund.

Anke betrachtete in der Zwischenzeit, zwar mit spitzen Fingern aber dennoch unverhohlenem Interesse, einige der zahlreichen Filmkassetten.
Eine schien es ihr besonders angetan zu haben. Sie hielt die Kassette hoch und drehte sie hin und her. Die dargestellten Szenen schienen wohl Interpretationsmöglichkeiten offen zu lassen.
Bruno grinste, etwas verlegen, wie mir schien. Anke reichte mir die Kassette wortlos und sah mich dabei merkwürdig an.
Nun ja, was soll ich sagen. Jeder, wie er mag. Aber das hier war schon heftig. Nachdem ich ihren Blick eher als neugierig denn als empört gedeutet hatte, beschloss ich diese Nacht ausnahmsweise mal wieder in meinem eigenen Zelt zu nächtigen. Wenn wir es denn tatsächlich noch zum Camp schaffen sollten, an diesem Abend.

Wir schafften es dann tatsächlich noch. Olli und Martin trafen pünktlich mit Landcruiser und Anhänger ein.
Wir verluden die XT und verabschiedeten uns von unserem neuen Freund.
Auf der Fahrt erzählte Anke den beiden Helfern unsere Geschichte. Zumindest den Teil der Geschichte, den sie kannte. Martin glaubte ihr den Dingo nicht. Er tippte eher auf einen australischen Wolpertinger.
Der war ja auch aus Bayern, der Martin.


Fortsetzung folgt Montag
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Beitragvon RHEINPFEIL » 01.12.2008, 08:52

Und weiter gehts, eine schöne Woche :D

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..Anke hatte jedenfalls eine plausible Erklärung und war mit sich und der Welt im Einklang. Olli schwieg zu allem und fuhr das Gespann schweigend durch die Nacht. Er hatte mal wieder eine Fahne, wie ein beamteter Mitarbeiter des Arbeitslosenamtes kurz vor Dienstschluss.
Ich hielt mich bedeckt und vernahm mit Erstaunen eine Nachricht von Martin.
Der Dieter, unser rasender Zahnarzt, hatte den Jürgen abgeschossen. Kurz vor dem Erreichen des Tagesziels hatte er ihn wohl gerammt. Der arme Jürgen musste von der Strecke und hat sich dann wohl auch ordentlich aufs Maul gelegt. Diesmal war es nicht die Schulter sondern der Fuß.
Nichts ging mehr und der allzeit bereite -Flying Doctor Service- hat ihn dann nach Adelaide geflogen. Das war eigentlich nichts Besonderes hier unten.
Für uns hörte sich das irgendwie spektakulär an, aber im Prinzip machen die hier im Outback den gleichen Job, wie die ganz ordinären Krankentransporter in irgendeiner deutschen Großstadt.
Trotzdem, ausgerechnet der Dieter. Niemand fährt vorsichtiger. Der blinkt sogar auf dem Stuarthighway. Ich bin mehrfach in seiner Nähe gefahren. Der sitzt auf der XT wie ein Kleinkind auf dem Nachttopf.
Vorschriftsmäßig mit beiden Pfoten am Lenker und den Blick immer starr nach vorne gerichtet, immer. Wir haben uns gelegentlich einen Spaß mit ihm erlaubt und sind Kreise um ihn herumgefahren.
Dieter starrte unerschütterlich geradeaus und fuhr keinen Meter schneller als erlaubt. Wenn ein Roadtrain im Rückspiegel erkennbar wurde, dann blinkte er wie blöde und fuhr langsam äußerst links. Erstaunlicherweise haben die ihn nie angehupt. Aber selbst das hätte ihn mit Sicherheit nicht erschüttert. Er hatte seine Prinzipien und davon wich er keinen Millimeter ab.

Ich habe mich immer gefragt, was einen Menschen dazu bewegen kann, ausgerechnet Zahnmedizin zu studieren. In Dieters Fall war das einfach. Mutter und Vater betrieben eine gemeinsame Zahnarztpraxis.
Wenn sie Apotheker oder Metzger gewesen wären … Dieter wäre es auch geworden.
Zum großen Glück aller Beteiligten muss er nun also keine Schweine ermorden, sondern lediglich unglückliche Zweibeiner quälen. Ich glaube das Eine bereitet ihm genau so viel oder wenig Vergnügen wie das Andere.
Wie auch immer, den Jürgen hatte er nun auf dem Gewissen. Seinen eigenen Kumpel. Wie er das wohl angestellt hatte?
Auf die Erklärung war ich echt gespannt.

