Ich habe Freunde, die kein Motorrad haben, ja noch nicht mal den Führerschein, um ein zweirädriges motorisiertes Teil durch schöne Gegenden zu bewegen.
Wenn also genau diese Menschen mich zu Haus besuchen, kann es passieren – nein es passiert, dass diese aufgrund der entsprechenden Lektüre (Motorrad, Mo, etc),die mehr oder weniger geordnet zu hause rumliegt, der Bilder, die mich oder andere Motorsportgrößen in Aktion zeigen, dass genau diese Besucher aus diesen Mosaiksteinchen die richtigen Schlüsse ziehen und zu der gewagten Frage kommen : „Fährst Du etwa Motorrad?“

Zugegeben, meistens bin ich ob solcher Kombinationsgabe erst einmal sprachlos. Annähernd gleichzeitig wirft meine Frau mir einen Blick zu, als ob sie mir sagen wollte, „nein, heute möchte ich keine Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Motorradfahrens am Kaffeetisch….“. Möchte ich ja auch nicht aber der Besucher insistiert, was für eine „Maschine“ fährst du denn? „BMW!“ „ Booahr!“ ( wieso??) „Wie schwer ist die denn?“
„Meine ca 240 kg!“

„ Knapp 290 km/h….“
„ Waaas, wie viel, verrückt, total verückt! Aber das fährt man doch nicht!?“
Frau…“Nein, fährt er auch nicht!!“ Ich…“Was „m a n „ fährt weiss ich nicht, i c h schon (leicht trotzig

„Wie, 290, und das fährst Du??“ „Ja, aber meistens nur auf Autobahnen

„ Ist aber doch total gefährlich!!“ „ Mmhh, egal und soo gefährlich ist das auch nicht. Hab eine geänderte Auspuffanlage dran, die ist bei dem Tempo so laut, da hört man mich.“ „Waas?“
„ Akrapovic!“
„ Gesundheit!“
„Dann bist du auch so einer, der so ein spätpubertäres Gehabe hat und die Nerven seiner Mitmenschen permanent malträtiert?!“ Spätestens jetzt sind die kleinen gelben Kerzchen auf der nett gedeckten Kaffeetafel wie durch Zauberhand erloschen, meine zauberhafte Gattin wirft mir Blicke zu, die ich sonst nur kenne, wenn ich beim Einkauf statt der dringend benötigten Butter das neueste Mo-BMW Sonderheft strahlend nach Hause bringe.
„Ja, ich kann doch nichts dazu! Was muss mich dieser VW Passat Fahrer mit seinem ZDF –Reporter Gequatsche nerven,“ möchte ich ihr zurufen, halte mich aber meiner guten Erziehung gebührend zurück
„Ich kenne in meinem Bekanntenkreis schon zwei, die beim Motorradfahren ums Leben gekommen sind, einer unter einen Trecker, der andere unter eine Leitplanke,“ setzt der Kuchenschnorrer nach. Es folgen Geschichten von zertrümmerten Körpern, abgetrennten Gliedmaßen, zerstörten Familien. Meine Frau verliert die Gesichtsfarbe.
Ich setze nach und erzähle die Geschichte von dem an Herzverfettung gestorbenen Briefmarkensammler und toppe das Ganze mit der wahren Geschichte vom Brieftaubenzüchter, der von den eigenen Brieftaubenvölker bei lebendigem Leibe zerhackt wurde. Meine Frau gewinnt zunehmend an Farbe, jetzt leicht rötlich. Gattin nebst Besuchergattin entfernen sich in den Garten.
Besucherfreund legt nach. „Was kostet denn der Spaß?“
„ Genug!“
„ Was heisst das?“
„ Genug!! Kann man sich locker einen Passat für kaufen!“


„Und Gepäck? Was ist damit? Ja wenn Ihr verreist, da passt ja nix rein.“
„ Meine Frau fährt nicht mit, traut sich nicht.“
„ Was, dann fährst du allein?“ (Nein, hab noch drei Ersatzfrauen – denk ich mir nur, sag ich nicht, da ich nicht weiß, wie gut meine Frau durch die geöffnete Balkontür mithören kann)
„Ich verstehe nicht, was Du am Motorradfahren findest!“
„Man ist für sich allein und muss nicht dauend mit Menschen quatschen, die einen total annerven.“ Ich hab keine Lust mehr, dieser lebenden Leiche zu erklären, was Freude, was Glück ist. Für den Rest des Nachmittags bin ich sehr mundfaul, gehe auch nicht näher auf Spitzen über meinen Arbeitgeber ein, gebe vor den Co2 Wert meines PKW nicht zu kennen und bin heilfroh, als dieser Langweiler nebst Gattin das Haus verlässt.
Anschließend setz ich mich auf meine KS, starte den den satten 4zylinder, freue mich über die Beschleunigung, die Kurven, genieße die Wärme der letzten Sommersonnenstrahlen und bedaure die Armen, die nie erfahren werden, wie schön unser Hobby ist.
johannes