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...Wir waren alle ziemlich angespannt und versuchten Augenkontakt mit unserer Führung aufzunehmen. Die hatten uns schließlich in diese missliche Situation gebracht. Martin und sein neuer Freund schubsten sich inzwischen gegenseitig hin und her. Beruflich bedingt, versuchte ich automatisch die Lage zu analysieren. So wie es aussah, waren wir hier zwischen die Fronten geraten. Es gab scheinbar zwei konkurrierende Gruppierungen in diesem Schuppen. Wir hatten wohl ungewollt den Eindruck erweckt zu einer dieser Gruppierungen zu gehören. Offensichtlich zu der zahlenmäßig Schwächeren, die sich zu allem Übel im hinteren Teil der Wellblechbude scheinbar gefechtsbereit versammelt hatte.
Dort wurde es auch plötzlich ziemlich hektisch und die ersten Möbelstücke flogen durch die Gegend. Einige der Anwesenden hatten begonnen aufeinander einzuprügeln. Martins Kontrahent eilte sofort zum Ort des Geschehens und stürzte sich in das Getümmel.
Knut wurde ungewohnt hektisch und trieb uns wild gestikulierend in Richtung des Ausgangs.
Olli und Martin bildeten die Nachhut und sicherten mit grimmigen Gesichtern unseren schnellen aber organisierten Rückzug. Von Flucht würde ich nicht sprechen aber ein unbeteiligter Beobachter hätte durchaus diesen Eindruck gewinnen können.
Auf der Straße angekommen bildeten wir einen Kreis und waren uns sofort einig den restlichen Abend in unserem Höhlenhotel ausklingen zu lassen. So eine in den Fels gesprengte Festung war deutlich einfacher zu verteidigen.
Das Felsenhotel hatte auch einen Frühstücksraum. Der war tatsächlich auch am Abend nutzbar und bot ausreichend Platz für alle. Wir schienen derzeit die einzigen Gäste zu sein und konnten uns so ungestört über unsere Erlebnisse austauschen.
Knut hatte reichlich Geschichten über diesen ungewöhnlichen Ort auf Lager. Sehr interessant war beispielsweise die Tatsache, dass hier in der Umgebung der größte Teil des auch bei uns ziemlich bekannten Films, - … ’’Mad Max-Jenseits der Donnerkuppel“ … -mit Tina Turner und Mel Gibbson gedreht worden war.
(Anm.des Autors: Dieser Film wird am Samstag den 15.11.08 bei Kabel oder Sat1 wiederholt)
Dieser Film war allen mehr oder weniger bekannt. Irgend so ein Endzeit-Spektakel. Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dieses cineastische Kunstwerk bis zum heutigen Tage noch nicht in voller Länge gesehen zu haben. Das ist sicherlich keine echte Bildungslücke, aber man kann auf diesem Weg zumindest einen halbwegs realistischen Eindruck von Coober Pedy und seinen Bewohnern gewinnen. Unser erster Eindruck war jedenfalls ziemlich eindeutig.
Die angeblich schillerndste Gestalt im Ort wurde’’Crocodile-Harry“ genannt. Den würden wir am nächsten Tag noch persönlich kennenlernen, verkündete Knut. Ihn und sein bizarres Anwesen.
Der gute Harry und seine Behausung waren von der besagten Filmcrew irgendwie in die Dreharbeiten integriert worden. Das klang alles ziemlich spannend und ich freute mich schon auf die Bekanntschaft eines derart berühmten Komparsen. Die Begeisterung unserer Frauen war diesbezüglich deutlich gedämpfter, nachdem sie einiges über die bewegte Vergangenheit dieser fragwürdigen Berühmtheit erfahren hatten.
Ein fragwürdiger, aber gerade deshalb interessanter Typ … fand ich wenigstens.
Weiterhin erfuhren wir einiges über die Geschichte und die Methoden der Opalsucher. Dynamit war frei verkäuflich. Wenn man eine dementsprechende Erlaubnis vorlegen konnte. Diese war sehr einfach zu bekommen. Allerdings war Dynamit auch ziemlich teuer. Deshalb produzierten die meisten der Opalsucher ihren Sprengstoff selbst.
Man braucht dazu lediglich Kunstdünger und Dieselöl. Kunstdünger oder Ammonium-Nitrat und Diesel werden in einem bestimmten Verhältnis gemischt und dann in Zeitungspapier gewickelt und getrocknet.
Billig und einfach aber scheinbar auch sehr effektiv.
Zum Mischen werden handelsübliche Betonmischer verwendet. Diese kleinen Drehtrommeln auf Rädern. Man muss allerdings gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachten weil einem sonst die ganze Kiste um die Ohren fliegt. Die Verluste unter den Opalsuchern sind angeblich nicht unerheblich. Aber ein gewisser Schwund ist wohl einkalkuliert.
Jeder kann sich hier einen Claim sichern, indem er eine Eintragung in ein Register vornehmen lässt. Die Gebühren dafür sind gering.
Dann kann nach Herzenslust in der Einöde gesprengt und gebuddelt werden.
Man gräbt einfach ein tiefes Loch und arbeitet sich dann parallel zur Erdoberfläche in einigen Metern Tiefe in alle beliebigen Richtungen vor. Jeder, wie er meint.
Wer dann tatsächlich auf eine Opalader stößt, tut gut daran diese Tatsache für sich zu behalten. Die Konkurrenz fackelt hier nicht lange. Hier werden keine Gefangenen gemacht.
Man klaut dem glücklichen Finder seine Beute und sprengt den armen Kerl dann unter der Erde einfach weg. Unzählige herrenlose Löcher zeugen von möglichen abgelaufenen Tragödien. Niemand weiß wie viele Verschüttete in den zahllosen unterirdischen Gängen und Höhlen rund um Coober Pedy ihre letzte Ruhe gefunden haben. Entweder selbst verschuldet oder als Opfer der Kollegen. Aber so genau will das hier auch niemand wissen.
Einige sollen bereits ziemlich reich geworden sein. Viele Andere wollen es noch werden.
Ob nun übertrieben oder nicht, irgendetwas wird schon dran sein, an diesen Storys.
Wenn man sich die Typen hier ansieht, zweifelt man nicht im geringsten an Knuts Berichten.
So ähnlich muss es damals im Wilden Westen oder bei den Goldsuchern in Alaska zugegangen sein. Gesetzlose Glücksritter auf der Suche nach dem großen Reichtum. Vieles wurde sicherlich übertrieben dargestellt, aber trotzdem war sicherlich auch Vieles wahr. Wie auch immer, hier waren wir nun in einer anderen Welt, die nach ihren eigenen Regeln funktionierte.
Mithilfe des australischen Bieres gelang es uns dann doch noch, die nötige Bettschwere zu erzeugen.
Morgen ist auch noch ein Tag.
Fortsetzung folgt