Irgendwann trafen wir dann tatsächlich im Camp ein. Knut hatte es mal wieder vorgezogen, einen Platz ohne alle überflüssigen Luxuseinrichtungen zu wählen. Keine Duschen … nichts. Er war ein echt sparsamer Typ, der Knut. Aber irgendwie musste er ja auch auf seine Kosten kommen.
Man muss nicht unbedingt täglich duschen, wenn man unterwegs ist.
Es gibt Leute die das anders sehen, aber die müssen dann eben mit einem Wohnmobil herumfahren.
Auch viele Frauen sind entgegen allen Behauptungen, durchaus in Lage einige Tage ohne diese Annehmlichkeit zu überleben. Ich kenne da eine ganze Menge.


Und um mal wieder direkt auf ein beliebtes Thema zu kommen: Natürlich reduziert sich bei solchen Gelegenheiten das Spektrum der ... sagen wir mal … möglichen oder eher empfehlenswerten Praktiken, sehr deutlich.
Eben ... mehr so … die klassischen Sachen. Die echten Tourenfreunde wissen genau, was ich meine.
Ob Anke auch genau wusste was ich meine, blieb zunächst unklar. Sie schleppte jedenfalls schon mal unsere Helme in ein Zelt. Eva und der Rest der Truppe hockten ziemlich geknickt an einem Klapptisch, auf dem eine von diesen Glühstrumpflampen glimmte. Die Stimmung war ziemlich am Boden. Ich holte mir ein paar Dosen aus der Monsterkiste und bemühte mich ernsthaft, die fehlende gute Laune zu verbreiten.
Budweiser ist ein gutes Zeug. Wenn man nichts gegessen hat, stattdessen nur Gin getrunken und den ganzen Tag in der Hitze unterwegs war, dann reichen schon 2-3 Dosen. Mir jedenfalls.
Die Geschichte von Dieter und Jürgen schien bereits ausführlich diskutiert worden zu sein. Anke hatte allerdings keine Probleme damit, alles noch einmal haarklein zu erfragen. Ich stoppte ihren irgendwie unpassenden Wissensdurst mit einer Bemerkung über Bruno und seine Lasterhöhle.
Jetzt konnte sie auch endlich vor größerem Publikum unsere Erlebnisse schildern. Ich hielt mich an das gute Budweiser und brauchte auch gar nichts weiter beizutragen.
Dieter schien froh nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses zu stehen und lauschte ergriffen, genau wie alle anderen Anwesenden.

Da ich die Geschichte schon kannte, sah ich mal nach meiner unbeleuchteten XT. Olli hatte sich schon auf die Fehlersuche gemacht. Irgendwelche Kabelverbindungen hatten sich gelöst oder waren abgerissen. Schweigsam hantierte der Experte mit Zange und Taschenlampe herum. Der kannte jede Schraube und jedes Kabel mit Vornamen. Fröhlich grinste er mich an und … als wäre nichts gewesen … leuchtete der Scheinwerfer wieder vor sich hin. Kleinkram.
Mir war’s mittlerweile auch egal. Die letzte Dose hatte mich geschafft.

Ich gab noch kurz Bescheid und verkroch mich dann in dem Zelt mit den Helmen. Ob Anke noch irgendwas gemacht hat, weiß ich nicht mehr, aber war auch egal, die wusste ja, wo sie suchen musste.
An die Kassette mit den Übungsbeispielen für Fortgeschrittene schien sie jedenfalls nicht mehr gedacht zu haben, in dieser Nacht.
Da ist der Elch wohl noch mal an mir vorübergegangen. Aber aufgeschoben…..


Fortsetzung folgt
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Beitragvon RHEINPFEIL » 02.12.2008, 11:53

Scheiß Wetter heute, da hat man Zeit zu lesen :D
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...Anke weckte mich vorsichtig und behutsam. Wecken ist vielleicht nicht das richtige Wort. Sie flüsterte mir irgendetwas ins Ohr, schien aber in Wirklichkeit eindeutige Absichten zu verfolgen. Nun ist das bei mir absolut abhängig von der jeweiligen Tagesform. An guten Tagen immer gerne. Dann auch mal ohne viele Worte.
Jetzt nicht irgendwie besonders einfallsreich, aber erfahrungsgemäß angemessen. Vor dem Frühstück bin ich nie sehr gesprächig. Aber manchmal gilt eben auch hier: An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!
An weniger guten Tagen allerdings … da habe ich Kopfschmerzen oder andere Ausreden. Die Freiheit nehme ich mir. Gleiches Recht für alle.
Emanzipation ist eben keine Einbahnstraße.
Bei derartig platten Sprüchen fällt auch den abgebrühtesten Emanzen oft nichts mehr ein.
Man muss sie eben mit ihren eigenen Waffen schlagen.
Diese Taktik schien aber an diesem Morgen nicht zu funktionieren.
Anke hatte eindeutig die Absicht, ihre Interessen rücksichtslos durchzusetzen.
„Ist ja nicht so schlimm, das kommt manchmal eben vor“, flüsterte sie Verständnis heuchelnd und heimtückisch. Ich brummelte schlaftrunken irgendetwas vor mich hin.
„Das war eben alles ziemlich anstrengend ... in den letzten Tagen. Und du bist ja auch keine Zwanzig mehr. Das darf man auch nicht vergessen“.
Das waren natürlich echte Wirkungstreffer. Diese emanzipierte Frauengeneration weiß genau, wie man den Geschlechterkrieg führen muss.
Ich vermute, dass es einschlägige Volkshochschulkurse gibt. Oder geheime Fachliteratur. Lilafarbene Bücher mit kleingedruckten Untertiteln wie: „Devotes Rollentheater für die starke Frau“ oder „Wie man immer oben bleibt-auch wenn man eine Frau ist, die gerne unten liegt“. Ich bin sicher, ganz sicher sogar, dass in diesen Frauenbuchläden derartige Titel der Renner sind. Anke hatte sie alle gelesen, davon bin ich immer noch überzeugt.
Wenn einem die Argumente ausgehen, dann muss man eben handgreiflich werden. Manchmal …
Wenn der Neandertaler ausdrücklich angesprochen wird, dann darf man sich hinterher auch nicht beklagen. Beklagt hat sie sich dann auch nicht, aber sie hatte ja dann auch keine Gelegenheit mehr dazu.
Ich hatte danach aber dann tatsächlich Kopfschmerzen und wankte zum Frühstück.

Niemand hatte anscheinend was gehört. Kunststück, wenn schon Neandertaler, dann auch richtig. Wenn das Gesicht in den Schlafsack gedrückt wird, dann dämpft das hervorragend alle Lautäußerungen.
Während ich mir mein Frühstück zusammenstellte, kamen mir leise Zweifel. War vielleicht doch ein wenig heftig, diese Nummer.
Aber was kann ich dafür. Man muss eben auch die letzten Seiten lesen, in diesen Ratgeberbüchern. Risiken und Nebenwirkungen- oder was sonst so, meist erst am Schluss, noch erwähnt wird.

Aber ich hatte mir scheinbar völlig unnötig Gedanken gemacht. Sie tauchte dann auch auf und hatte einen völlig neutralen Gesichtsausdruck.
Ich bemühte mich die frischen Kratzspuren an meinen Unterarmen zu verbergen und schlürfte meinen Instantkaffee aus der Emailletasse.
Die anderen Kollegen kicherten irgendwie merkwürdig und hielten die Gesichter gesenkt. Was war los hier?

Anke hatte sich wortlos neben mir niedergelassen und kämpfte mit dem wabbeligen Weißbrot und der viel zu harten Butter. Plötzlich zuckte sie zusammen und ließ alles fallen. Sie blieb wie erstarrt sitzen und bewegte sich keinen Millimeter mehr.
Verwundert richtete ich meinen noch leicht schmerzenden Kopf auf und traute meinen Augen nicht. Zwischen uns stand ein riesiges, staubiges Känguru und starrte auf unsere Teller.

Leise prustend erklärte mir Wolfgang, der mir grinsend gegenübersaß, dass der staubige Gast wohl „Red Mac“ heißen würde.
Aus dem Hintergrund erläuterte Knut mir dann die wichtigsten Verhaltensregeln für den Umgang „Red Mac“. Keine hektischen Bewegungen und nicht in die Augen sehen. Essbares aller Art vorsichtig hochhalten und ruhig abwarten. Langsam drehte ich den Kopf, um das Scheusal besser begutachten zu können. Anke saß wie zur Salzsäule erstarrt neben mir. Langsam rutschte ich mitsamt meinem Teller vorsichtig zum Ende des Tisches. Das Vieh stützte sich auf seinem imponierenden Schwanz ab, wie ein Gehbehinderter auf seinen Krücken, und blieb hinkend neben mir. Ich erhob mich langsam und hielt meine beladenen Teller in der Hand . Mac richtete sich zu seiner vollen Größe auf und starrte über mich hinweg. Ein Riesenvieh. Der Abstand zwischen uns betrug etwa 1,5 Meter.
Ein Blick auf die riesigen Füße jagte mir einen Schauer über den Rücken. Der Bursche hatte Krallen an seinen Monsterfüßen wie ein Allosaurus aus dem Jurassic-Park. Der Schwanz war ganz oben so dick wie mein Bein. Und Oberschenkel hatte der, wie ein Rennpferd. Wenn der nach Art der roten Riesenkängurus zutreten würde, dann hätte ich es wohl hinter mir.
Knut war nähergekommen und gab mir Instruktionen.

„Red Mac“, war angeblich an Menschen gewöhnt. Der tauchte immer hier auf und verschreckte die Touristen. Wenn man ihm essbare Gegenstände überlassen würde, dann würde er sich nach kurzer Zeit wieder verziehen.
Vegemite mag er überhaupt nicht-und deshalb muss man vorher immer irgendetwas anderes anbieten.
Na gut, Vegemite als Känguruschreck zu verwenden schien mir logisch. Mit dem Zeug könnte man auch hungrige Eisbären in die Flucht schlagen.
Ich stellte also meinen Teller auf die Tischkante und trat einige Schritte zurück. Mac machte sich über mein Frühstück her und man konnte in seinem struppigen und staubigen Fell deutlich zahlreiche krabbelnde und hüpfende Kleininsekten beobachten. Das Vieh war ein einziges Insektenmutterschiff.
Mac war schnell fertig und wandte sich wieder in meine Richtung. Ich versuchte inzwischen, das Schraubglas mit diesem Vegemite zu entdecken.
Am Tisch saßen ein halbes Dutzend Leute mit Tellern. Warum verfolgt der ausgerechnet mich?
Die Erklärung war einfach und wurde mir nachher mitgeteilt.
-Niemals dieses Vieh füttern-den wird man sonst nicht mehr los, den Kameraden. Knut hatte mich diesmal ausgeguckt. Bei jeder Tour muss ein Anderer dran glauben. Diesmal hatte ich die A...karte gezogen.

Das Vegemite hatten sie versteckt. Mac blieb mir auf den Fersen. Ich schnappte mir die Packung mit dem Weißbrot. Mein neuer Freund hüpfte sichtlich begeistert auf mich zu. Der Rest der Truppe hatte richtig Spaß. Zahlreiche Ratschläge wurden laut geäußert.
Irgendwer machte Fotos. Mac fraß mir inzwischen aus der Hand. Beziehungsweise- aus der Tüte in meiner Hand. Das klingt alles total lustig aber so einem gefräßigen Vieh mit Schuhgröße 100 gegenüberzustehen ist nicht lustig. Nicht am frühen Morgen und mit Kopfschmerzen.

Mac war fertig und sah mich irgendwie gierig an. Meine Bikerfreunde lagen inzwischen vor Lachen unter dem Tisch. Ich hatte keine Lust mehr und wollte die anderen mit ins Spiel holen. Mac hinkte mir in den Weg und wollte scheinbar weiter bedient werden. Der hätte einen prima Türsteher abgegeben, dieser gefräßige Bursche. An dem Biest führte kein Weg vorbei. Mir reichte es jetzt: „Also was ist denn nun, wie werde ich dieses Viech wieder los. Nachher will der mich noch heiraten, oder sonst was.“
Alle brüllten vor Lachen. Knut hatte dann doch noch ein Einsehen.
Er ging zum Landcruiser und drückte auf die Dschungelhupe. Man muss wissen das hier eine echte WWBTT-Hupe eingebaut worden war. Das Ding konnte man kilometerweit hören. Die Hupe diente als Orientierung, wenn Leute verschollen waren, irgendwo bei diesen echten Touren.
„Red Mac“, schien wohl überaus geräuschempfindlich zu sein. Er raste sofort im Zickzack hüpfend durch das Camp und verschwand im Nirgendwo. Dabei machte er Sprünge mit einer Reichweite, die man sich kaum vorstellen kann. Was hatte dieses Vieh für eine Kraft in den Beinen!
Unglaublich!
Auch dieser lustige Morgen endete mit Zeltabbau und dem verpacken der Utensilien. Es ging weiter in Richtung Süden an Port Augusta vorbei in Richtung des Bundesstaates Victoria. Heute würden wir die Wüste endgültig hinter uns lassen. Reichte auch langsam-diese blöde Wüstenfahrerei.

Fortsetzung folgt
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Beitragvon RHEINPFEIL » 03.12.2008, 08:20

Und weiter, bald gehts nach Hause :D
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...Das heutige Tagesziel war wohl ein Nationalpark oder so etwas ähnliches. Wir würden nun eine deutlich abwechselungsreichere Umgebung kennenlernen, hatte man uns zumindest versprochen. Knut hatte uns wie immer, mehr oder weniger gut lesbare Kopien in die Hand gedrückt und dann eine gute Fahrt gewünscht.
Tatsächlich wurde die eintönige Wüstenlandschaft so langsam von immer grüner werdender Steppenlandschaft abgelöst.
Vieles wirkte vertrocknet aber diese grünen Eukalyptusbäume wurden immer zahlreicher. An einem planmäßigen Sammelpunkt trafen nach und nach, dann auch alle planmäßig ein.

Einer fehlte natürlich. Jürgen war mittlerweile in Melbourne repariert worden und würde dann in einigen Tagen wieder abgeholt werden können.
Knut hatte sich mit dem Fußkranken und der Klinik in Verbindung gesetzt und alles gemanagt. Eva schien irgendwie überhaupt nicht erschüttert zu sein. Die Selbstdiagnose der beiden Experten war wohl von deren australischen Kollegen bestätigt worden und hatte direkt zu einer Operation geführt. Mit Schrauben, Draht und anderen metallenen Kleinteilen hatten sie den Trümmerbruch wohl schon wieder zusammengeschraubt. In Deutschland würde der arme Jürgen wahrscheinlich immer noch auf die ersten Röntgenbilder warten.
Wie auch immer, der Kollege war versorgt. Sein Motorrad war nun übrig.
Anke hatte aber inzwischen wohl Gefallen an ihrer Rolle als Sozia gefunden. Keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorging, aber sie wollte wohl ständig in meiner Nähe bleiben.
Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Nicht etwa, dass ich etwas gegen eine talentierte Sozia hätte. Aber irgendwie gehört zur- Freiheit auf zwei Rädern- auch eine gewisse Autonomie. Nach meinem Verständnis jedenfalls.
45 PS reichen so eben für eine Person. Irgendetwas musste ich mir einfallen lassen, aber erstmal die Ruhe bewahren. Kommt Zeit, kommt Rat.
Knut sah das wohl ähnlich und mich nur kurz und auffordernd an. Ich signalisierte ihm, dass ich verstanden hätte und mir Gedanken machen würde. Nonverbale Kommunikation in Sekundenbruchteilen.

Von der Wüste her zog inzwischen ein dunkles und bedrohliches Wolkenband in unsere Richtung. Der gesamte Horizont rollte bedrohlich und düster auf uns zu. An diesem Übergang zwischen zwei Klimazonen waren gewaltige Unwetter zu dieser Jahreszeit an der Tagesordnung.
Knut machte uns ordentlich Dampf. Wir sollten möglichst zügig weiterfahren. Wenn wir ordentlich am Kabel ziehen würden, dann könnten wir mit etwas Glück davonkommen.
Wir zogen ordentlich am Kabel. Was da heranrollte, sah wirklich überaus bedrohlich aus. Die Sonne war auch nicht mehr sichtbar und ein aufkommender kühler und böiger Wind ließ nichts Gutes erahnen.

Wir jagten in fast geschlossener Formation über den Highway. Wie in diesen alten Western, die guten amerikanischen Siedler auf der Flucht vor den bösen Indianern. Hinter uns grummelte das nahende Unwetter dumpf und immer lauter werdend vor sich hin. Die Pferde mussten alle ran. Man hatte irgendwie das Gefühl, als ob sich die Yamahas plötzlich ganz besonders anstrengen würden.
Unsere rasende Flucht vor den Unbillen der Natur gelang tatsächlich. Keinen einzigen Tropfen bekamen wir ab. Nachdem die Sonne wieder schien, fuhren wir dann auch wieder langsamer. An der nächsten Tanke stoppte dann die ganze Gruppe wieder. In der Ferne konnte man Blitze zucken sehen und am Horizont gingen Himmel und Erde dunkel ineinander über. Feiner Sand zog in großen Schwaden über uns hinweg. Die Wüste wollte sich wohl noch angemessen von uns verabschieden.

Wir verließen den Stuarthighway, der genau genommen eigentlich in Port Augusta endete. Das letzte Teilstück bis Adelaide und von dort nach Melbourne trug andere Namen. Aber ursprünglich war das alles noch der alte Stuarthighway. Habe ich jedenfalls so verstanden. Im Übrigen ist das völlig egal, Namen sind doch nur Schall und Rauch.

Port Augusta war ein alter und wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und eine kleine Hafenstadt.
Völlig uninteressant, behauptete Knut jedenfalls.
Deshalb umfuhren wir dieses Nest und besuchten stattdessen diesen Nationalpark. Auch nicht so unbedingt der Brüller, aber immer noch besser als öde Wüste. Das war rein landschaftlich irgendwie so ein Zwischending. Nicht mehr Wüste aber auch noch keine richtige Landschaft. Unser Camp lag am Fuße eines steinigen Gebirgszuges. Nicht wirklich ein richtiger Gebirgszug. Mehr so ein Hügelzug. Aber steinig.
Auch der Boden. Hier würde ich wieder mindestens 10 Dosen Fosters benötigen, um einschlafen zu können. Eine fünf Millimeter starke Isomatte auf hartem, steinigen Boden hat höchstens eine psychologische Wirkung.
Aber vor der Kür noch erst die Pflicht.
Reiten stand auf dem Programm. Ja tatsächlich, wir durften auf richtigen Pferden durch einen Eukalyptuswald reiten. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. In meinem ganzen Leben habe ich bisher nur ein einziges Mal auf einem Pferd gesessen. Und dieses Pferd war ein Pony. Und ich war so ungefähr 10 Jahre alt, damals. Allzu lange hat dieser, mein erster Reitausflug auch nicht gedauert. Höchstens 2 Minuten. Dann bin ich runtergefallen, von diesem verdammten Pony. Weitere Reitversuche habe ich seitdem nicht mehr unternommen.
Andere Gruppenmitglieder allerdings waren total begeistert von dieser Idee. Vor allem die Frauen. Aber auch Martin und Wolfgang. Die Schweizer schwiegen mal wieder und der Zahnarzt war ebenso begeistert wie ich.
Heinz war schlau. Er klinkte sich vorsorglich aus. Als Rentner hat man eben gewisse Privilegien.
Aber ich wollte dann auch kein Spielverderber sein. Vor allen Dingen wollte ich aber dem rasenden Zahnarzt keine Gelegenheit geben sich möglicherweise zu drücken. Also machten wir uns auf den Weg zu dieser Pferdestation.

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